Das Hexenrätsel
wieder aus ihrem Körper herausdrücken können?«
»Ich kann es dir versprechen!«
Sie hatte mir in allem nachgegeben. So etwas wie ein Schwindelgefühl überkam mich, als ich daran dachte. Das konnte nur ein Traum sein, ich sollte Jane zurückbekommen Ein alter Wunsch, den ich lange Zeit gehegt hatte, sollte in Erfüllung gehen aber verdammt, ich wollte daran einfach nicht glauben. Würde sie Jane, ihre beste Dienerin, wirklich so einfach laufenlassen?
Ich blickte sie an. Starr sah ich ihr ins Gesicht und erkannte die schwarz verbrannte Masse, die einmal eine helle Haut gewesen war. Man hatte Wikka als schöne Frau bezeichnen können. Das faltenlose Gesicht, die glatten, rabenschwarzen Haare, all das hatte zu ihr gehört, und jetzt sah sie aus wie eine Bestie.
Sie wollte wieder so werden wie früher, um sich unter den Menschen sehen lassen zu können. Wenn ich das Schlangenschwert fand, konnte es ihr vielleicht gelingen Aber war es gut, daß sie wieder so herumlief wie früher? Wurde sie dann nicht stärker?
Diese Überlegungen durfte ich nicht einfach abtun, sondern mußte mich intensiver damit beschäftigen.
Das sagte ich Wikka auch.
»Dann ist dir deine Jane nichts mehr wert?« kreischte sie, weil sie einsah, daß ihre Felle fortschwammen.
»Sie ist nicht mehr meine Jane.«
»Du willst das Schlangenschwert also nicht holen, Geisterjäger?« Ihre Stimme hatte einen drohenden Klang angenommen.
»Davon habe ich nichts gesagt.«
»Aber ich fühle es genau. Ich weiß, wie es in deinem Innern aussieht. Dir paßt mein Vorschlag nicht. Das fühle ich genau, du verdammter Hundesohn. Wenn du mir nicht entgegenkommst, werde ich dich in dieser, in meiner Dimension, killen!«
»Dann hast du gar nichts mehr, Wikka. Und du wirst ewig mit diesem Gesicht umherlaufen.«
Sie lachte blechern. »Ich finde einen anderen. Was meinst du, wie sehr sich dein Freund Suko bemühen würde, wenn ich seine Shao in meiner Gewalt hätte? Überlege es dir!«
Da hatte sie recht. Weder sie noch ich hatten die besseren Karten in der Hand. Das glich sich aus. Jeder war praktisch auf den anderen angewiesen.
»Entscheide dich!« Ihre Stimme klang jetzt drohend. »Bevor ich mich entscheide oder zusage, hätte ich noch eine Frage, Wikka.«
»Los!«
Sie war nervös, das merkte ich, deshalb ließ ich mir auch eine gewisse Zeit. »Was sagt Jane Collins dazu, daß du sie nicht mehr haben willst?«
»Hältst du mich für dumm?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich will nur wissen, wie Jane Collins reagiert.«
»Sie hat nichts dazu gesagt, wenn du das meinst.«
»Dann weiß sie es nicht?«
»So ist es.«
Ich atmete tief ein. »Nur bin ich gespannt, wie du sie mir übergeben willst.«
»Vorausgesetzt, daß ich mein Schlangenschwert bekomme.«
»Das ja.«
»Sie wird davon nichts merken, denn ich versetze sie in einen magischen Schlaf. Wenn sie erwacht, befindet sie sich bei dir, Geisterjäger. Dann allerdings mußt du mit ihr fertig werden.«
»Ist sie wieder normal?«
»In deinem Sinne, ja!«
Selten in meinem Leben ist mir eine Entscheidung so schwer gemacht worden. Ich hatte mich natürlich noch nicht entschieden und nur mehr aus Wikka herauslocken wollen Weitere Dinge würde sie nicht zugeben, das stand fest.
»Hast du dich endlich entschieden, John Sinclair?«
»Ja. Ich mache es!«
In den Augen der Hexe leuchtete es für einen Moment auf. Nicht länger als ein Gedankenblitz, dennoch war ich mir sicher, daß dieses Aufleuchten eine Reaktion des Triumphes darstellen sollte. Ja, sie hatte mich geködert. Und sie hatte es mit Jane Collins geschafft, der ehemaligen Detektivin und meiner Freundin.
Niemals zuvor hätte ich gedacht, daß ich einmal für Wikka arbeiten würde.
Aber es stimmte.
Ich stand in ihren Diensten.
»Wo kann ich das Schlangenschwert finden? Es muß einen Hinweis geben.«
»Nein, den gibt es nicht.«
»Und wer war sein Besitzer?«
»Ein Hexenjäger namens Baldur von der Lenne« Sie schüttelte den Kopf. »Mehr kann ich dir nicht sagen, John Sinclair. Finde das Schlangenschwert, löse dieses Rätsel, dann bekommst du Jane Collins zurück wie du sie hast gehenlassen müssen…«
Es waren ihre letzten Worte. Sie hob beide Arme, spreizte die Hände, und plötzlich spürte ich keine Fesseln mehr. Ich konnte mich wieder bewegen.
Abwärts!
Ich raste in die Tiefe, hatte für einen Moment schreckliche Angst, im Nirgendwo zu zerschellen und streckte meine Arme aus. Nur kurz spürte ich einen Widerstand, stolperte
Weitere Kostenlose Bücher