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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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gegen den Pfosten des Bettes und schlug erneut hart
auf den Boden. Mit einem Mark erschütterndem Triumphschrei sprang Beatrice auf
sie und zielte mit dem Messer direkt auf ihr Herz. Aus ihren Augen leuchtete
die blanke Mordlust. Emilia gelang es buchstäblich in letzter Sekunde den Dolch
mit beiden Händen abzufangen. Die Klinge ritzte bereits ihre Haut. Beide Frauen
zitterten vor Anstrengung. Blut troff Beatrice stetig aus einer tiefen Wunde am
Kopf, nässte Emilias Gesicht und rann ihr in die Augen. Emilia spürte ihre
Kräfte schwinden. Plötzlich wurde Beatrice von ihr heruntergerissen. Emilia,
durch Beatrices Blut geblendet, hörte ein ohrenbetäubendes Brüllen, das sie
nicht einordnen konnte. Beatrice jaulte wütend auf, dann stieß sie einen lang
gezogenen Schrei aus, der nichts Menschliches mehr an sich hatte. Emilia
glaubte, ein merkwürdig schleifendes Geräusch zu hören, dann wurde es still um
sie. Ihr Gesichtsfeld schrumpfte zusammen und zerbarst in tausend weiße Blitze… Ich werde sterben und mein Kind mit mir ... Adieu mein kleiner Schatz, ich
liebe dich so sehr. Wie gerne hätte ich dich kennengelernt ... Ihr letzter
Gedanke galt ihrem Kind, bis ihr Geist sich im schwarzen Nichts auflöste.
    Wie aus
weiter Ferne sah sie drei schöne Engel, zwei Männer und eine Frau, in den Raum
schweben. Sie hoben sie auf und trugen sie und das Kind mit sich fort.

 
     
     
     
     
     
     
     
Teil 3
Tanz am Abgrund
     
    - Sergej und Francesco -
     

 
XI
     
    Emilia schlug ihre Augen auf. Das erste, was sie erblickte,
war ein bunter Reigen pausbäckiger nackter Engel. Die kleinen rosigen Gestalten
über ihr veranstalteten allerlei Schabernack mit mehreren gerüsteten Rittern
und ihren ebenso mit Stahl gewappneten Pferden. Sie versteckten die Waffen,
kitzelten die Pferde mit Federn und verstreuten den Inhalt der Satteltaschen
reihum. Die Ritter guckten empört, die Pferde stiegen und die runden Engelchen
grinsten frech. Das lustige Treiben entlockte Emilia ein kleines Lächeln. Zweifellos befand sie sich im Himmel .
    "Sie
ist wach, endlich!", rief eine weibliche Stimme aufgeregt.
    "Und sie
lächelt!", antwortete ihr eine männliche Stimme, kaum minder entzückt.
    Emilia
spürte eine Bewegung im Raum, gefolgt von zwei Gewichten, die sich rechts und
links von ihr niederließen. Ihre Hände wurden ergriffen und so fest gedrückt,
dass es sie schmerzte. Konnte man im Himmel Schmerz fühlen? "Was…?",
stotterte sie verwirrt. Sie riss die Augen weit auf und erkannte zwei
verschwommene Gestalten. Waren das Engel? Emilias Verstand hatte sichtlich
Schwierigkeiten, seine Funktion wieder aufzunehmen. Sie erlebte einen
kritischen Augenblick der Desorientierung, da der letzte Gedanke, der noch in
einer Windung ihres Gehirns feststeckte, jener war, dass sie gestorben war. Doch
ihr Verstand holte rasch auf. „Emanuele! Serafina! Ihr seid hier!“, rief sie.
Schon die nächsten Worte, die sie ausstieß, galten dem Schicksal ihres Sohnes: "Und
mein Kind? Was ist mit meinem Kind? Wo ist es?"
    Sofort erhob
sich zu ihren Füßen ein kräftiger Schrei - ganz so, als hätte das Kind die
Stimme seiner Mutter erkannt und kurzerhand beschlossen, ihr selbst zu
antworten.
    Serafina
sprang auf. Sie hob Emilias Sohn aus seiner Wiege am Fußende und legte es in
die sehnsüchtig geöffneten Arme seiner Mutter. Das Kind strampelte ungeduldig
und streckte sich sofort nach ihrer Brust. "Er hat Hunger", sagte
Emilia selig. Sie steckte ihrem Sohn den Zeigefinger in den rosigen Mund, den
er wie ein hungriges Vögelchen geöffnet hatte. Kraftvoll sog er daran.
    "Das
kann nicht sein", antwortete Serafina und runzelte die Stirn. "Die
Amme hat ihn eben erst mit einer tüchtigen Portion gefüttert. Wenn unser
kleiner Cherubin weiter so viel Appetit an den Tag legt, wird er bald rund wie
ein Ferkelchen sein." Dabei betrachtete sie den Jungen mit liebevollem
Stolz.
    Emilia
verspürte einen kleinen Stich in ihrem Herzen. Serafina schien ihr bei ihrem
Sohn voraus zu sein. Sie hörte, wie jemand im Hintergrund das Zimmer verließ
und die Türe sich leise schloss. Emilia vermutete, dass es sich hierbei um die
von Serafina erwähnte Amme handelte. Sofort konzentrierten sich alle ihre Sinne
wieder auf ihren kleinen Sohn. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und erstickte
beinahe vor Liebe, sein warmes Gewicht auf ihrer Brust zu spüren.
    „Er ist
wunderschön. Sieht er nicht wie ein kleiner Engel aus?“, schwärmte Emilia. Sie
konnte sich an ihm gar nicht

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