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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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überaus misstrauisch. Ihr scheint sie
mit Eurer Lieblichkeit ebenso überwältigt zu haben, wie ihr mich überwältigt
habt. Übrigens, Ihr seht hinreißend aus in diesem Kleid, meine Liebe. Ich habe
es bereits vor Monaten, gleich nach unserer ersten Begegnung, in Auftrag
gegeben. Es besitzt bewusst keinen Schnürleib. Ich dachte, dass Euch dies
entgegenkommen würde. Schon damals habe ich verstanden, dass Ihr die
Einschränkung nicht liebt, selbst wenn sie nur Eure Garderobe betrifft.“ Der
Graf trat näher. Galant streckte er ihr seine Hand entgegen, um ihr
aufzuhelfen. Emilia ergriff sie und der Graf nutzte die Situation, indem er sie
mit einer kraftvollen Bewegung zu sich heranzog, so dass sich ihre Körper
berührten. Sie meinte die Hitze zu spüren, die von ihm abstrahlte. Er
erforschte ihr Gesicht und murmelte dann: „Jedes Mal, wenn ich Euch sehe,
erscheint Ihr mir noch schöner als das vorherige Mal. Worin besteht Euer
besonderer Zauber, dem sogar meine Hunde erliegen?“ Er hielt kurz inne, bevor
er sich seine Frage selbst beantwortete: „Könnte es daran liegen, dass man sich
in Eurer Nähe stark fühlt und voller Leben? Ihr habt etwas Herausforderndes an
Euch. Man möchte sofort alles stehen und liegen lassen und etwas Großartiges
und Ruhmvolles für Euch vollbringen - einzig um als Belohnung ein Lächeln von
Euren schönen Lippen zu empfangen.“
    Emilia
bedankte sich artig für seine galanten Worte, dabei ertrug sie seine
körperliche Nähe nur mit Widerwillen. Außerdem wurde sie des ewigen Geredes
über ihre Schönheit langsam überdrüssig. Welchen Nutzen brachte sie ihr, da der
Mann, den sie heimlich liebte, unerreichbar für sie blieb?
    Endlich ließ
der Graf von ihr ab und geleitete sie zur Tafel. Ganze Kerzenwälder steckten in
hohen Leuchtern und tauchten den Raum in ihren goldenen Schein. In der Mitte
des Tisches prunkte ein silberner Tafelaufsatz von der Größe eines Bootes, der
von exotischen Früchten überquoll. Die Hunde schlossen sich Emilia an und
falteten sich mit einem hörbaren Seufzen zu ihren Füßen zusammen. Während des
gesamten Mahles übten sich der Graf und sein Gast in belanglosen Artigkeiten.
Emilia fand immer weniger Gefallen an diesem Katz- und Mausspiel, vor allem, da
ihr die Rolle der Maus zufiel. Noch während der starke Kaffee serviert wurde,
warf Emilia ihre guten Vorsätze über Bord. Für ihre Maßstäbe hatte sie sich
lange genug in Geduld geübt. „Mein lieber Graf“, begann sie. “Bitte denkt
nicht, dass ich an Eurem Wort zweifelte, dass Ihr mir lediglich einen Gefallen
habt erweisen wollen, indem Ihr mich aus Sulmona hierher habt bringen lassen.
Erlaubt jedoch, dass ich Euch die Frage nach dem Warum stelle… Seid Ihr damit
nicht ein hohes Risiko eingegangen?“ Emilia wagte einen schnellen Blick auf
Bramantes Gesicht. Sie fand darin keine Spur von Widerwillen, eher amüsierte
Neugierde.
    „Von welchem
Risiko sprecht Ihr genau, meine Liebe?“, entgegnete er lächelnd. Er lehnte sich
in seinem Sessel zurück und faltete die Hände über seinem Bauch. Er wirkte so
harmlos wie ein satter Biedermann. Emilia ließ sich davon nicht täuschen: „Ich
spreche von dem Risiko, dass Ihr keine widerrechtlich eingesperrte Jungfrau
befreit, sondern die Gemahlin des Herzogs von Pescara entführt habt - die im
Übrigen guter Hoffnung ist und seinen mutmaßlichen Erben unter dem Herzen
trägt. Meine Schwiegermutter wird nicht lange brauchen, um Euch dieser Tat zu
verdächtigen. Ohne Frage wird sie in den nächsten Tagen mit einer großen Schar
Soldaten auftauchen und im Namen der örtlichen Gerichtsbarkeit meine Herausgabe
fordern. Gebietet die Klugheit daher nicht, Euch aus der Schusslinie zu
manövrieren, indem ich Eure Gastfreundschaft so kurz wie möglich in Anspruch
nehme?“
    Die
folgenden Worte Bramantes bremsten ihren Schwung aus.
    „Beatrice
dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits Gewissheit über Euer Schicksal haben, meine
Liebe. Ich selbst habe sie davon in Kenntnis setzen lassen. Ich glaube
allerdings kaum, dass sie hier auftauchen wird. Dies ist nur eine meiner vielen
Besitzungen und meine Leute sind mir treu ergeben. Ich habe das Gerücht streuen
lassen, dass Ihr Euch auf dem Weg nach Frankreich befindet. Dort gibt es eine
große Anzahl Antiroyalisten, die entschieden etwas gegen Beatrices Pläne haben,
mit dem Urenkel des Sonnenkönigs eine weitere bourbonische Monarchie in Europa
zu etablieren. Darüber hinaus besitzt sie etwas, das ich haben

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