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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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mit einem Mann in ihre Kammer gehen. So blieb Milchkarl zurück, als Agathe Clemens zu ihrem Gemach geleitete. Als er Clemens’ ungläubigen Blick auffing, lachte er schallend.
    Da keine der anderen Huren den älteren Mann interessierte, ging er in die Spelunke, in der er vor einigen Tagen Wilhelm beobachtet hatte.
    Obwohl es noch früher Abend war, brannten die Talglampen im Schankraum. Wieder hingen dünne Schwaden Pfeifenrauch wie Nebelschleier in der Luft.
    Karl bestellte ein Bier. An die Theke gelehnt, sah er sich um und erschrak. Am selben Platz wie beim letzten Mal saß Münzbacher. Und auch heute sprach er mit einem Mann – und wenn er sich nicht täuschte, hatte er den zuletzt ebenfalls hier zusammen mit dem Notar gesehen.
    Karls Herz pochte bis zum Hals. Wenn er doch nur Clemens rufen könnte! Um nicht aufzufallen, setzte sich der Alte zu vier Männern an einen Tisch, an dem geknobelt wurde. Er tat interessiert am Spiel, hatte aber nur Augen für Münzbacher. Der schien sich mit dem anderen Mann zu streiten, denn ab und an konnte Karl erregte Wortfetzen ihres Gesprächs erhaschen. Plötzlich stieß der Notar seinen Stuhl um, erhob die Faust gegen den anderen, und es sah so aus, als würde er gleich zuschlagen. Doch stattdessen stampfte Münzbacher wütend aus der Spelunke.
    Milchkarl kippte in einem Zug das dünne Bier hinunter und folgte dem Notar.
    Als er auf die Straße trat, war Münzbacher nicht mehr zu sehen. Karl lief nach rechts und nach links, aber der Mann blieb verschwunden. Plötzlich hörte er lautes Geschrei, das ihn zurück zum Hurenhaus führte. Karl konnte durch die geöffnete Tür gerade noch sehen, wie Münzbacher zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinaufstürmte. Wieder drang Geschrei an
sein Ohr, dann war zu hören, wie ein Krug an einer Wand zerschellte und ein Stuhl krachend zerbrach. Dazwischen die erregten Worte und das Geschrei einer Frau – Agathe!
    Karl wollte gerade die Treppe hinaufsteigen, als ihm der Notar entgegenkam und wutschnaubend nach draußen eilte.
    Unschlüssig blieb Karl am Treppenabsatz stehen. Sollte er ihn nun verfolgen oder nach dem jungen Clemens sehen?
    Als er aber vor die Tür des Freudenhauses trat, war Münzbacher verschwunden.

    Wilhelm Münzbacher keuchte zornig. Schnellen Schrittes ging er durch die unbeleuchteten Gassen zu seinem Pferd, das er am Waldrand angepflockt hatte. Er kochte vor Wut.
    Zuerst der üble Streit in der Spelunke, und dann musste er auch noch Clemens bei Agathe vorfinden!
    Nichts lief derzeit so, wie er es sich vorstellte. Bei ihrem letzten Gespräch im Wirtshaus hatte Adam versprochen, eine Lösung für sein Anliegen zu finden. Da ihn wieder einmal die Spielschulden arg drückten, wollte Münzbacher endlich frei über das Vermögen der Arnolds verfügen können. Erst dann wäre er alle Sorgen los und könnte das Leben führen, das er seiner Ansicht nach verdiente.
    Doch Adam dachte anscheinend, dass er ihn übers Ohr hauen könne. Es sei im Augenblick niemand zu finden, der die Drecksarbeit erledigen würde, hatte er erklärt. Münzbacher lachte böse. Dieser Hurensohn wollte nur mehr Geld aus ihm pressen, sonst nichts!
    »Anscheinend muss man alles allein machen!«, schimpfte Münzbacher, als er aufsaß und dem Pferd so kräftig in die Flanken trat, dass dieses sich aufbäumte.
    Während er durch die Gassen jagte, geriet er beim Gedanken, dass sein Schwager dieselbe Hure bestieg wie er, immer
mehr in Rage. ›Ich könnte ihn eigenhändig umbringen‹, dachte er erzürnt.
    ›Warum nicht‹, überlegte er dann. ›Anscheinend eigne auch ich mich für dieses Geschäft, denn bisher wurde kein Verdacht geschöpft.‹
    Der Gedanke beflügelte Münzbacher. ›Später‹, dachte er. Zuerst musste er den starken Drang in seinen Lenden loswerden, der ihn seit seinem kurzen und wenig erfreulichen Abstecher ins Hurenhaus plagte.

    Marga zog ihren Rock wieder über die Beine und schaute Münzbacher erwartungsvoll an.
    »Was glotzt du, als ob du noch nicht genug hättest?«
    »Wann kann ich zu dir aufs Gestüt ziehen? Ich will endlich feine Kleider tragen und nicht mehr waschen müssen. Schau dir meine Finger an …«
    Sie hielt ihm ihre Hände direkt vors Gesicht.
    »Überall ist die Haut aufgebrochen. Die Risse heilen nicht und brennen wie Feuer.« Unwirsch schlug Wilhelm die Hände fort.
    »Was kann ich dafür?«
    Körperlich fühlte er sich erleichtert, aber seine Gedanken quälten ihn noch immer. Vor allem, dass die

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