Das Himmelbett
zustande gekommen war, konnte man sich leicht ausrechnen. Aufs neue überfiel sie die schamvolle Lust, erst Schläge zu bekommen und dann eine so liebevolle Versöhnung. Mit Gewalt unterdrückte sie ihre Gedanken. Sie war Katarinas Verbündete, die einzige, die nie schwankte und sie im Stich ließ.
Abwechselnd ruderten sie nach Kalvskär, um zu baden. Ullabritt fuhr beim letzten Mal mit.
»Verdammt und zugenäht«, rief sie, als Rolf die Jolle auf den Sand zog. »Ich habe bloß die Badekappe mitgenommen. Der Badeanzug liegt auf der Aurora.«
»Deswegen rudere ich nicht zurück«, meinte Rolf. »Du kannst gut nackt baden.«
Unschlüssig stand sie da, während die anderen Mädchen den Strand hinauftobten, um sich umzuziehen. Rolf machte die Fangleine an einem Stein fest. »Na?« sagte er, als er fertig war, »wie wird das nun? Nackt oder nicht nackt, das ist hier die Frage.« Er strich mit den Fingerspitzen über ihren Oberarm. Das süße Lustgefühl kehrte zurück.
»Ich bade draußen an der Landzunge«, sagte sie hastig und floh vor ihm über die Klippen, sie waren warm unter den nackten Füßen und gaben der Lust neue Nahrung. Sie verschwand zwischen den Bäumen. Ein Fichtenzweig stach sie in die nackte Schulter, und sie blieb auf dem Pfad stehen, hilflos, während die Lust in ihr zu einem flackernden Holzstoß auf flammte.
Als Kind hatte sie ein Spiel gespielt. Das könnte sie jetzt auch spielen. Sie sah sich um. Dort war ein Stein. Sie warf die Badekappe von sich, legte sich auf den Bauch über den Stein und zog ihre Shorts herunter. Gott, Gott... Bebend schaute sie in das Farnkraut hinunter, spürte die Sonne auf ihrem Hintern glühen. Es war fast, als bekäme sie wirklich Prügel. Jammernd wand sie sich. Das Moos rieb an ihrem verschwitzten Bauch.
»Aufhören, aufhören«, flüsterte sie zu einem unsichtbaren Bestrafer. Er ließ die Hand sinken.
»Willst du jetzt lieb sein?«
»Ja, ja.«
»Es klingt nicht so.«
»Doch, doch.« Ihre Beteuerungen waren zwecklos. Der Strafende hob wieder die Hand...
»Was in Gottes Namen machst du?«
Sie sprang auf die Füße, starrte ihn an, während sie die Schamröte in Wogen überspülte.
»Hau ab!« rief sie wütend. »Was fällt dir ein, hinter mir herzuschleichen? «
»Hinterherschleichen«, wiederholte er. »Du stellst dich hier an einem öffentlichen Weg zur Schau!«
»Ich stelle mich nicht zur Schau«, schrie sie, aber ihre Stimme versagte auf einmal. Sie kämpfte mit den Tränen.
»Du stellst dich immer noch zur Schau«, erwiderte er und betrachtete ihren Bauch, an dem Moos und Tannennadeln klebten. Hastig zog sie die Hosen hoch.
»Ich hasse dich«, rief sie, und jetzt kamen die Tränen gestürzt. Sie machte einen hilflosen Versuch, sie aufzuhalten. Aber es wurde nur schlimmer und schlimmer. Verzweifelt sank sie nieder auf den Stein und weinte, mit den Händen vorm Gesicht. Er setzte sich neben sie.
»Du wirst vor den anderen darüber klatschen«, weinte sie. »Und ich werde ausgelacht. Ich kann keinem Menschen mehr in die Augen sehen. Nicht einem einzigen Menschen.«
Er zog sie beschützend an sich.
»Kummer, Kummer, Kummer«, sagte er zärtlich. »Ich fand dich riesig süß.« Er streichelte ihre Schultern. »Mädchen müssen manchmal ihren Hintern zeigen dürfen.«
Auf eine dunkle Weise fühlte sie sich getröstet. Seine Hand war warm und gut, seine Stimme die eines Verzeihenden. Als wäre sie wirklich erst bestraft und jetzt begnadigt worden.
»Oh, Rolf«, rief sie aus der ganzen Tiefe ihres Herzens, »findest du mich sehr dumm?«
Ihre Süße betäubte ihn fast.
»Nein«, sagte er und blickte in ihr Gesicht. Sie wischte die Tränen fort. »Den ganzen Tag habe ich mich so komisch gefühlt«, erzählte sie. »Bald weiß ich nicht mehr, was ich machen soll.« Sie versteckte ihr Gesicht an seinem Hals.
»Kannst du mir nicht helfen?«
Er wußte nicht, was ihn daran hindern sollte.
»Nichts tu ich lieber als das«, antwortete er und hielt ihre Hand an den Reißverschluß der Shorts. »Fühl selbst.«
Sie sank vor ihm auf die Knie und zog mit fliegenden Händen den Reißverschluß seiner Shorts auf. Der Geruch, der in ihre Nase stieg, mischte sich mit dem Duft von Tannennadeln und Ameisensäure.
»Ich liebe dich«, murmelte sie. Ein Gefühl der Verehrung durchdrang sie. »Ich bete dich an«, sagte sie mit erstickter Stimme, »bete dich an, bete dich an.«
Katarina saß allein in der Kajüte und nähte einen Knopf an ihren langen Hosen fest.
Weitere Kostenlose Bücher