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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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sattsehen. Er hatte eine gesunde rosige Haut,
einen energischen kleinen Mund und riesige blaue Augen, in denen sich seine
Mutter entzückt wiederspiegelte. Zarter dunkler Flaum bedeckte sein Köpfchen.
Liebevoll strich Emilia darüber und der kleine Kerl schmiegte sich
vertrauensvoll an ihre Brust.
    „Natürlich
ist er das. Besonders, wenn er schläft“, erwiderte Serafina trocken. „Warte
nur, bis er schreit. Er dirigiert mit seinen Launen bereits das ganze Haus.“
    „Wo sind wir?“
    „In Rom, im
Palazzo Colonna“, informierte sie Serafina und reichte ihr einen Becher
Kräutertee. „Hier trink, er wird dich stärken. Danach solltest du noch etwas schlafen.
Du bist noch lange nicht genesen.“ Folgsam trank Emilia. Das Getränk entfachte
ein warmes Feuer in ihrem Magen und fast sofort legte sich Müdigkeit auf ihre
Sinne. Sie hatte viele Fragen - zum Beispiel, wie sie hierher nach Rom gelangt
war. Doch die Augen fielen ihr bereits zu und sie versank erneut in tiefen
Schlaf. Doch für dieses Mal war er nicht mehr Krankheit und Erschöpfung
geschuldet, sondern diente ihrer Genesung.
    Am nächsten
Vormittag erwachte Emilia an Geist und Leib erfrischt. Sie fühlte sich nun stark
genug, um sich von ihren Freunden die Geschichte ihrer Rettung schildern zu
lassen.
    Zuvor jedoch
verlangte sie nach ihrem kleinen Sohn, um sich zu vergewissern, dass er nicht
einem Wunschtraum entsprungen war. Die Amme brachte ihn und sie beobachtete, wie
er seine runden Fäuste in deren pralle Brust krallte und mit erstaunlicher Gier
saugte. Da sie die Anfänge seines Lebens versäumt hatte, erschien Emilia jede
mit ihrem Kind verbrachte Minute umso kostbarer. Endlich setzte die Amme ihn
ab. „Beim heiligen Bonifatius! Ich habe schon viele Bälger erlebt, aber ein
solcher Trinker ist mir bisher noch nicht untergekommen, das könnt Ihr mir
glauben, Euer Gnaden“, meinte die Amme, während sie ihre Kleider richtete. „Er
wird sicher groß und stark werden.“
    „Meint Ihr?“,
strahlte Emilia.
    Die Amme
reichte ihr das kleine strampelnde Bündel, das in Sekundenschnelle hochrot
anlief, den kleinen Mund öffnete und in ein lautes Gebrüll ausbrach. Emilia
legte ihn sich auf ihren Bauch, doch der kleine Herr schien noch nicht gesättigt
zu sein. Sofort ruckte sein Köpfchen umher und seine Lippen suchten nach der
unter dem Nachthemd verborgenen Brust.
    „Oha“,
machte die Amme und blickte interessiert auf sie hinunter. „Er hat wohl immer
noch Hunger, unser Kleiner. Nichts für ungut, Herrin, aber ich bin leer wie ein
trockener Brunnen.“
    Emilia
gehorchte einem Impuls. „Schnell, helft mir!“ Sie schlug ihr Nachthemd zurück
und legte die Bandage frei, mit der man ihre schmerzende Brust umwickelt hatte,
um den Milchfluss zu unterbinden.
    „Aber,
Herrin, was tut Ihr denn da…?“, stotterte die gute Frau, entsetzt darüber, dass
eine so hochgestellte Persönlichkeit wie die Herzogin ihr Kind selbst stillen
wollte.
    „Steht nicht
herum und haltet Reden, sondern helft mir, diese lästigen Binden loszuwerden“,
fuhr Emilia sie an, während sie ungeduldig an dem Leinen zerrte. Die Amme
grummelte einige unverständliche Worte, von denen Emilia nur so etwas wie
`Launen von großen Damen´ verstand, doch sie half ihr willig. Emilia legte das
schreiende Kind an ihre Brust.
    So trafen
sie Emanuele und Serafina bei ihrem Eintreten an. Letztere trug ein Tablett. Da
beide Emilia zur Genüge kannten, sparten sie sich jeglichen Tadel und begnügten
sich damit, ihre Meinung mit einem synchronen Kopfschütteln kund zu tun. Paridi
stolzierte hinter ihnen herein. Emilia bemerkte ihn nicht sofort, da sie sich
ganz auf ihren Sohn konzentrierte. Nachdem der Kleine endgültig seinen Hunger
gestillt und sein Wohlbefinden durch ein lautes Rülpsen kundgetan hatte,
schlief er auf der Brust seiner Mutter ein. Das Däumchen hatte er in den Mund
gesteckt. Serafina nahm den Kleinen auf und bettete ihn in seine Wiege.
    Dann
platzierte sie ein kleines Tischchen mit dem Tablett über Emilias Knie und
sagte: „Nun bist du aber dran. Du musst alles aufessen, damit du schnell wieder
zu Kräften kommst - vor allem, da du deinen Sohn selbst stillst.“
    Emilia ließ
sich das nicht zweimal sagen. Gierig fiel sie über das Omelette mit frischen
Kräutern und Pilzen her. Zwei Blätterteighörnchen und ein Schälchen Weintrauben
gingen denselben Weg, begleitet von einem Glas warmer Milch. „Das war gut“,
meinte Emilia und lehnte sich zufrieden zurück. Ihr fiel

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