Das Hexenmal: Roman (German Edition)
dunklen Starkbiers getrunken, als sich grußlos eine Magd zu ihm gesellte.
Mit glasigen Augen taxierte der junge Mann die Frau, die ein ansehnliches Gesicht hatte. Als sie zur Theke ging, konnte er ihr dralles Hinterteil bewundern, dass sich selbst durch den weiten Rock erahnen ließ.
›Nicht schlecht‹, dachte er vergnügt und hob den Krug an die Lippen.
»Schon wieder leer«, stellte er angetrunken fest. Doch im selben Moment stand ein frisch gefüllter Humpen vor ihm. Als er aufsah, um sich zu bedanken, stand die Magd vor ihm und lächelte ihn verführerisch an. Sie setzte sich wieder zu ihm an den Tisch.
»Kennen wir uns?«, fragte er leicht lallend und lächelte sie herausfordernd an.
»Wir sind uns bereits begegnet … Rate, wo«, neckte sie ihn.
»Ich kann mich nicht erinnern … Ist ja auch kein Wunder bei dem vielen Bier. Hm, lass mich nachdenken … Bei welchem Bauern bist du in der Pflicht?«
Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und schien krampfhaft zu überlegen, dann sagte er: »Du bist Wäscherin!«
»Woher weißt du das?«, fragte die Magd zurück.
»Sehe ich an deinen roten, rissigen Händen.«
Peinlich berührt versteckte sie die Hände in ihrem Schoß, doch schnell umspielte wieder ein neckisches Lächeln ihre Lippen.
»Und mein Name?«
»Der ist doch nicht wichtig, oder?«
Als er ihr Gesicht zu sich heranziehen wollte, lachte sie kess.
»Warte hier, ich komme gleich zurück, und dann sagst du mir, wo wir uns schon einmal gesehen haben, du Schlauberger.«
»Komm bald wieder!«, rief er ihr nach, wobei er die Worte nur noch schwer bilden konnte.
Die Magd ging hinter das Wirtshaus, wo Münzbacher auf sie wartete.
»Und, was ist?«, fragte er gereizt.
»Er ist bereits betrunken. Den Rest kannst du erledigen.«
Er hielt sie am Arm fest.
»Au!«, schrie sie auf, woraufhin er sie widerwillig losließ.
»Wir haben ein Abkommen …«
»Ach ja? Davon weiß ich nichts. Du willst ihn aus der Stadt haben, dann sorge selbst dafür.«
Obwohl sie erneut aufschrie, packte er sie grob am Arm und zischte ihr mit kaum unterdrückter Wut ins Ohr: »Du willst doch auf das Gestüt ziehen! Aber wenn wir uns nicht beeilen, ist meine kleine Ehefrau zurück, und dann wird sich nichts ändern. Nur wenn ihr Bruder weit weg ist, kann ich sie beeinflussen und in ein Kloster stecken. Also stell dich nicht so an, oder du wirst auf ewig eine Wäscherin bleiben.« Mit einem Stoß schubste er sie von sich und sah sie mit mürrischem Blick an. Marga rieb sich das Handgelenk.
»Wann kommt deine Frau zurück?«
»In zwei Tagen. Ich habe einen Brief auf dem Esstisch liegen sehen, in der sie ihre Ankunft angekündigt hat.«
»Also gut«, zischte Marga, »ich mache, was du sagst, aber ich lasse ihn nicht in mich …«
Erleichtert zog Münzbacher die Wäscherin an sich: »Musst du auch nicht. Du sollst ihm nur das hier geben.«
Er reichte ihr eine kleine dunkle Flasche.
»Wir wollen doch beide, dass unser Spross in ein angemessenes Umfeld geboren wird und nicht zwischen die... nasse Wäsche rutscht.« Dabei knabberte er an ihrem Ohrläppchen und legte ihr die Hand auf den Bauch. Margas Augen strahlten ihn an.
»Erkläre mir deinen Plan!«
Nur mit Mühe konnte Clemens die schmale Stiege auf den Heuschober hinaufsteigen. In der einen Hand hielt er einen Bierkrug, mit der anderen versuchte er sich festzuhalten, da seine Füße immer wieder von den ausgetretenen Sprossen abrutschten. Er kicherte und lallte dann: »Müssen wir unbedingt auf den Heuschober hinauf?«
Dabei schielte er zu Marga, die hinter ihm die Leiter hochkletterte.
»Herrgott, bist du betrunken. Natürlich müssen wir auf den Heuschober. Ich möchte mir dein Gestüt von oben betrachten.«
»Ha, ha, dass ich nicht lache. Du hast ganz anderes vor, wenn wir oben im Heu liegen! Es ist nämlich schon tiefe Nacht und stockdunkel draußen. Sch … wir müssen leise sein, denn sie schlafen schon alle«, gluckste er.
Endlich hatte er die letzte Sprosse erklommen. Marga gab ihm von hinten einen Stoß, sodass er kopfüber in das aufgehäufte Heu fiel. Dabei versuchte er, seinen Krug zu balancieren, aber er landete mitsamt dem Bier ihm Heu.
»Och je, jetzt ist mein Bier verschüttet …«
»Nur nicht weinen«, meinte die Magd spöttisch, »ich habe hier noch einen vollen Krug.«
Clemens streckte sich im Heuhaufen nieder und klopfte neben sich.
»Komm zu mir, meine Schöne, und erzähle mir, wo wir uns schon einmal begegnet sind
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