Das Hexenrätsel
erschüttert!
Mit bleichen Gesichtern standen wir vor einem jungen Mädchen, das in seinem Blut lag.
Tot…
Gestorben durch eine Stichwaffe, wie der untersuchende Arzt sehr rasch festgestellt hatte. Stichwaffe!
»Kann es ein Schwert gewesen sein?« fragte ich den Mann.
»Natürlich. Ich tippe sogar darauf. Und bei der anderen Leiche ist es das gleiche.«
Es stimmte. Zwei Leichen waren gefunden worden. Eine schreckliche Sache. Einmal das junge Mädchen, dann der ältere Mann, einer der Angestellten auf dem Reiterhof, der sich für die Pferde verantwortlich zeigte.
Es wimmelte natürlich von Polizei. Die Ferienkinder und Jugendlichen waren zusammengetrommelt worden, um in ersten Vernehmungen Rede und Antwort zu stehen.
Was und ob überhaupt etwas dabei herauskommen würde, war sehr fraglich.
Ich wollte nicht so recht daran glauben. Nach den Informationen des Arztes hatten wir uns zurückgezogen, denn wir wollten die offiziellen Ermittlungen nicht stören. Auch Dr. Enkbach befand sich bei den Polizisten.
Wir standen so, daß wir durch das Stallgebäude und die Wagen der Mordkommission gedeckt waren. Unsere Blicke glitten zum Waldrand. Davor befand sich eine freie Grasfläche.
Suko meinte: »Dort kann jemand gut verschwinden. Der Wald bietet tausend Verstecke.«
Niemand widersprach ihm.
»Ob wir ihn durchkämmen?« fragte Bill.
»Glaubst du an einen Erfolg?«
Bill schaute Suko an. »Besser, als hier herumzustehen. Was meinst du dazu, John?«
»Ich weiß nur, daß jemand das Schwert gefunden hat.«
»Aber wer?«
Diese Frage konnte ich dem Reporter nicht beantworten. Der Mörder hatte es verstanden, seine Taten ungesehen durchzuführen. Da er das Schwert gefunden hatte, hätte es mich natürlich interessiert, wo das gewesen sein konnte. Noch etwas kam hinzu.
Die Jahrhunderte über hatte sich niemand um die Waffe gekümmert. Ausgerechnet jetzt, wo wir auf den Fall angesetzt waren, da passierte es, und das Schwert wurde gestohlen.
Zufall?
Daran wollte ich nicht glauben. Meine Freunde ebenfalls nicht, der Dieb mußte gewußt haben, was die Uhr geschlagen hatte. Daran gab es nichts zu rütteln. Man konnte es auch als Fügung des Schicksals oder der Hölle bezeichnen.
Obwohl wir uns so abseits hingestellt hatten, wurden wir dennoch von Dr. Enkbach gefunden. Er kam auf uns zu. Sein Gesicht sah noch immer käsig aus. Als er vor uns stehenblieb, hatte er Mühe, die Worte zu formulieren.
»Wir haben alle Gäste zusammen«, erklärte er. »Aber ein Mädchen fehlt dabei.«
»Und wer?« fragte ich.
Er schaute uns der Reihe nach an, hob die Schultern und flüsterte: »Ich kann es kaum fassen oder glauben, aber es ist eine Tatsache. Das Mädchen, das fehlt, heißt Gaby Schreiber. Sie ist die Zimmerfreundin der Ermordeten.«
»Haben Sie überall nachgeschaut?« fragte Bill.
»Natürlich.«
»Man könnte davon ausgehen, daß sie als Mörderin in Betracht kommt«, faßte Suko zusammen.
Als der Mann die Worte so direkt hörte, begann er zu schlucken. »Wie Sie das sagen…« Er schüttelte sich. »Gaby Schreiber ist erst sechzehn…«
»Es gibt noch jüngere Mörder!«
»Aber welch einen Grund sollte sie gehabt haben, ihre Freundin umzubringen? Beide Mädchen stammten aus Essen. Wie man mir übereinstimmend berichtete, waren sie immer zusammen. Vor allen Dingen hier auf dem Reiterhof.«
»Das hat nichts zu sagen.«
»Doch. Es muß etwas zu sagen haben Wirklich. Davon können Sie mich auch nicht abbringen. Freundschaft zerbricht nicht so leicht. Auch nicht in unserer Zeit. Wie Zeugen erklärten, sind beide Mädchen am Morgen gemeinsam weggegangen.«
»Wo wollten sie hin?« fragte ich.
»In den Wald. Jemand sprach von einer Höhle, die beide besichtigen wollten.«
Suko, Bill und ich waren wie elektrisiert. Eine erste Spur hatten wir gefunden. »Welche Höhle?« wollte der Inspektor wissen.
»Tut mir leid. Ich muß Ihnen die Antwort schuldig bleiben. Es war auf jeden Fall keine bekannte Höhle. Irgendeine andere. Es gibt ja genug davon. Aber es ist verboten, sie zu betreten. Wir warnen die Besucher immer wieder. Leider umsonst, wie man jetzt wieder gesehen hat.«
»Noch ist nicht sicher, daß die Mädchen in einer Höhle waren«, meinte Bill.
»Ich gehe davon aus«, erklärte Dr. Enkbach.
»Könnte in solch einer Höhle Baldur von der Lenne begraben sein?« fragte ich den hohen Beamten.
Dr. Enkbach zog ein überraschtes Gesicht. »Wie soll ich Ihren Gedankengängen jetzt folgen?«
»Es ist durchaus
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