Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
Vom Netzwerk:
…«
    Marga war nun auch oben angekommen und griff nach Clemens’ Bierkrug im Heu. Dann sah sie kurz zu ihm hinüber, und als sie gewiss war, dass er sie nicht beobachtete, leerte sie das Fläschchen, das Wilhelm ihr gegeben hatte, in den Humpen und füllte ihn mit dem von ihr mitgebrachten Bier auf. In dem Moment streckte Clemens seine Hand aus: »Gib mir was zu trinken!«
    Mit wippendem Hinterteil setzte sie sich neben ihn.
    »Hier, mein schöner junger Clemens!« Sie reichte ihm den Krug. Clemens richtete sich auf.
    »Ah, du kennst meinen Namen. Ich trinke erst, wenn du mir verrätst, woher.« Dabei griff er ihr unter den Rock. Marga ließ es geschehen, denn er war ihr nicht unsympathisch.
    »Hier, trink, und ich werde es dir erzählen!«
    Feixend nahm er den Krug entgegen und zog sie mit der anderen Hand zu sich, um sie zu küssen. Marga schüttelte den Kopf und hob seine Hand mit dem Krug zu seinem Mund. Prustend und kichernd schluckte er.
    »Ich bin doch kein kleines Kind! Gib her, das kann ich schon selbst«, sagte er und leerte den Krug in einem Zug. Rülpsend streckte er alle viere von sich.
    »Ich weiß, wo ich dich gesehen habe«, rief er plötzlich. »Du hast an unserem Tor …«
    Weiter kam er nicht, denn das Mittel wirkte, und er fiel sofort in tiefen Schlaf.
    »Ruhe süß, mein junger Prinz!«, flüsterte Marga lächelnd.
›Schade um ihn‹, dachte die Magd. ›Jetzt wacht er erst wieder auf, wenn er schon weit weg ist.‹
    Münzbacher hatte dem Weib erzählt, dass die Tropfen ein starkes Schlafmittel wären. Wenn Clemens wieder zu sich käme, wäre er bereits auf einem Schiff, das ihn in ein anderes Land bringen würde. Dass dies eine Lüge war, erfuhr Marga wenige Minuten später, als Münzbacher nach dem verabredeten Zeichen auf der Tenne erschien. Hämisch lächelnd musterte er seinen jungen Schwager.
    »Wie viele Tropfen hast du ihm gegeben?«
    »Alle!«
    »Braves Mädchen!« Münzbacher stupste den Jungen an. Er regte sich nicht mehr. Kein Laut kam über seine Lippen, als der Schwager ihn ins Gesicht schlug.
    »Er ist doch nicht etwa tot?«, flüsterte die Magd erschrocken und wollte sich über Clemens beugen. Doch Münzbacher hielt sie ab. Die Gier, die sie in seinen Augen zu sehen glaubte, versprach ihr Schönes, und so legte sie ihre Arme um seine Taille. Er küsste sie stürmisch. Dann blitzten seine Augen auf, doch nicht, weil sie ihre Bluse abstreifte. Im selben Moment legte er ihr die Hände um den Hals und drückte zu. Marga verstand den Ernst ihrer Lage nicht, zumal Münzbacher schon früher an solchen Spielen Gefallen gefunden hatte. Erst als sie röchelnd wimmerte, dass er aufhören solle, was ihn nur noch fester zudrücken ließ, erkannte die Magd, dass er sie töten wollte.
    Verzweifelt versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien, doch sie kam nicht gegen ihn an. Voller Panik kratzte sie ihn am Hals. Münzbacher heulte auf und lockerte für einen Augenblick den Griff. Marga versuchte, sich aus der Umklammerung zu winden, doch er war stärker. Münzbachers Gesicht war zu einer Fratze verzerrt. Rasend vor Wut packte er sie und presste ihren Hals zusammen. Selbst als sie ihm gegen das Bein trat, blieb
sein Griff kraftvoll. Sie spürte, wie das Leben aus ihrem Körper wich und wusste nun, dass sie keine Chance mehr hatte – sie ergab sich in ihr Schicksal. Ein letztes Zucken, dann erschlaffte ihr Körper für immer.

    Keuchend legte Münzbacher die tote Magd neben Clemens ins Heu. Er hatte nicht gedacht, dass sich das Weibsstück so wehren würde. Die Kratzspuren unterhalb seines rechten Ohrs brannten wie Feuer. Er presste die Hand dagegen, doch der Schmerz ließ nicht nach. Wütend trat er nach der Leiche.
    »Verdammtes Frauenzimmer«, stieß er zornig hervor. »Hast wohl gedacht, dass du mich mit dem Balg erpressen könntest! Als ob Wilhelm Münzbacher sich eine Magd auf das Gestüt holen würde!« Er blickte in Margas starre Pupillen und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Du warst so einfältig!«
    Doch sogleich besserte sich seine Laune.
    »Allerdings wusste ich, dass ich mich auf dich verlassen könnte. Dank dir habe ich nun auch meinen Schwager aus dem Weg geräumt.« Dabei sah er abwechselnd von Marga zu Clemens, der ebenfalls wie tot dalag.
    Es war bereits spät, und Münzbacher durfte keine Zeit verlieren.
    Hastig verstreute er Heu rings an den Wänden der Tenne. Mit einem Feuerstein brachte er die filzartige rehbraune Masse des Zunderschwamms zum Glimmen und

Weitere Kostenlose Bücher