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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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will.“
    Auf Emilia
wirkten seine Worte wie ein kalter Guss. Mehr denn je fand sie sich über die
Motive ihres Gegenübers im Unklaren.
    „Ihr habt
Beatrice selbst auf Eure Spur gesetzt? Aber warum in Gottesnamen…“, stieß sie
verwirrt aus. Dann aber glaubte sie es zu wissen. Die merkwürdige Betonung, als
er von ihrem Kind sprach, brachte sie darauf. „Ihr habt vor, Beatrice zu
erpressen?“
    „Erpressung
ist ein hässliches Wort. Ich würde bevorzugen, wenn Ihr es Austausch nennen
würdet.“
    „Nennt es,
wie Ihr wollt! Im Ergebnis ist es das Gleiche. Immerhin habt Ihr damit
eingestanden, dass Ihr niemals vorhattet, mich nach Rom reisen zu lassen“,
erwiderte Emilia kalt.
    „Gut, decken
wir die Karten also auf“, sagte der Graf ruhig. „Ich besitze etwas, das Beatrice
unbedingt zurück haben möchte: Euch und Euer Kind. Sie wiederum hält etwas in
ihrem Besitz, das sie einst selbst gestohlen hat und das ich von ihr
einfordere. Wie ich schon sagte, ein simpler Tausch.“
    Nur mit Mühe
gelang es Emilia angesichts Graf Bramantes selbstverliebter Miene, ihren Zorn
im Zaum zu halten. Am liebsten hätte sie sich erneut auf ihn gestürzt.
    „Holla“,
rief Bramante und deutete ihren Ausdruck vollkommen richtig. „Ihr seht mich an,
also wolltet Ihr mich erwürgen! Hier“, er beugte sich vor und reichte ihr einen
goldenen Pokal. „Trinkt ein wenig Wein. Er wird Euch gut tun.“ Emilia nahm die
Einladung samt Kelch gerne entgegen - jedoch nur, um Bramante den gesamten
Inhalt mit Schwung ins Gesicht zu schütten. Sie sprang auf und ihre Augen
sprühten blaues Feuer.
    Der Graf
schüttelte sich den Wein aus dem Gesicht und brach in schallendes Gelächter
aus: „Oh, wie ich das Aufflammen Eurer Vitalität liebe“, rief er
enthusiastisch.
    „Lacht nur,
Graf! Lacht, so lange Ihr es noch könnt“, rief Emilia mit zornbebender Stimme.
„So wahr ich hier stehe und Emilia di Stefano heiße, schwöre ich Euch, eines
Tages werde ich an Euch Rache nehmen.“
    „Aber, aber…
Warum gleich so melodramatisch, meine Liebe“, blieb der Graf gelassen. „Ihr
habt nicht das Geringste zu befürchten. Solange die Verhandlungen laufen, seid
Ihr mein geschätzter Gast. Ich werde dafür Sorge tragen, dass Euer Aufenthalt
hier so angenehm wie möglich verläuft. Das hängt im Übrigen ganz von Euch ab.“
    „Ihr wollt
damit sagen, dass dies ganz von meinem Entgegenkommen Euch gegenüber abhängt.
Erpressung - etwas anderes scheint Ihr nicht zu kennen. Schämt Ihr Euch nicht,
Ihr, die Ihr ein Edelmann seid?“, schleuderte sie ihm verächtlich entgegen.
    „Ihr seid
sehr idealistisch, meine Teuerste, und sehr jung. Darum werde ich Euch eine wichtige
Lektion erteilen - eine Lektion darüber, wie Ihr in dieser Welt überleben
könnt. Ihr solltet nie vergessen, dass das Leben ein ewig währender Kampf ist.
Leider entspricht es dem Gesetz der Natur, dass ihn stets der Stärkere gewinnt.
Ihr, die Ihr als Frau geboren wurdet, seid daher von vorneherein unterlegen.
Doch es gibt etwas, dem jeder Mann unterlegen ist, und das ist die Schönheit
der Frau. Ihr, die Ihr sehr schön seid, verfügt damit über die stärkste Waffe
überhaupt. Warum also sie nicht zu Eurem Vorteil nutzen? Heiratet mich und ich
weiß Euch vor Beatrice zu schützen. Ihr wisst, dass ich über ausreichend Macht
und Einfluss verfüge, um ihr Paroli zu bieten. Was sagt Ihr?“
    „Mich
zwischen Euch und Beatrice wählen zu lassen, hieße zwischen der Pest und der
Cholera zu wählen“, entgegnete Emilia kalt. „Außerdem scheint Ihr vergessen zu
haben, dass ich bereits einen Gemahl habe.“
    „Heutzutage
wird man schnell zur Witwe.“
    „Mörder!
Endlich zeigt Ihr Euer wahres Gesicht!“ Emilia sprang auf und lief auf den
Ausgang des Saales zu. Die beiden Hunde erhoben sich ebenfalls. Kurz sahen sie
unentschlossen von ihrem Herrn zu ihr, dann trotteten sie Emilia hinterher.
    „Wohin wollt
Ihr, wenn ich fragen darf? Ich dachte, Euch dürstete nach Antworten?“, rief ihr
Bramante sichtlich amüsiert hinterher.
    „Ich gehe
lieber selbst zurück in das Verließ, bevor Ihr mich schicken könnt. Immerhin
muss ich dann Eure Gegenwart nicht länger ertragen“, erwiderte Emilia
hoheitsvoll.
    „Macht Euch
nicht lächerlich, meine Liebe und kommt zurück. Davon ist keine Rede. Für wen
haltet Ihr mich?“
    Emilia
verzichtete auf die entsprechende Replik, die ihr bereits auf der Zunge lag. Immerhin
entschied sie sich zur Tafel zurückzukehren. Im Verließ würde sie

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