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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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sagte dann: »Franziska, lass uns zügig weitergehen. Ich möchte noch vor der Dunkelheit im Hessenland ankommen.« Er fasste seine Frau an der Hand, und sie gingen mit raschen Schritten den Berg hinab.

    Ohne weitere Vorkommnisse durchquerten Clemens, Katharina und Burghard das Waldgebiet am Hülfensberg. Kurz vor der Abenddämmerung traten sie zwischen den Bäumen hervor und standen auf einem schmalen Streifen braunen Ackerlands,
das ein Mann gerade umpflügte. Rechts von ihnen, hinter weiteren Flurstücken, Wiesen und Äckern, waren einige Häuser zu erkennen.
    Burghard sah dem Mann entgegen, der ebenso mager wie die Kuh war, die er vor den Pflug gespannt hatte. Als der Bauer die Hand zum Gruß erhob, schritt Burghard beherzt auf ihn zu und fragte freundlich, wo das Hessenland beginne. Der Mann zeigte auf die entlegenen Häuser und erklärte: »Durch das Dorf, über die Äcker – dann seid ihr drüben.«
    »Und Wanfried?«
    »Einige hundert Schritte durch das kleine Wäldchen, über die Äcker – dann seht ihr es.« Dabei zeigte er etwas schräg nach links.
    Die jungen Leute bedankten sich und liefen lachend in Richtung Hessenland. Als sie den letzten Streifen Land überquerten, der zum Eichsfeld gehörte, dämpfte Nachdenklichkeit ihre Freude.
    »Ich habe nie zuvor das Eichsfeld verlassen«, flüsterte Katharina und blickte sich atemlos zum kegelförmigen Hülfensberg um.
    »Mir ist es einerlei, wo ich bin. Ich bin das Umherziehen gewohnt!«, sprach Burghard achselzuckend.
    »Und ich habe keine andere Wahl, als die Heimat zu verlassen!«, sagte Clemens bitter. »Doch irgendwann werde ich zurückkehren – das schwöre ich!«
    Mit brennenden Augen drehte er sich um und ging Richtung Wanfried. Als sie den schmalen Hain durchquert hatten, erkannten sie schon von Weitem reges Treiben vor dem Stadttor. Viele Menschen schienen noch vor dem Abend in den Schutz innerhalb der Stadtmauern gelangen zu wollen. Als die drei jungen Leute näher kamen, sahen sie die Soldaten der Bauernmiliz vor dem Tor. Jeder, der in die Stadt wollte, wurde angehalten. Wer den Knechten ausweichende Antworten gab
oder ihnen nicht gerade in die Augen blickte, musste zur Seite treten und wurde grob befragt. Katharina hatte nichts zu befürchten; die Männer musterten sie nur und ließen sie dann passieren. Auf der anderen Seite des Tores bemerkte sie jedoch, dass sie ihre beiden Wegbegleiter verloren hatte, und blieb am Innentor stehen, um auf Clemens und Burghard zu warten. Sie stellte sich auf einen großen Kurvenstein, um über die Köpfe der Menschen sehen zu können. Da glaubte sie, einen silbergrauen Schopf in der Menge zu erkennen, der über alle anderen hinwegragte. Katharina erschrak und war wie erstarrt. ›Er hier?‹, dachte sie atemlos. Der Grauhaarige schien zu spüren, dass ihn jemand beobachtete, denn er blieb stehen und drehte sich langsam um. Schnell sprang Katharina von dem Stein und duckte sich.
     
    Barnabas kniff leicht die Augen zusammen, konnte allerdings niemanden erkennen.
    ›Vielleicht habe ich mich geirrt‹, dachte er und folgte Servatius, der zornig Flüche murmelte und sich nicht beruhigen wollte.
    Der Mönch war wütend, weil die Zisterzienserinnen sich geweigert hatten, die Ware im Kloster unterzustellen. Barnabas hingegen glaubte an die Fügungen des Schicksals und dass alles im Leben einen Sinn hatte – auch wenn man ihn nicht sofort erkannte. Deshalb hatte er nicht gezögert, den Karren samt der Ware mitzunehmen.
    Nachdem Barnabas erfahren hatte, wohin die verschiedenen Wege vom Hülfensberg führten, war ihm sehr schnell klar geworden, dass flüchtige Menschen nur einen Weg nehmen würden – den ins Hessenland. Und so waren er und Servatius den geschlungenen Pfad bergab gefahren, Richtung Wanfried.
     
    Als sie von der Bauernmiliz angehalten und verhört worden waren, wusste der Heiler, dass, hätten sie versucht, sich durchs
Unterholz zu schlagen, sie sicherlich verhaftet worden wären. Auch hatten sie erfahren, dass die Miliz einen Mönch verdächtigte, den Mord an Heiderich von Hanstein begangen zu haben. Doch mit dem Karren voll Töpferware konnte er die Soldaten überzeugen, dass sie für ein Kloster unterwegs waren und nichts Böses im Schilde führten. Sorge aber bereitete ihm Servatius. Denn als der hörte, dass ein Bauer einen Mönch beschuldigt hätte, der Mörder des Adligen zu sein, war beiden klar, dass dieser Bauer Burghard gewesen sein musste.
    Der Magier vermutete, dass Katharina und

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