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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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unseren Produkten rund 2 000 Mitarbeiter in sieben europäischen Ländern, dazu über 6 000 Biobauern, die uns mit ihren Ausgangsprodukten beliefern. Doch schließlich hat mich unsere Agentur überzeugt. Der Satz sagt ja nicht: „Das habe ich alles selbst gemacht.“ Er soll aussagen, dass ich als Unternehmer die persönliche Verantwortung dafür übernehme, dass wir uns täglich um höchste Qualität unserer Produkte und größtmögliche Nachhaltigkeit bei ihrer Herstellung bemühen.
    Es ist ähnlich wie bei einem Minister, der ja auch nicht selbst die Gesetze und Verordnungen im Bereich seines Ressorts schreibt, schon gar nicht selbst jede Maßnahme seiner Behörden in Gang bringt. Ein Minister oder Regierungschef trägt die politische Verantwortung. Kommt es zu Fehlern oder Versäumnissen, muss er den Kopf hinhalten – selbst wenn er über den Vorgang persönlich gar nicht informiert war. Läuft etwas nicht so wie es laufen sollte, hat das nämlich oft recht komplizierte Ursachen. Sehr schnell sind die Menschen da mit Worthülsen von „Strukturproblemen“ oder der „unglücklichen Verkettung von Umständen“ bei der Hand. Doch die muss die Allgemeinheit weder durchschauen noch muss sie das Problem zu lösen wissen. Außenstehenden reicht es zu wissen, wer sich um die Sache kümmert. Oder wer notfalls den Schaden trägt.
Macht und Autorität
    Wer von persönlicher Verantwortung spricht, der kann von der Macht nicht schweigen. Der Begriff „Macht“ ist heutzutage sehr negativ besetzt. Viele denken ihn fast schon automatisch zusammen mit dem Suffix „… missbrauch“. Als Zeitzeichen mag das zu denken geben. Es geht aber am Kern der Sache vorbei. Denn Verantwortung übernehmen ohne Macht auszuüben, das kann ich nur, wenn ich restlos alles selbst mache. Doch das ist in einer hochgradig arbeitsteiligen Gesellschaft nicht einmal mehr demjenigen möglich, der scheinbar „allein“ arbeitet. Der Installateur hat die Rohre, die er verlegt, schließlich nicht hergestellt; der Biobäcker im kleinen Zweimannbetrieb ist nicht auch noch Biobauer. Am ehesten ist noch ein Dichter ganz allein für seine Gedichte, ein Maler für seine Gemälde verantwortlich. Unternehmerische Verantwortung ohne Macht über das Wirken anderer ist dagegen undenkbar.
    Die entscheidende Frage ist, worauf diese Macht gründet. Natürlich kann ich sie einfach für mich beanspruchen. Schließlich „gehört“ mir beziehungsweise unserer Familie „das Unternehmen“. Aber was heißt das eigentlich? Wir setzen als Familienunternehmer privates Kapital ein, um Mitarbeiter, Maschinen, Gebäude, Rohstoffe und viele andere Gegenstände zu einem wirkenden Organismus zu formen, eben einem Unternehmen. Auf der Basis teils meiner eigenen Ideen, ganz überwiegend aber auf der Basis der Ideen vieler anderer Mitarbeiter bringt dieses Unternehmen dann Produkte hervor, deren Nutzen sich auf dem Markt erweisen muss. Gelingt dies, haben wir Erfolg; misslingt es auf Dauer, geht das Unternehmen unter.
    Zwar „gehören“ dem Unternehmen im juristischen Sinne Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Bürogeräte, Fahrzeuge. Und wir als Eigentümer des Unternehmens haben über diese Sachen insofern „Macht“, als wir sie ebenso verkaufen, verschenken oder anderweitig einsetzen könnten. Aber ohne die vielen Menschen, die diese Sachen produktiv einsetzen, wäre alles im Grunde nur Schrott und Stein. Und diese Menschengehören uns nicht. Sklaverei und Leibeigenschaft sind gottlob seit langer Zeit abgeschafft. Verantwortete unternehmerische Macht gründet also gerade nicht auf Besitz.
    Letztlich auch nicht in der Bezahlung von Mitarbeitern. Denn durch Bezahlung eines Gehalts „erwerbe“ ich lediglich einen Anspruch, dass jemand für unser Unternehmen tätig wird. Wie , das heißt mit welchem Engagement, welcher Einsicht und welchem Erfolg er oder sie das tut, darauf habe ich mittels der Gehaltsabrechnung kaum Einfluss. Selbstverständlich können wir uns von Mitarbeitern, die überhaupt keine akzeptable Leistung erbringen oder die nicht zu unserem Unternehmen passen, wieder trennen. Aber was immer Firmen durch ständiges Heuern und Feuern gewinnen mögen – ein Stamm von verlässlichen, engagierten und passgenau qualifizierten Mitarbeitern ist es gewiss nicht. Genauso wenig wie üppige Gehälter an sich schon ein Erfolgsgarant wären. Löhne und Gehälter also entweder als Schmerzens- oder als Bestechungsgeld zu betrachten, ist eine ebenso trostlose wie erfolglose

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