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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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hatte. Weder etwas gesagt noch die Schläge des älteren Mönchs abgewehrt. Und nun? Sicherlich waren sie ins nächste Wirtshaus gegangen und labten sich dort am Bier. Wütend warf der junge Franziskaner einen Stein in den Fluss.
    Salzige Tränen brannten in seinen aufgeplatzten Wunden, als es plötzlich hinter ihm im Gehölz knackte. Das Herz schlug dem Jungen bis zum Hals. Durch die geschwollenen Lider konnte er kaum etwas erkennen und hatte Angst, dass Servatius zurückgekommen war, um weiter auf ihn einzuprügeln.
    Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, wollte er laut schreien, brachte jedoch nur ein Krächzen hervor.
    »Psst, sei still. Ich bin es, Barnabas.«
    Schnell wischte sich Burghard über die Augen, wobei er sich die salzigen Tränen in die offene Stelle an seiner Wange rieb. Er ignorierte das Brennen, da er vor dem Magier keine Schwäche zeigen wollte.
    »Was willst du?«, fragte Burghard mit schwacher Stimme.
    »Ich will dir helfen!«, konnte er ihn leise antworten hören.
    »Lass mich in Ruhe, Barnabas! Als du mir hättest helfen können, da hast du nur stumm dagestanden …«
    »Ich weiß! Aber ich konnte nicht eingreifen. Das war eine Sache zwischen dir und deinem Mitbruder. Bedenke, dass ich es durch mein Einmischen vielleicht nur schlimmer gemacht hätte. Außerdem … Servatius hätte mir sowieso nicht zugehört.«
    Burghard spuckte ob dieser Worte aus. Barnabas tat, als habe er es nicht bemerkt, und drehte das Gesicht des Jungen so, dass er es im Mondlicht betrachten konnte.
    »Jetzt bin ich ja hier und werde dir helfen, dass deine Wunden schnell verheilen. Zeig her … halb so schlimm!«, erklärte Barnabas und strich eine kühlende, würzig riechende Paste auf die offenen Stellen. Der Junge zuckte bei jeder Berührung zusammen. Für das geschwollene Auge und die Lippe wählte der Magier ein anderes Heilmittel, das wie Feuer brannte. Burghard stöhnte auf und wollte die Salbe wegwischen, doch Barnabas hielt ihn an den Händen fest.
    »Warte einen Augenblick! Gleich brennt es nicht mehr!«
    Tatsächlich verschwand der Schmerz in Sekundenschnelle.
    »Warum hat er das gemacht?«, presste Burghard hervor.
    »Das musst du ihn schon selbst fragen. Wahrscheinlich, weil er Angst hat, dass du vom rechten Weg abkommst. Diese Hexenverfolgungsgegner haben die Fähigkeit, Menschen zu beeinflussen. Selbst dann, wenn sie nicht anwesend sind – allein durch ihre Theorien …«
    »Aber das ist doch Unsinn! Ich wollte doch nur eine Erklärung.«
    Der Magier erwiderte nichts. Natürlich hätte er Servatius davon abhalten können, auf den Jungen einzuprügeln. Doch Barnabas hatte schon seit einiger Zeit beobachtet, dass Burghard unzufrieden war und an der Kraft des Magiers zu zweifeln schien. Seine Wissbegierde und seine Fragen konnten die Pläne des Volkszauberers gefährden. Der hatte den jungen Mönch
zwar mehrfach zum Schweigen ermahnt, aber außer neuen Fragen hatte er nichts erreicht.
    Da war ihm Servatius’ Zornesausbruch gerade recht gekommen. Barnabas hoffte, dass Burghard von jetzt an ohne Widerworte seine Arbeiten verrichten und den Magier weiterhin unterstützen würde.
    »Morgen wird man kaum noch etwas von den Verletzungen sehen können. Geh jetzt ins Zelt und leg dich schlafen. Ich werde Servatius alles erklären.«
    Der junge Franziskaner nickte. Er spürte plötzlich eine bleierne Müdigkeit und schleppte sich ins Zelt, wo er sofort in tiefen Schlaf fiel.

    »Eure Frau ist verhext worden!«, stellte Barnabas mit kraftvoller Stimme fest, sodass auch der letzte Mann im Nebenzimmer sein Urteil hören konnte.
    Im Hausgang, im Treppenaufgang und im Schlafzimmer drängten sich Menschen, die aus Neugier, aber auch aus Angst gekommen waren, um zu hören, was der Magier zu sagen hatte. Die, die nichts verstanden, stießen andere an, damit sie nachfragten oder das Gesagte wiederholten. Nachdem die Menge die Worte des Magiers vernommen hatte, setzte ein aufgeregtes Murmeln ein.
    »Vater im Himmel!«, flüsterte Amtmann Löwenberg, der in der Nähe der Zimmertür stand und sich den Schweiß von der Stirn tupfte. Das Gedrängel der vielen Menschen machte die Luft im Haus stickig. Da aber auch draußen große Hitze herrschte, nützte es wenig, dass die Fenster geöffnet waren.
    Barnabas stand am Bett der Frau und hielt seinen gekrümmten Stab über sie, als könne er dadurch ein Ausbreiten der Krankheit verhindern.
    Servatius stand wie immer mit ernster Miene neben dem
Magier. Burghard hingegen

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