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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Bauernmiliz die üblichen Wege, die sich wie eine Schlange um den Hülfensberg wanden, überwachte, kämpften sich die drei Flüchtigen durch dichtes Gestrüpp.
    Unwegsames Unterholz zerkratzte Katharina die Arme. Es war schwül, und der Schweiß trieb ihr aus den Poren und in die Wunden, die dadurch anfingen zu brennen. Bereits nach kurzer Wegstrecke quälten Katharina zudem Hunger und Durst.
    »Wie weit ist es noch?«, wollte sie erschöpft wissen.
    Clemens warf ihre einen scharfen Blick zu. »Wenn du jetzt schon jammerst, da wir erst kurze Zeit unterwegs sind, kannst du gleich wieder umkehren!«
    »Mich dürstet es nur sehr – mehr wollte ich gar nicht sagen!«, erwiderte das Mädchen kleinlaut und scheuchte die Fliegen fort, die es umschwirrten.
    »Da wir nicht den direkten Weg nach Wanfried gehen können, sondern uns querfeldein durch den Wald schlagen müssen,
benötigen wir mehr Zeit. Wenn wir jetzt ständig rasten, ist die Gefahr umso größer, entdeckt zu werden. Bist du dir dessen bewusst?«, fragte Clemens.
    Doch bevor Katharina etwas entgegen konnte, sagte Burghard: »Ich habe ebenfalls Hunger, Clemens. Lass uns einen Moment ausruhen, und ich werde sehen, was ich zu essen finden kann. Anschließend werden wir ohne Rast nach Wanfried weitergehen.«
    Missmutig ließ sich Clemens auf eine weiche Stelle im Moos fallen und riss kleinen Blüten aus, die um ihn herum den Waldboden bedeckten.
    »Warum werden wir bei Wanfried die Grenze ins Hessenland überqueren?«, fragte Katharina, um die unangenehme Stille zwischen ihnen zu durchbrechen.
    »Ich kenne Wanfried, seit ich ein kleiner Junge war. Mein Vater hat dort viele Pferde verkauft.«
    »Ach, und jetzt nicht mehr?«
    »Er ist tot!«, sagte Clemens und schloss die Augen, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass das Gespräch für ihn beendet war. Leise, kaum hörbar, murmelte das Mädchen eine Entschuldigung.
    »Es war ein Fehler!«, stöhnte der junge Arnold leise.
    Dann schreckten beide auf, weil sie laute Stimmen hörten.
    Ein Knecht der Bauernmiliz stieß Burghard mit dem Lauf seiner Muskete vor sich her, ein anderer folgte ihnen. Der junge Mönch musste die Arme hinter dem Kopf verschränkt halten und durfte sich nicht umdrehen. Als er sich laut über das Verhalten der Miliz beklagte, erhielt er einen Schlag gegen den Kopf, der ihn straucheln ließ. Clemens war aufgesprungen und sah ihnen angespannt entgegen.
    »Seht ihr? Ich habe nicht gelogen! Das sind die beiden!«, schrie Burghard angstvoll.
    »Warum schlagt ihr euch durch unwegsames Gehölz, wenn
ihr nichts zu verbergen habt?«, fragte der Knecht mit der Muskete, die er nun auf alle drei gerichtet hielt. Als keiner antwortete, befahl der andere: »Sofort mitkommen. Ihr werdet verdächtigt, Heiderich von Hanstein ermordet zu haben …«
    »Welch ein Unfug!«, entfuhr es Burghard.
    Sogleich streckte eine Faust ihn nieder. Katharina wollte zu ihm eilen, doch sie sah in den Lauf des Gewehres. Die beiden Burschen der Bauernmiliz schienen fest entschlossen, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Der Blick des Mädchens fiel auf die Patronentasche, die gut gefüllt war, und sie bemerkte die Messer an den Gürteln der Knechte. Katharina schluckte schwer und rief mit leidenschaftlicher Stimme: »Seht das entstellte Gesicht meines Bruders – hier«, und sie wies dabei auf Clemens. »Wir haben auf der Wallfahrt gedankt, dass er bei dem schlimmen Brand mit dem Leben davongekommen ist. Doch die Menschen haben ihn schamlos angestarrt und manch einer hat ihn verhöhnt. Weil wir ihm das nicht länger zumuten wollten, haben wir den Weg durch den Wald nach Hause gewählt. Dann haben wir uns verirrt und sind immer weiter ins Dickicht geraten. Unser Bruder Burghard, den ihr geschlagen habt, wollte nach einem Weg aus dem Gehölz suchen …«
    »Er sagte aber, dass er Essen …«
    »Ja, das natürlich auch, und dabei einen Weg …«, stotterte Katharina. Clemens hatte nichts gesagt, sondern sie erstaunt angesehen. Doch jetzt ging er auf die beiden Knechte zu, obwohl diese ihn barsch anwiesen stehen zu bleiben. Als er nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt war, befolgte er den Befehl und riss dabei sein Hemd hoch. Mit großen Augen sahen die Knechte auf die noch frische Narbe.
    »Ist ja gut!«, stammelte der eine und schaute beschämt zu Boden. Der andere senkte das Gewehr und erklärte: »Ihr müsst ungefähr fünfhundert Schritt zurückgehen und euch dann rechts halten. Dort ist ein leicht zu erkennender Weg, den

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