Das Hexenmal: Roman (German Edition)
ehrlich – und indem Katharina einfach verschwindet, ist es ihr möglich, der Ehe mit ihrem Schwager zu entgehen.«
»Gläubig, ehrlich – alles Lügen!«
Servatius sah Barnabas herausfordernd an, doch der sagte entschieden: »Wir müssen Katharina suchen!«
»Wenn mich die Miliz nicht festgehalten hätte, wäre ich ihnen hinterhergeeilt. Aber so sind sie bestimmt schon weit gekommen …«
»Wir können unmöglich ohne das Mädchen zurück nach Heiligenstadt gehen.«
»Katharina ist mir egal – ich will diesen verdammten Burghard …«
Mit gefährlich leiser Stimme erinnerte Barnabas ihn: »Es war deine Idee, das Mädchen zu begleiten, also trägst auch du die Verantwortung! Oder glaubst du, ich will wegen Entführung gesucht werden?«
Als Servatius nicht antwortete, befahl der Magier: »Pack die Sachen zusammen! Wir werden die Töpferware im Schwesternhaus der Zisterzienserinnen zurücklassen und Katharina folgen. Ich werde nicht eher ruhen, bis wir das Mädchen wohlbehalten zu Hause abgegeben haben.«
»Ja, aber …«
»Nichts aber – tu, was ich dir gesagt habe!«
»Das hat nichts mit dir zu tun, Katharina, aber wir können dich nicht mitnehmen!«
Als Clemens Burghard und das Mädchen erblickt hatte, war es zu spät gewesen, sein verletztes Gesicht zu verbergen. Anscheinend hatte der Mönch sie auf sein Aussehen vorbereitet, denn sie schaute weder weg, noch war ihr Blick erschreckt gewesen. Eher mitleidig, was Clemens jedoch ebenso wenig ertragen konnte.
»Geh zurück zu deinen Leuten, denn wir müssen uns eilen …«
»Ich könnte für euch sorgen, kochen … Ich würde alles tun, wenn ich nur mit euch ziehen darf«, bettelte das Mädchen.
»Verstehst du nicht? Wir leben von dem, was wir im Wald finden, sind auf der Flucht, und zudem ist ein Mörder hinter mir her, von dem ich nicht einmal weiß, wie er aussieht …«
»Clemens, er ist vielleicht hier! Ich konnte den Tabak riechen …«
»Bist du von Sinnen? Das sagst du mir jetzt und bringst sie auch noch mit hierher? Ihre Leute haben uns sicherlich bereits die Miliz auf den Hals gehetzt …«
Clemens konnte nicht verhindern, dass seine Worte schroff klangen. Wütend stand er mitten im Wald und schaute zuerst den jungen Mönch und dann das Mädchen an. Mit einem Mal war alle Kraft aus ihm gewichen und er flüsterte: »Es ist hoffnungslos … Wir können uns ebenso gut der Bauernmiliz stellen. Dich, Burghard, wird man wegen Diebstahls einsperren. Katharina bringt man zu ihrer Familie zurück und ich … Der Meuchelmörder wird niemals aufgeben!« Resigniert setzte sich Clemens auf den Waldboden.
»Was redest du da?«, fragte Katharina verständnislos. »Es gibt immer Hoffnung. Auch wenn du es nicht klar erkennst, aber unser Herr ist bei uns und beschützt uns. Warum hat er uns Burghard geschickt und mit ihm die Hoffnung, unserem Leben eine Wende geben zu können?«
Als Clemens aufblickte, glaubte er an eine Erscheinung. Katharina
stand genau vor der Mittagssonne, sodass sich die Strahlen an ihrem Rücken brachen und die Konturen ihres Körpers anstrahlten. Sie sah aus wie ein Engel. Clemens schloss die Augen, dann öffnete er sie wieder und sagte: »Lasst uns gehen!«
Weinend kauerte Franziska auf dem Waldboden. Johann versuchte leise auf sie einzureden.
Doch seit er die Vermutung geäußert hatte, dass sie vielleicht ein Kind erwartete, konnte Franziska nichts trösten.
»Was habe ich getan?«, flüsterte sie.
Johann wusste, dass Franziska sich für die missliche Lage, in die sie ihn gebracht hatte, verantwortlich fühlte. Nun fürchtete sie, auch ihrem eigenen Kind von Beginn an keine sichere Heimstatt bieten zu können. Er spürte, dass er langsam ungehalten wurde, doch es gelang ihm, mit sanfter Stimme vorzuschlagen: »Liebste, lass uns zu dem Magier gehen. Vielleicht ist es doch nur ein verdorbener Magen.«
Als sie nichts erwiderte, zog er sie an den Händen hoch, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und sagte in strengem Ton: »Sieh mich an, Frau!«
Erschrocken gehorchte Franziska.
»Wir gehen jetzt zu diesem Magier, und er wird dir etwas geben – egal, wie die Krankheit heißt, die dich quält. Erwartest du tatsächlich ein Kind, dann werden wir uns dieser Aufgabe stellen. Der liebe Herrgott wird schon wissen, warum er es uns ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt schickt – und jetzt hör auf zu weinen!«
Auch wenn sein Blick grimmig wirkte, spürte Johann, wie sein Ärger wich. Franziskas blasses Gesicht und die Angst in
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