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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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ihr gesagt? Der Kampf gegen das Schicksal gleicht einem Tanz am Abgrund. Ihre eigene Prophezeiung fiel ihr ein. Oh nein, sie würde gewiss nicht
tanzen! Im Gegenteil, sollte die Eventualität eintreten, dass sie sich
erfüllte, dann würde sie nicht weglaufen, sondern sich ihr mitten in den Weg
stellen. „Und was ist mit Filomena, meiner Schwägerin? Habt ihr von ihr
gehört?“, wollte sie als nächstes wissen.
    „Ja, ich
habe sie kennengelernt“, schaltete sich Serafina ein. “Interessantes Mädchen.
Sie war hier, ist aber nach Sulmona zurückgekehrt, sobald Mutter erklärt hatte,
dass du außer Gefahr bist. Sie hat gesagt, jemand müsse sich dort um deine
Angelegenheiten kümmern - jetzt, da du Witwe bist.“
    Jäh fuhr
Emilias Kopf in die Höhe: „Soll das heißen, ich bin… frei ?“
    „Ja, und
dein Sohn ist der einzige Erbe eines märchenhaften Vermögens“, grinste Serafina.
„Übrigens haben drei Angehörige aus Bramantes Haushalt in deinen übergewechselt.“
    Da Emilia
sie lediglich irritiert anstarrte, ergänzte sie: „Da wäre zunächst das junge
Mädchen, das uns entgegenlief und uns über die Ereignisse berichtet hat. Sie
heißt Clara.“
    „Meine Zofe.
Ich freue mich sehr, dass sie hier ist. Sie soll mich später besuchen kommen.
Aber wer sind die anderen beiden?“
    „Zwei
riesige Hundebestien, die unserer Kutsche bis nach Rom gefolgt sind und seither
vor deiner Tür wachen wie zwei graue Sphinxen.“
    „Castor und
Pollux!“, rief Emilia überrascht aus.
    „Ja, Paridi
hat ihnen bereits beigebracht, wer hier der Herr im Haus ist.“ Serafina horchte
zur Tür. Davor waren einige Stimmen laut geworden. Sie hörten rasche Schritte
näher kommen. „Endlich…“, rief Emanuele freudig aus. „Er ist eingetroffen!“
    „Wer?
Francesco?“ Emilia richtete sich auf und fuhr sich unwillkürlich durch ihr
Haar. Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt. Schon schwang die Tür auf und ein
Mann polterte herein. „Mein Lämmchen“, rief Conte Abelardo di Stefano und
schloss seine Tochter - staubbedeckt wie er war - fest in seine Arme.

 
XII
     
    Ein Diener führte Francesco Colonna in Emilias Gemach. Hinter
dem hohen Fenster senkte sich bereits die Dämmerung über die Dächer Roms. Emilia
hatte den jungen Principe hergebeten, um endlich eine Aussprache
herbeizuführen. Bald nach ihrer Genesung hatte die junge Frau den Palazzo Colonna
verlassen und ihren eigenen Palazzo in der Via del Corso bezogen. Sie genoss ihre
neue Freiheit und hatte ihr Heim auf den Namen Villa Meraviglia getauft. Sie hatte
sich mit ihr ein bezauberndes Refugium geschaffen. Durch die zusätzlichen
Fenster, die sie hatte einbauen lassen, strömten Luft und Licht herein. Helle
Möbel und weiße Teppiche und vor allem die unzähligen Blumen, die jeden freien
Platz einnahmen, schufen eine behagliche Atmosphäre.
    Unaufgefordert
schürte der Bedienstete das Feuer und entzündete die Kerzen in den
schmiedeeisernen Kandelabern.
    Während
ihrer wochenlangen Genesung hatte Francesco sie mehrere Male aufgesucht, immer in
Begleitung seiner jungen Schwester Vittoria. Er benahm sich dann stets
zurückhaltend und beschränkte sich auf die allernötigste Konversation. Von
Serafina wusste sie jedoch, dass er von Tivoli bis Rom und auch die ersten Tage
nach ihrer Ankunft, als sie das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt hatte,
kaum von ihrer Seite gewichen war.
    Bei ihrem
letzten gemeinsamen Besuch, dem Tag, an dem Donna Elvira verkündet hatte, sie
wäre wieder vollkommen genesen, hatte sich Francesco früher als die anderen
verabschiedet. Seit jenem Tag vor drei Monaten hatte sie ihn nicht mehr
wiedergesehen. Vittoria hatte es damals nach Francescos Abgang in ihrer
unbekümmerten Art auf den Punkt gebracht: „Er ist rasend in dich verliebt,
Emilia!“
    „Wer?“,
fragte Emanuele überflüssigerweise.
    „Mein Bruder
Francesco natürlich. Er weiß nicht mehr, wo oben oder unten ist, sobald er in Emilias
Nähe kommt. Es macht ihm fürchterlich zu schaffen. Schließlich hat er Gott
zuerst geliebt. Er kann nicht begreifen, dass die Liebe wankelmütig sein kann.
Aber das Herz nimmt sich, wonach es verlangt.“
    „Vittoria!“,
hatten Emanuele und Serafina wie aus einem Mund gerufen. Emilias Augen jedoch
hatten bei Vittorias Worten aufgeleuchtet. Schließlich hatte Emanuele
eingeräumt, dass sein Freund tatsächlich ein wenig aus dem Lot geraten schien.
Nie zuvor hatte er seinen ausgeglichenen Freund launisch erlebt. In letzter
Zeit kam dies

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