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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Anweisung, die Köchin und den Diener zu wecken und im Speisezimmer auftragen zu lassen.
    Nachdem recht bald eine fröhliche Stimmung unter den Männern herrschte, fragte der Bürgermeister den Lehnsherrn leise: »Ihr wisst wirklich nichts über die Gesuchten?«
    Adolph Ernst konnte kaum ein Lächeln unterdrücken. Er sah zum Gemälde seines Ahnen und dann dem Bürgermeister in die Augen. Mit ernster Miene antwortete er: »Manchmal ist die Dummheit eines Menschen förderlich, da man ihn dadurch besser zu lenken vermag. Doch sie kann auch gefährlich werden, nämlich dann, wenn sich ein solcher Mensch stark und unverwundbar fühlt. Dann muss man ihn zügeln …«
    Harßdörfer sah zu Bonner, der bereits angetrunken war und zum wiederholten Male laut seine Meinung kundtat, dass das Mädchen eine Hexe sei und seinen Sohn verzaubert habe. Der Bürgermeister blickte wieder zu Ernst Adolph und nickte zustimmend.
    »Ein wahres Wort, das Ihr gesprochen habt … Dank Euch für die Gastfreundschaft, die wir gern noch etwas in Anspruch nehmen, bevor wir wieder nach Duderstadt zurückkehren. So kann mehr Zeit verstreichen, denn Unrecht war noch nie meine Wahl!«
    »Ich höre, Ihr seid ein weiser Mann!«

    Zwar erhellte der Sternenhimmel schwach die nahe Umgebung, dennoch aber fiel es Johann und Franziska schwer, einen Weg durch die Wildnis zu finden. Johann wollte nach Dingelstedt. Warum, wusste er nicht. Vielleicht, weil er dort schon einmal gewesen war.
    Immer wieder stöhnte Franziska laut auf, wenn sie mit nackten Füßen auf spitze Steine oder hartes Holz trat. Bei Schloss Adelsborn schlich das junge Paar an der hohen Schlossmauer entlang. Wehmütig schaute die junge Frau auf das glitzernde Wasser des Sees. Wie gern hätte sie jetzt ein erfrischendes Bad genommen. Doch Johann drängte zur Eile.
    Am Dorfrand von Kirchohmfeld liefen sie über die freie Fläche Richtung Worbis. Zu Beginn ihrer Flucht waren sie rasch vorwärtsgekommen, doch hinter Kirchworbis verließen Franziska die Kräfte, zumal streunende Hunde sie verfolgt hatten und sie das letzte Stück gerannt waren. Die Vögel zwitscherten bereits, und in Kürze würde die Sonne aufgehen.
    »Wir müssen weiter, Liebste. Doch ich verspreche dir, bevor die Sonne sich in ihrer vollen Größe zeigt, werden wir uns ausruhen. Am Tag werden wir schlafen und uns nur in der Nacht fortbewegen – jedenfalls so lange, bis die Entfernung zur Burg groß genug ist und uns niemand mehr erkennen kann. Halte durch!«
    Franziska erwiderte nichts und folgte ihm stumm.
    In Breitenholz krähten bereits die Hähne um die Wette, als Johann in einem kleinen Waldstück einen geeigneten Platz zum Ausruhen fand. Unter dicken Bäumen häufte er Herbstlaub an, um ihre Schlafstätte zu polstern. Müde legten sich beide nieder.
    Johann drehte sich zur Seite und stützte den Kopf in den Arm, um Franziska besser in die Augen blicken zu können. Das Morgenlicht zauberte helle Punkte auf ihr Gesicht. Sie war blass, doch ihre Augen funkelten voller Liebe.
    »Du bist so schön!«, flüsterte Johann. Zärtlich strich er ihr eine Locke aus der Stirn und streichelte ihre Wange. Franziska blieb regungslos neben ihm liegen. Langsam näherten sich seine Lippen den ihren. Seine anfangs zaghaften Küsse wurden mit der Zeit leidenschaftlicher. Sanft erkundete Johann mit seiner Hand jeden Zentimeter von Franziskas Körper, und auch sie begann, seinen Körper zu ertasten. Begehren ließ beide erzittern.
    »Zeig mir das Mal an deinem Rücken!«, bat Johann sie.
    Als dann die Wellen des Verlangens über ihnen zusammenschlugen, wurde sie zur Frau und er zum Mann.
    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als Franziska und Johann erschöpft einschliefen.

    Bis in die frühen Abendstunden schlief Bonner seinen Rausch aus. Als er erwachte, brummte ihm der Schädel, doch er wollte sogleich seine Frau zur Rede stellen. Er schlug laut gegen ihre verschlossene Schlafzimmertür, und als sie nicht antwortete, rief er wütend: »Annerose, öffne sofort die Tür!« Zornig trat er gegen das Türblatt. Obwohl das Holz nachgab, konnte er die Tür nur ein kleines Stück weit öffnen. Durch den Spalt erkannte er die Füße seiner Frau und ahnte, was geschehen war.
     
    Mit blau verfärbtem Gesicht hing Annerose an Bonners Gürtel an der Türklinke ihres Schlafzimmers und starrte ihn mit toten Augen an. Weil die Leichenstarre schon weit vorangeschritten war, musste man den Ledergürtel zerschneiden, um sie losmachen zu können.
    Wäre

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