Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
Vom Netzwerk:
länger ertragen und ging fort vom Lager, um Holz zu sammeln.
    Barnabas erahnte die Gedanken des Jüngeren, und sie gefielen ihm nicht. Er hatte gehofft, dass auch Burghard dem Geld verfallen würde. Doch längst hatte Barnabas einsehen müssen, dass der junge Mönch reiner und ehrlicher war als andere. Noch sah der Magier keine Gefahr, weder für sich noch für seine Geschäfte. Würde es mit dem Jungen allerdings Schwierigkeiten geben, wusste er ein Mittel, das den Mönch gefügig machen würde.

    Barnabas war sicher, dass Löwenberg und die Stadtmänner zu ihm auf den Rastplatz gekommen wären, hätte er es von ihnen verlangt. Doch der Magier wollte, dass die Leute von Worbis ihn und die Mönche bewusst wahrnahmen, deshalb schritten
er, Servatius und Burghard um die Mittagsstunde auf das Rathaus zu. Wie auch schon am Vortag verstummten die Menschen und hielten in ihren Tätigkeiten inne, wenn die drei Männer vorüberkamen. Barnabas plante solche Auftritte wie in einem Bühnenstück. Er hatte sich einen Gürtel umgelegt, an dem ein blanker Katzenschädel und eine Hasenpfote baumelten. Seine Silberringe waren auf Hochglanz poliert, und mehrere Ketten schmückten seinen Hals. Außerdem führte er einen Stock mit, dessen Ende spitz geschnitten und der am Schaft mit unbekannten Zeichen versehen war. Sein Aussehen und seine Statur flößten Furcht und Respekt ein. Nur Burghard waren die unterwürfigen Blicke der Leute zuwider, und er versuchte, sich in seiner Kutte zu verstecken. Servatius hingegen genoss die Aufmerksamkeit der Menschen. Endlich wurde auch er nicht mehr übersehen oder gar verjagt so wie früher, wenn man ihn wie eine lästige Fliege weggescheucht hatte, weil er um Essen bettelte. Seit er mit dem Magier reiste, wurde er wie dieser mit Ehrfurcht und Respekt behandelt. Für dieses besondere Gefühl der Wertschätzung verehrte er Barnabas, mehr noch, er war ihm aufrichtig zugetan und wäre bereit gewesen, alles für ihn zu tun.
     
    Schon vor der Tür des Amtszimmers hörten der Magier und die beiden Mönche einen lauten Wortwechsel. Als sie eintraten, saßen an einem wuchtigen Tisch Amtmann Löwenberg und zwei weitere Männer, ein Dritter stand davor.
    Beim Eintritt der Besucher verstummten die Anwesenden augenblicklich. Sie hatten eine lautstarke und heftige Diskussion geführt, wie ihre erhitzten Gesichter verrieten. Löwenberg blickte beschämt drein, die beiden anderen, die neben ihm saßen, neugierig, der Dritte, der vor ihnen am Tisch lehnte, eher missmutig.
    Barnabas musterte die Männer unverhohlen. Es war schon öfter vorgekommen, dass sich die hohen Herren nicht einig
waren, ob sie ihn zu Rate ziehen sollten oder nicht. Zum einen kostete er viel Geld, und zum anderen war er den meisten Menschen unheimlich. Man hatte Angst, dass der Magier einen Fluch auf sie legen könnte, wäre er unzufrieden oder verstimmt. Doch Barnabas verstand es, diese Ängste zu entkräften und die abergläubischen Menschen von seinen magischen Kräften zu überzeugen.
    Hier schien jedoch etwas anderes die Streithähne verstimmt zu haben, und im ersten Moment konnte er nicht deuten, was.
    ›Die Menschen sind so dumm‹, dachte Barnabas, als er gelangweilt in ihre Gesichter blickte. Sie erkannten nicht, dass er ein Spieler war, der taktisch vorzugehen wusste.
    »Wir benötigen Eure Dienste nicht!«, meldete sich der Mann zu Wort, der mit verschränkten Armen am Tisch lehnte.
    »Wollt Ihr Euch nicht vorstellen?«, fragte Barnabas mit ruhiger Stimme. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und wies die Frage schroff zurück: »Mein Name ist nicht von Bedeutung, denn Ihr braucht ihn Euch nicht zu merken.«
    »Nun ja, dass mögt Ihr so sehen, aber ich nenne es Höflichkeit.«
    »Er ist der Magister von Worbis, Herr Behrhoff. Und das hier«, er zeigte zu seiner Rechten, »ist Richter Kempten, und hier«, nun wies er zu seiner Linken, »sitzt der Theologe Dr. Eisenhut«, hatte Löwenberg nun die Vorstellung der Anwesenden übernommen. Barnabas sah spöttisch in das gerötete Gesicht des Amtmanns, dem auch jetzt wieder der Schweiß auf der Stirn glänzte.
    »Ihr solltet etwas gegen Euer Herzrasen unternehmen, sonst bringt es Euch eines Tages noch um!«, meinte der Magier und wies mit seinem Stock auf Löwenbergs Herz. Erschrocken tupfte sich dieser hektisch über das Gesicht.
    »Was kann ich dagegen tun?«, fragte er ängstlich.
    »Täglich drei Tassen Weißdornaufguss. Eine Handvoll Blüten
auf einen Liter siedendes

Weitere Kostenlose Bücher