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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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dann aber langsam wieder entfernte. Sie versuchte ihr zu folgen, doch unvermittelt stand sie vor einer Feuerwand. Rauch hinderte sie am Atmen. Plötzlich lachte jemand hämisch hinter ihr. Sie drehte sich um und sah in das wutverzerrte Gesicht ihres Mannes. Anna wollte schreien, doch ihre Stimme versagte. Wilhelms Lachen wurde lauter, als er erkannte, dass sie nicht vor ihm fliehen konnte. Er nahm sein Beil, wollte es in ihren zarten Körper schlagen, als etwas gegen seinen Kopf schlug. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte nach hinten. Ein Ast, so spitz wie eine Lanze, bohrte sich durch seinen Brustkorb. Ungläubig schien er auf das Stück Holz zu starren, das er aus seinem Fleisch ragen sah. Ungläubig auch der Blick, mit dem er Anna anstarrte, bevor seine Augen brachen.
    Abrupt erlosch die Feuerwand, und es wurde taghell. Anna stand auf einer grünen Wiese, schneebedeckte Berge um sie herum. An einem kristallklaren Bergsee sah sie einen jungen Mann, der ihr zuwinkte. Sein Haupt war nach vorn geneigt, wodurch sein Gesicht nicht zu erkennen war. Langsam schritt Anna auf ihn zu. Als sie vor ihm stand, bemerkte sie, dass er etwas in seiner geschlossenen Hand verbarg. Langsam öffnete er die Hand und hob den Kopf. Graublaue Augen blickten Anna liebevoll an. Erstaunt erwiderte sie den Blick und schaute dann auf
seine Handfläche. Eine graugrüne Drachenschuppe lag darin. In diesem Moment verschwand die Enge in ihrem Hals, und sie hätte jubilieren wollen. Deutlich sah sie den Mann nun vor sich: »Endlich hast du mir eine Drachenschuppe gebracht!«
    »Und du«, fragte er, »hast du die drei fehlenden Worte für dein Lied gefunden?«
    Lächelnd nickte sie.
    »Ich gehöre dir!«
    Glücklich nahm Friedrich sie in die Arme.

    Tränen strömten über Annas Wangen. Schluchzend öffnete sie langsam die Augen. Sofort erkannte sie die Hütte des Heilers. Sie hatte also nur geträumt. Alles hatte sich nur in ihrem Traum ereignet. Zitternd versuchte sie aufzustehen, als knochige, dürre Finger sie davon abhielten.
    »Warte, ich werde dir helfen. Die Löwin ist nun bereit zu kämpfen!«

Kapitel 18
    Lambrecht hatte in der vergangenen Nacht kaum geschlafen, da die Sorge um Johann und Franziska ihm fast den Verstand raubte. Schon sehr früh war er deshalb zu Bonners Haus geritten, um seinen Schwager zu besänftigen. Doch nun starrte er den Bauern nur ungläubig an, da dieser nicht von seiner Meinung ablassen wollte. Lambrecht ahnte, dass jedes weitere Wort zwecklos war und sich das drohende Unheil nur sehr schwer abwenden ließe. Auch Bonner wusste es, wie der dümmliche Ausdruck auf seinem Gesicht verriet. Trotzdem gab der Pfarrer noch nicht auf und versuchte, den Bauern umzustimmen:
»Wenn die Leute den wahren Grund deiner Verleumdung erraten, werden sie das Mädchen freisprechen und dir nie mehr vertrauen.«
    »Woher sollten sie es erfahren? Von dir, Lutz? Nur zu! Mittlerweile ist die Geschichte von der bösen Magd sogar über die Grenzen von Hundeshagen hinausgedrungen …« Bonner lachte hämisch.
    »Ja, die Menschen sind dumm und glauben gern Geschichten über Hexen und böse Menschen, damit sie Sündenböcke für ihre Misere haben.«
    »Und dies ist die Lösung für meine Sorgen. Mein liebeskranker Sohn wird noch vor Beginn des Herbstes seine rechtmäßige Braut Lisa heiraten, ob er will oder nicht, und wird mir somit eine ansehnliche Mitgift bescheren, sodass ich zum größten Bauern weit und breit werde. Dann bin ich endlich deinen Schatten los!«
    »Du armer Wicht! Darum geht es dir also? Dafür opferst du ein unschuldiges Mädchen?«, fragte Lambrecht fassungslos. Sein Herz pochte laut. All seine Gebete schienen vergebens gewesen zu sein, und für Franziska schien es kein Entrinnen zu geben.
    »Jetzt übertreibe nicht, mein lieber Schwager. Sie wird nicht geopfert werden wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Wenn alles so läuft, wie ich es geplant habe, dann wird es ihr gut gehen, schließlich wird auch sie einen Bräutigam finden. Zwar wird sie nicht mehr in unserer Mitte leben können, sondern mehr … Ich glaube, ich verrate schon zu viel …« Bonner sprach nicht weiter, sondern lächelte nur süffisant. Er wollte seinen Schwager klein sehen, klitzeklein und flehend, den ehrenwerten Herrn Pfarrer!
    Lambrecht ahnte die Absicht seines Schwagers. Schon seit sie sich kannten, hatte dieser einfältige Mensch versucht, ihn in die Schranken zu weisen. Bonner war neidisch auf den Pfarrer, da er
von den

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