Das Hexenmal: Roman (German Edition)
nur
Holzarbeiter nutzen. Dem folgt ihr bergab. Nach etwa zwei Stunden Marsch seid ihr in Döringsdorf und von dort ist es nur noch ein Katzensprung bis Wanfried.«
»Danke!«, murmelte Clemens und strich sein Hemd glatt.
»Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist, aber auf dem Platz, wo der Mord passiert ist, war ein mit einer Mönchskutte gekleideter Mann. Er kam mir nervös und seltsam vor …«, sagte Burghard und machte dabei ein ernstes Gesicht. Als die Soldaten wissen wollten, wie der Mann genau ausgesehen hatte, zögerte Burghard nicht und beschrieb ihnen Servatius.
»Endlich haben wir eine Spur!«, triumphierten die beiden Knechte. Sie hoben die Hand zum Gruß und verschwanden in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Aufatmend setzten sich die drei auf den Waldboden. Katharina zitterte so sehr, dass ihre Zähne klapperten. Kopfschüttelnd sagte Clemens in ernstem Ton: »Wir werden in der Hölle schmoren.«
Erschrocken blickten das Mädchen und der Mönch auf. Doch der junge Arnold konnte nicht mehr an sich halten und prustete los: »Liebe Schwester, ich danke dir für dein Mitgefühl und dir, mein lieber Bruder, für deine gute Beobachtungsgabe …«
Erleichtert, noch einmal davongekommen zu sein, machten sie sich dann gemeinsam auf die Suche nach dem beschriebenen Weg. Keiner verspürte mehr Hunger oder Durst. Sie wollten so schnell wie möglich die Grenze ins Hessenland überschreiten.
Da Johann und Franziska keine Möglichkeit hatten, einen Sud aus den Kräutern des Heilers zu brauen, suchten sie nach Nüssen. Mehrere Handvoll wanderten in ihren Beutel. Johann knackte mit Hilfe zweier Steine die Schalen und reichte Franziska die Haselkerne. Nachdem sie diese sorgsam zerkaut und
geschluckt hatte, spürte sie rasch, wie das flaue Gefühl in ihrem Magen nachließ.
»Gott sei gedankt! Es geht mir besser.«
»Können wir jetzt weiterziehen?«, fragte Johann.
Franziska nickte und lächelte ihn an. Hand in Hand gingen sie durch den Wald. Auch sie mieden den gewundenen Weg ins Tal. Zwar wusste Johann nicht, wo sie die Grenze ins Hessenland überqueren konnten, aber ein alter Mann hatte ihnen die Richtung gewiesen. Schließlich hatten sie zuvor den Weg zum Hülfensberg gefunden, ohne ihn zu kennen. Weshalb also sollten sie nicht auch den ins Hessenland finden?
Johann und Franziska standen auf der einen Seite des Flusses, Bonner auf der anderen. Immer wieder griff er nach Franziskas Arm, mit dem sie das Kleinkind fest an sich presste. Voller Zorn schrie der Bauer: »Ich werde dich und deine Brut ausmerzen.«
Als er wieder nach Franziska greifen wollte, verlor sie das Gleichgewicht und stürzte mit dem Kind in den reißenden Fluss. Als Johann hinterherspringen wollte, wurde er vom Schrei seiner eigenen Stimme wach. Er fuhr auf und spürte, dass er schweißgebadet war. Franziska neben ihm schlief ruhig.
›Es war nur ein Traum‹, dachte Johann. Doch Bonners hasserfüllte Augen wirkten in ihm nach. Um ruhiger zu werden, legte Johann sich wieder hin und schaute zu den Baumwipfeln empor, in denen sich das Sonnenlicht brach.
An dem schmalen Bach, der leise vor sich hin gluckerte, hatten sie ihren Durst gestillt. Da es unerträglich heiß geworden war, hatten sie sich nur eine kurze Rast gönnen wollen und waren beide eingeschlafen. Der Traum hatte Johann darin bestärkt, dass sie keine Zeit verlieren durften, und so weckte er Franziska sanft.
»Wir müssen weitergehen, Liebste. Vielleicht können wir heute noch das Hessenland erreichen.«
Franziska streckte sich, nahm einen Schluck Wasser und folgte ihrem Mann. Plötzlich traten einige Knechte der Bauernmiliz aus den Hecken und Sträuchern hervor und stellten sich ihnen in den Weg.
»Wo wollt ihr hin?«, fragte einer drohend, woraufhin Franziska sich ängstlich hinter Johanns Rücken versteckte.
»Bist du heute wieder wohlauf?«, fragte ein anderer an Franziska gewandt.
»Du kennst sie, Wolfgang?«
Der Angesprochene nickte.
»Ich habe sie nur einmal gesehen, und da ging es dem Weib nicht gut.« Mehr sagte er nicht, wofür Franziska ihm dankbar war. Knurrend fragte der ältere Knecht: »Ist euch ein Mönch begegnet?«
»Nicht hier!«, antwortete Johann. »Auf dem Hülfensberg war einer mit einem Heiler zusammen, aber das war bereits heute Morgen …«
»Wie sah er aus?«
Johann beschrieb Servatius.
»Das ist er!«, rief der Ältere seinen Kameraden zu und lief bereits von dannen. Die anderen folgten ihm wortlos. Johann sah ihnen nach und
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