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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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der junge Mönch in die Stadt kommen würden, da sie von hier mit einem Boot flussabwärts ins Hessenland gelangen konnten. Doch das würde er zu verhindern wissen, denn er war fest entschlossen, das Mädchen zu seinen Eltern zurückzubringen. Und Burghard? Darüber würde er sich Gedanken machen, wenn es so weit war.
     
    Katharina wagte weder laut zu atmen noch aufzublicken. Sie wusste nur, dass sie wieder auf die andere Seite der Mauern gelangen musste. Da die Menschen hereindrängten, schien es unmöglich, sich gegen den Strom zu stellen, der in die Stadt gedrückt wurde. Doch es half nichts – sie musste ihre Freunde warnen. Mit aller Kraft stemmte sich das Mädchen den Leuten entgegen, schlüpfte unter unzähligen Armen hindurch, um wieder nach draußen zu kommen, wo sie Clemens und Burghard vermutete. Tatsächlich entdeckte sie die beiden in einer Reihe mit anderen Männern stehen. Scheinbar geduldig warteten sie darauf, durch das Tor gelassen zu werden. Doch Katharina ahnte, dass der Eindruck täuschte. Clemens hatte seinen hellen Umhang umgelegt und nestelte nervös an der Kapuze, die er tief in die Stirn zog, um seine Verletzungen zu verbergen. Auch Burghard hielt seinen Hut fest, als habe er Angst, er könne ihm vom Kopf rutschen.
    Als Burghard Katharina entdeckte, stupfte er Clemens an. Mit einem leichten Kopfnicken wies er zu Katharina, die ängstlich
mit großen Augen zu ihnen hinüberschaute. Den beiden Männern war sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Vorsichtig gingen beide Schritt für Schritt rückwärts, bis sie am Ende der Schlange angekommen waren. Dann drehten sie sich um und folgten eilig dem Weg, der von der Stadt wegführte. Katharina kam ihnen in einigem Abstand hinterher.
    »He, ihr da! Wohin so eilig?«, rief ein Knecht der Miliz und lief ihnen nach. Doch das Gewehr und die gefüllte Munitionstasche waren ihm hinderlich, und so gab er bereits nach wenigen Schritten auf und kehrte unter dem Gejohle der Umstehenden, die seinen kläglichen Verfolgungsversuch beobachtet hatten, zurück zum Stadttor.
     
    Außer Atem kamen Burghard, Clemens und Katharina in dem Wäldchen jenseits der Stadtmauer an. Ohne zurückzuschauen, waren sie einfach nur gelaufen, bis sie in den Schutz der Bäume gelangten.
    »Warum bist du zurückgekommen?«, schnaufte Clemens atemlos. Auch Katharina japste nach Luft, bevor sie antwortete: »Barnabas und Servatius sind in der Stadt!«
    »Was?«, fragte Burghard ungläubig. »Hast du sie gesehen und sie etwa dich?«
    Immer noch kurzatmig, schüttelte das Mädchen den Kopf.
    »Ich konnte nur den grauen Schopf von Barnabas erkennen … Als er sich umdrehte, habe ich mich geduckt.«
    »Du hast nichts gesehen, jagst uns aber aus der Stadt und bringst uns in Gefahr! Wie willst du wissen, dass der Graukopf Barnabas war?«, fragte Clemens ungehalten.
    »Es gibt nur einen, der einen auffallend silbrigen Schopf hat und größer als alle anderen ist … Barnabas!«, pflichtete Burghard Katharina bei.
    Katharina nickte und schaute zu Boden, da ihr Tränen in den Augen brannten. Burghard streichelte ihre Hand.
    »Es war richtig, dass du uns gewarnt hast. Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig«, entschied er. Clemens atmete laut aus und sagte: »Ich hatte gehofft, dass wir mit einem Schiff schnellstmöglich fortkönnen. Aber nun müssen wir bis zur nächsten Stadt gehen, um an Bord eines Kahns zu gelangen. Erst wenn wir auf der anderen Seite der Werra sind, werde ich mich sicher fühlen. Ihr wisst nicht, wie es ist, wenn man seinen Feind nicht kennt.«
    Tatsächlich hatte Clemens, als er vor dem Tor gewartet hatte, bei jedem Atemzug befürchtet, einen süßlichen Tabakrauch wahrzunehmen. Angestrengt hatte er die Ohren gespitzt, ob er den Namen Adam hören würde. »Es tut mir leid, Katharina«, sagte er und schlug die Hände vors Gesicht. Er hatte alle Kraft verbraucht.
    Bevor Katharina antworten konnte, warf Burghard ein: »Lasst uns tiefer in den Wald hineingehen und uns eine Stelle für ein Nachtlager suchen. Heute sind wir zu erschöpft, um noch weiterzuziehen. Ich werde uns etwas zu essen suchen.«
     
    Als Franziska die vielen Menschen vor dem Stadttor von Wanfried erblickte, wurde sie erneut von Angst erfasst. Sie bat Johann inständig, nicht in die Stadt zu gehen.
    »Aber, Franziska, hinter der Stadtmauer sind wir sicher aufgehoben. Nur dort können wir auf ein Boot gelangen, das uns weit weg bringen wird.«
    »Johann, wenn ich all diese Gestalten sehe, wird mir

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