Das Himmelbett
eine hohe Klippe aussah.
»Woran denkst du?«
»Ich wußte nicht, ob ich hierher fahren sollte«, sagte er.
Wir gingen schweigend weiter und kamen zum Marktplatz mit seinen Palmen und Anlagen. Die Uhr zeigte schon nach vier, und alles war ruhig und still. Wir gingen an einem runden Rasenstück vorbei, das von einem Rand schwach leuchtender Korallen umgeben war. Plötzlich ließ ich Stens Arm los und sprang auf den Rasenteppich. Ohne einen Gedanken an meine armen Kleider legte ich mich auf den Rasen.
»Komm«, sagte ich. »Jetzt wollen wir lieben. Wir müssen noch einmal anfangen.«
Ich streckte die Arme aus, und er kam auf mich zu.
KARL-AXEL HÄGLUND
Die Turnierreiter
M onsieur Richard, den man den Hasenherzigen nannte, schnallte sich eine Metallplatte auf die Taille, darunter auf den nackten Körper ein Stück Leinenzeug.
»Das schützt den Sack vortrefflich«, sagte er mit einem kalten Grinsen.
»Das blöde Brechmittel Johann von Bordeaux versucht mich immer mit der Lanze zu kastrieren, seitdem ich ihn bei der Tochter des Wirtes in den drei Zinnkrügen ausgestochen habe.«
»Die kleine Dunkle?« fragte Ronald von Thüringen.
»Nein, zum Teufel, die Helle. Die große, blonde, weiche Tochter mit Lenden wie eine Münchner Bierstute.«
»Ach so, die«, sagte Ronald. »Sie hat ja die Möse quer.«
»Quer?« sagte Ronald und starrte blöde in die Glut des Kamins. »Vielleicht, vielleicht.«
Da lachten alle Kämpen so, daß die Bierkannen sprangen. Im Ankleideraum gebrauchten sie kurz vor einem Turnier immer jenen derben Jargon. Sie ödeten sich auf jede Art an, in erster Linie, weil alle vor dem bevorstehenden Treffen ein bißchen nervös waren, während man Lederschutz und Panzer anlegte, Helme putzte und Morgensterne trimmte.
»Hast du schon Grabrost auf das Visier bekommen«, schrie Wilhelm von Wallonien, ein kleiner, dunkler Typ, der unter einer üppigen Mähne hervoräugte, zu Morgan von Bretagne hinüber, der in seiner Bankecke fleißig mit Spucke und Bimsstein arbeitete.
»Geht dich einen Scheißdreck an«, brummte jener abweisend über die Schulter.
Des Herzogs Hofpoet, der sich gerne im Ankleidungsraum der grün-schwarzen Partei aufhielt, lächelte amüsiert.
»Welche Sprache, meine Herren! Wenn die Damen auf der Ehrentribüne, wenn die jungfräuliche Lilienweiße Sie jetzt hören würde...«
»Hör... hör... hört Euch den an«, sagte der alte Ritter Marcus, von den Duellen und Kämpfen auf der Rennbahn durch viele Jahre etwas narbig und angeschlagen, »ich kau... kau... kau... kaufte ein Gedichtheft von... von... von... von dir in Magde... magde... magde... Magdeburg und, hol mich der Teufel, wenn das nicht das Saftigste war, das ich gelesen habe.«
»Gewiß doch«, sagte Ronald von Thüringen, »hieß das nicht Die Heilige Jungfrau oder so? Ich erinnere mich an ein Stück:
Du, die mit der Möse fein
Sieh auf mich, der noch so klein
Nimm mein Glied mit beiden Händen
Reib es dicht an deinen Lenden.»
Der Hofpoet des Herzogs errötete leicht.
»Den Gedichtband habe ich unter Pseudonym geschrieben«, sagte er sauer.
Wilhelm von Wallonien lachte roh, während er eine Metallschiene an der Wade festmachte.
»>Du, die mit der Möse fein<. Wo haben sie das alles bloß her, diese Poeten?«
Herzog Alfons von Oranien — im Volksmund Alf von Organien genannt, ein Spitzname, den er mit einem gewissen Entzücken zur Kenntnis genommen hatte — erhob sich vom Bett und ging zum Erker. Er sah auf den Burghof und zwirbelte seinen Bart.
»Pater Gunardo teilte mir gestern im Vertrauen mit, daß die Bauern mich Alf von Organien nennen«, sagte er mit glucksendem, selbstzufriedenem Lachen.
Seine Gemahlin, die die Daunendecke beiseite geworfen hatte und mit roten Wangen leicht verächtlich ihren Gatten betrachtete, schnaubte böse durch ihre wohlgeformten Nasenlöcher.
»Was glaubst du, welches Organ die damit meinen?« fragte sie gemessen.
»Gedenkst du, so den ganzen Vormittag zu liegen? Wenn die Sonne im Zenit steht, beginnt das Turnier, das die Feierlichkeiten zur Vorbereitung des Kreuzzuges zum Heiligen Land einleitet«, sagte der Herzog irritiert.
»Kommt ihr denn in diesem Jahr auf den Weg?«
»Was willst du damit gesagt haben?«
»Es ist ja jetzt das vierte Jahr, daß du einen Kreuzzug vorbereitest.«
»Na und? Kann ich was dafür, daß es immer so ein unchristliches Scheißwetter wird, wenn wir das Heer einschiffen wollen?«
»Es stürmt ja meist im Herbst.«
»Kein Mensch in der
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