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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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hervortreten. Seitdem grübelte sie, wie diese Anna wohl aussehen könnte.
    Zum Abschied hatte der Blinde ihr einen kleinen grünen Stein geschenkt, der ihr Kraft geben sollte, wenn sie an sich zweifelte. Der letzte Satz, den er ihr mit auf den Weg gegeben
hatte, hallte in ihrem Gedächtnis nach: »Die Löwin ist bereit zu kämpfen!« Seitdem sah sie immer öfter in ihren Träumen eine Löwin, die zum Sprung ansetzte.
     
    Sobald sie zu Hause wäre, wollte Anna mit Clemens über ihre Zukunft sprechen, denn der Alte hatte sie überzeugt, dass sie ihr Leben ändern musste. Auch wollte sie von ihrem Bruder erfahren, ob Friedrich noch Gefühle für sie hegte.
    ›Friedrich‹, dachte sie verträumt. Wärme breitete sich in ihrem Körper aus, sowie die Hoffnung, dass sie und Wilhelm im Guten auseinandergehen würden. Sie würde ihm eine großzügige Abfindung zukommen lassen und ihm für die Hilfe danken, aber auch unmissverständlich klarmachen, dass es für sie keine gemeinsame Zukunft gab. Ihr Herz gehörte Friedrich, und sie wollte endlich nur noch ihrem Gefühl gehorchen und nicht mehr ihrem Verstand. Von nun an würde sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen.
    Dass der junge Arzt anders empfinden könnte, darüber wollte sie nicht nachdenken, zumal sein Verhalten ihr zuletzt Zuversicht gegeben hatte.
    Ihre Zweifel schwanden, je länger sie über ihre letzte Begegnung nachdachte.
    Der alte Mann im Wald hatte tatsächlich geschafft, ihr Selbstvertrauen zu stärken.
    Zum ersten Mal seit Langem trällerte sie wieder ein Lied, und diesmal versagte ihr die Stimme nicht.
    Zwei Tage, dann wäre sie wieder zu Hause. Zwei Tage noch, dann könnte jeder sehen, dass eine neue Anna zurückkehrte. Sie lachte laut auf. Jawohl, eine starke, selbstbewusste Löwin würde heimkehren!
    So dachte Anna und ahnte nicht, dass die Tür des Käfigs zufallen und die Löwin wieder einsperren könnte.

    Seit Clemens bei der Dirne gewesen war, hatte sich seine Laune stetig verschlechtert. Er hatte Beweise erhofft, mit denen er den Schwager als Lügner und Schurken hätte entlarven können. Doch die Hure Agathe hatte Clemens nichts Außergewöhnliches über Münzbacher erzählen können. Nichts, das er nicht schon gewusst hätte.
    Sie konnte sich nur erinnern, dass Münzbacher ziemlich wütend gewesen sei, da er Hilfe von jemandem erwartet und diese nicht bekommen hatte. Den Namen der Person hatte Münzbacher ihr nicht verraten, auch nicht, wofür er die Hilfe benötigte.
    Als Münzbacher den Bruder seiner Frau im Bett der Hure überrascht hatte, hatte Clemens beim entsetzten Ausdruck auf dessen Gesicht in sich hineingelacht. Damit hatte sein Schwager nicht gerechnet! Wutschnaubend und lauthals fluchend war er aus dem Zimmer gestürzt und die Treppe hinuntergepoltert. Danach hatte der junge Arnold nicht mehr an sich halten können und gelacht, bis ihm die Tränen kamen.
    Agathe hatte ihm angeboten, ihn zwischen ihren Schenkeln zu beglücken, doch Clemens war nicht in Stimmung gewesen. Er war enttäuscht, dass er keine Beweise erhalten hatte, die Wilhelm als Schurken überführt hätten.
    Seit der unfreiwilligen Begegnung in der Kammer der Hure ging der junge Mann seinem Schwager aus dem Weg, denn er wollte weder Spott hören, noch Erklärungen abgeben müssen.
    Sein Freund Friedrich war seit dem Zwischenfall auf der Lichtung nicht mehr auf das Gestüt gekommen. Clemens hatte erfahren, dass der junge Arzt für seinen Vater Besorgungen in Mühlhausen erledigen musste und mehrere Tage fort sein würde.
    Nun plagte den jungen Arnold Langeweile, zumal seine Schwester Anna ihm in einem Brief mitgeteilt hatte, dass er sie erst Ende der Woche zurückerwarten könne, und bis dahin waren es noch zwei Tage.
    Clemens hätte nie für möglich gehalten, dass er seine Schwester
vermissen würde. Doch er musste sich eingestehen, dass sie ihm fehlte, und er freute sich tatsächlich auf ihre Rückkehr.
    Er wies sogar das Gesinde an, für Annas Ankunft alles herzurichten. Die Köchin sollte die Lieblingsspeisen der Schwester kochen und einen Schmandkuchen mit Rosinen backen, den Anna besonders gern aß.
    Jetzt hieß es für Clemens nur noch, die Zeit bis zu ihrer Ankunft totzuschlagen. Deshalb ging er, sobald der Abend dämmerte, in den »Schlauen Fuchs«.
    Im Wirtshaus bekämpfte er die Langeweile mit Bier und Würfelspielen. An diesem Abend allerdings war von seinen Trinkgesellen noch keiner da, und so saß er allein am Tisch und hatte bereits drei große Krüge

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