Das Hexenrätsel
bekommen, obwohl sie als Hexe galt. Aber sie hatte es nicht geschafft.
Wikka, so hieß sie, geriet in eine Phase der Depression. Aber sie wollte auch nicht aufgeben.
Sehr oft hatte sie sich mit dem Teufel, den sie als Herrn anerkannte, in Verbindung gesetzt, doch auch der Satan konnte oder wollte ihr nicht helfen.
Das Problem mußte sie allein lösen.
Einen Hinweis hatte er ihr gegeben.
Das Schlangenschwert!
Mehr war nicht gesagt worden, und Wikka konzentrierte ihre Kräfte darauf, das Schwert zu finden. Was hatte sie alles unternommen, doch es war ihr nicht gelungen, den Hinweis zu bekommen. Sie wußte nicht, wo es lag obwohl sie zahlreiche Bücher und alte Schriften gelesen hatte. Sogar Beschwörungen führte sie durch, der Weg zum Schlangenschwert blieb ihr einfach versperrt.
Gerade in diesen Augenblicken, als sie vor dem Spiegel stand, dachte sie wieder daran, und in einem Anfall von Wut schleuderte sie den Stein gegen den Spiegel.
Sie hatte viel Kraft in den Wurf hineingelegt, so daß er mit einem Klirren zerbrach. Zahlreiche Scherben fielen zu Boden, bildeten dort ein hell glänzendes Mosaik, aber es blieben noch genügend lange Scherben an den Rändern des Spiegels stecken.
Eine war besonders lang und spitz.
Wikka fixierte sie.
Sie zog ihre schwarzen Lippen zurück, die Augen glänzten, und dann stürzte sie vor.
Mit drei Schritten erreichte sie den Spiegel, packte eine Scherbe, riß sie hervor und rammte sich die Spitze in ihr schreckliches Gesicht. Sie wollte es zerstören.
Immer wieder hackte sie dagegen und zog die Spitze von oben nach unten und umgekehrt. Sie wollte ihr Gesicht einschneiden, um die Haut abzuziehen, aber sie schaffte es nicht. Die Veränderung hielt auch der Spiegelscherbe stand.
Voller Wut schleuderte Wikka ihre »Waffe« zu Boden Auch damit hatte sie es nicht geschafft. Ihr Gesicht blieb so widerlich häßlich.
Es war ja nicht nur allein das Gesicht, das sie störte, sondern die Tatsache, daß sie sich nicht mehr unter die Menschen wagen konnte. Sie fiel damit auf und mußte die Aktivitäten den anderen überlassen Vor allen Dingen ihrer ersten Dienerin.
Das war Jane Collins!
Sie hatte nichts gegen Jane. In ihr hatte sie eine perfekte Schülerin gefunden, aber zu gute Schülerinnen können eine Gefahr für die Lehrer werden. Das paßte Wikka nicht.
Sie sah sich nur mit dem häßlichen Gesicht, während Jane ihre Schönheit behalten hatte, obwohl ihre Seele dem Teufel verschrieben war. Also konnte Jane das tun, was Wikka gern getan hätte. Und das wollte sie ändern.
Sie hatte lange nachgedacht, hin und her überlegt und auch einen Plan gefaßt.
Einen irren Plan, wie er nur im Gehirn eines Verzweifelten geboren werden konnte. Doch er war gleichzeitig genial. Die Menschen hatten ein Sprichwort. Manchmal mußte man den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. So ähnlich wollte auch Wikka vorgehen, nur noch raffinierter und hinterlistiger, falls es klappte.
Und innerhalb des Plans gab es einen zentralen Mittelpunkt, um den sich alles drehte.
Jane Collins!
Sie mußte mitmischen und vor allen Dingen sehr aktiv mitmachen. Ohne sie würde der Plan kaum gelingen.
Wie auf ein Stichwort öffnete sich die Tür, und die blonde Hexe betrat den Raum.
Wikka hatte sie längst gehört. Langsam drehte sie sich um, öffnete dabei ihre Faust, und die lange Spiegelscherbe fiel zu Boden. Jane blieb nahe an der Tür stehen und sah Wikkas Blick auf sich gerichtet. Innerlich lächelte die ehemalige Detektivin. Sie konnte sich vorstellen, was hinter der Stirn der Oberhexe vor sich ging, aber sie sagte nichts. Nur innerlich lächelte sie.
Seit Wikka mit einem völlig verbrannten Gesicht umherlief, genoß Jane Collins ihre Schönheit. Die helle Haut, die langen blonden Haare, die wohlgeformte Figur, bei ihr paßte eigentlich alles zusammen - bis auf ihr Innerstes.
Jane besaß zwar noch eine Seele, doch es war die eines Fremden, des Rippers, und die gehörte dem Teufel.
Demnach gehörte Jane Collins auch dem Teufel. Sie diente ihm, da stellte sie sich mit der Oberhexe Wikka auf eine Stufe. Beide waren dem Satan hörig.
Sie führten seine Pläne durch, lebten in seinem Sinne, und da Wikka die gleichen Ziele verfolgte wie ihre Dienerin Jane, wäre es dieser nie in den Sinn gekommen, sich offiziell gegen Wikka zu stellen. Innerlich jedoch frohlockte sie, denn da dachte sie völlig anders, als sie es zugab.
»Du hast den Spiegel zerschmettert?« Es war mehr eine Feststellung als eine
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