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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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vertritt die Anschauung, dass Frauen, die sich selbst als Hexen bezeichnen, in ärztliche Behandlung gehören und nicht auf den Scheiterhaufen.«
    »Das ist doch alles dummes Geschwätz! So etwas kann nur ein Quacksalber sagen, damit er genug zu tun hat. Aber ich, Barnabas der Magier, weiß, woran man Hexen erkennen kann. Sehr oft schon habe ich sie unter allen Einwohnern eines Ortes gefunden und des Schadenszaubers überführt. Und ich gebe Euch Brief und Siegel, dass auch hier in Eurem beschaulichen Städtchen Hexen Unzucht mit dem Teufel treiben, dass sie für die Seuchen Eurer Tiere verantwortlich sind und dass sie Menschen vergiften. Das, mein lieber Magister, tun sie im Vollbesitz ihres Geistes und nicht, weil sie krank sind.«
    Barnabas stieß seinen Stab mit voller Wucht auf den Holzboden.
Löwenberg griff sich ans Herz und glaubte, sein letztes Stündlein habe geschlagen, so sehr hatte er sich erschreckt. Endlich meldete sich der Richter zu Wort und sprach an den Magister gewandt: »Johannes, lass gut sein. Deine Argumente sind nicht zu belegen. Du weißt, dass mein Weib daniederliegt und sich seit Tagen in Schmerzen windet. Kein studierter Arzt kann ihr helfen. Das Übel ist erst aufgetreten, nachdem sie mit Greta gestritten hat. Ich bin mir sicher, dass sie meine arme Elfriede mit einem bösen Zauber belegt hat. Niemand kann ihr helfen, außer ein Magier. Nur er ist fähig, den Schadenszauber wieder aufzuheben. Anschließend muss die Hexe bestraft werden, erst dann kehrt wieder Ruhe ein. Verbrannt werden muss sie, damit auch ja nichts von ihr in den Himmel einfahren kann!«
    Der Magister unterbrach ihn abrupt und erwiderte: »Tobias, für dein Weib werde ich beten, aber ich bitte dich … Ich habe Euch bereits erklärt, dass es falsch ist, diese Frauen zu töten. Gott will nicht, dass Sünder getötet werden. Sünder müssen bekehrt und dann der Kirche wieder zugeführt werden. Wenn Hexen getötet werden und zur Hölle fahren, triumphiert der Teufel. Wenn sie aber bekehrt werden und weiterleben, ist der Teufel gedemütigt und verliert. Hexen wehrt man nicht durch Hexenprozesse ab. Man wehrt sie nur durch die Kraft des Gebetes ab und durch geweihte Gegenstände wie Weihwasser …«
    Johannes Behrhoff sah in die Gesichter der Männer. Der Amtmann und der Richter schienen zu zweifeln. Nur den Blick des Theologen konnte er nicht deuten, trotzdem fügte er mit lauter Stimme hinzu: »Wer Angst vor Hexen hat, zeigt, dass er kein ausreichendes Gottvertrauen besitzt!«
    Erschrocken blickten ihn die Anwesenden an. Nur Barnabas’ Gesicht hatte einen verkniffenen Ausdruck angenommen, sah er doch seine Felle davonschwimmen. Wieder einmal wurde dem Magier klar, dass man Geld erst zählen durfte, wenn man es bereits in Händen hielt.
    Plötzlich erhob sich der Theologe, der bislang schweigsam der Auseinandersetzung gefolgt war. Durchdringend sah er den Magister an und spie die Worte fast aus: »Verschont uns mit Eurem Geschwätz und den Meinungen von Hexenverfolgungsgegnern wie Johann Weyer und Adam Tanner. Ich kenne deren Ansichten und verdamme sie. Für uns gelten nur der ›Malleus Maleficarum‹ und die ›Carolina‹. Der Hexenhammer sagt mehr als deutlich, wie man mit bösen Weibern zu verfahren hat. Alle Gottesabtrünnigen müssen vernichtet werden, damit sie keinen Schaden säen können. Und Ihr, ehernwerter Herr Magister, müsst aufpassen, dass Ihr Euch nicht zu weit aus dem Fenster lehnt. Schnell, sehr schnell kann man nämlich selbst der Hexerei bezichtigt werden!«
    Diese eindringlichen Worte ließen den Angesprochenen bleich werden. Mit solch einer Gegenrede hatte er nicht gerechnet. Wütend nahm er seinen Hut, der auf einem Stuhl gelegen hatte, und stapfte zur Tür. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich um und erklärte zornig: »Lasst Euch von diesem Magier ruhig das Geld aus den Taschen ziehen. Mir kann es egal sein. Doch merkt Euch eins: Verdächtigungen wegen Hexerei dürfen nicht zur Folter oder Verurteilung führen! Sollte Greta Ackermann wegen Euren haltlosen Vermutungen brennen müssen, so tragt Ihr eine schwere Schuld auf Euren Schultern, die Euch drücken wird, bis Ihr die Augen für immer schließen werdet.«
    Dann schlug er die Tür so fest hinter sich zu, dass der Knall durch das gesamte Rathaus hallte.
    Nachdem Behrhoff den Raum verlassen hatte, war ein lautes Aufatmen zu hören. Nur Burghard zitterte. Das, was hier gesprochen worden war, würde ihn noch lange beschäftigen. Wäre er

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