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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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bodenständige Sprache. Wenn ich eine Idee nicht jedem Mitarbeiter klarmachen kann, auch solchen ohne Abitur oder betriebswirtschaftliches Examen, dann wird sie in der Praxis wenig taugen. Ebenso wie ich niemanden damit beeindrucken muss, stets das aktuelle Exemplar des „Harvard Business Manager“ effektvoll auf meinem Schreibtisch zu platzieren.
Von produktiven Konflikten und destruktiver Missgunst
    Freilich können noch so viel Offenheit, Ehrlichkeit und Klarheit nicht verhindern, dass es gelegentlich zu Konflikten kommt. Dann steht eben doch Meinung gegen Meinung, Vorschlag gegen Vorschlag, Idee gegen Idee. Niemand will sich mehr so recht von den anderen überzeugen lassen. Wie gehe ich mit solchen Situationen um?
    Als verantwortlicher Unternehmer kann ich ein umstrittenes Projekt natürlich einfach durchziehen. Zumindest vordergründig werden die Leute vermutlich sogar tun, was ich ihnen auftrage. Und wenn die Sache schiefgeht, dann haben alle, die dagegen waren, wenigstens von Anfang an recht gehabt. Mancher kann vielleicht sogar seine Schadenfreude nicht verbergen.
    Geht es gut, finde ich im Lager meiner Opponenten immer zwei Arten von Menschen: Die einen freuen sich um der erfolgreichen Sache willen, dass sie unrecht hatten. Vielleicht vertrauen sie künftig auch etwas mehr auf meine Expertise. Auf der anderen Seite wird es immer Einzelne geben, die bis zum Zieleinlauf unken, dass der Läufer wohl stürzen werde. Und die sich am Ende noch ärgern, wenn das nicht passiert.
    Wir sind eben nicht nur von Gutmütigen umgeben. Es gibt auch Menschen, die am Misserfolg anderer Freude haben; Menschen, die vielleicht generell mehr ins Misslingen als ins Gelingen verliebt sind. Ich selbst bin ein grundoptimistischer Mensch. Aber ich sehe ein, dass Optimismus eine Eigenschaft und keine verpflichtende Kardinaltugend ist. Es gibt halt auch Pessimisten. Und es spricht sogar einiges dafür, dass man es sich nicht wirklich aussuchen kann, ob man ein Glas lieber für halb voll oder für halb leer hält. Erziehung, Erfahrung, vermutlich sogar die Gene spielen hier wahrscheinlich eine stärkere Rolle als bewusstes Entscheiden.
    Gleichwohl macht es immer noch einen erheblichen Unterschied, ob jemand bloß davon ausgeht, dass die Welt ein übel eingerichteter Ort, des Menschen Streben deshalb eitel und vergeblich sei, oder ob jemand ein ausgemacht negativer Mensch ist, dem das Scheitern anderer Freude macht; der jedem Schaden seinen Spott hinterherschickt; der am Ende gar noch nachtritt, wenn jemand schon am Boden liegt. Es ist nicht zu ändern, dass es solche Zeitgenossen gibt. Aber sie müssen beizeiten in ihre Schranken gewiesen werden, wenn wir sie schon nicht meiden können. Ich gebe zu, dass dies als Chef leichter ist. Ebenso wie ein Personalverantwortlicher sie eher aus seiner Umgebung fernhalten kann als ein Untergebener, derdas Pech hat, an einen missgünstigen Vorgesetzten zu geraten. Dafür habe ich aber auch überhaupt kein Problem damit, wenn jemand Unterstützung auf der übernächsten Führungsebene sucht, falls sich ein Konflikt im direkten Gespräch nicht lösen lässt.
    Wenn wir positiv, gar pathetisch von der Macht der Ideen sprechen wollen, dann unterstreichen wir gerne, dass Ideen Menschen verbinden. Oft ist dies ja auch so. Nicht weniger wahr ist freilich, dass Ideen Menschen auch trennen, gar ernsthaft entzweien können. Und da müssen wir bis zu einem gewissen Grade gar nicht in die oberste Schublade der Weltanschauungen, Glaubenslehren, Großtheorien und Ideologien greifen. Schon ganz alltägliche, praktische Ideen, erst recht unternehmerische Pläne und Projekte können Zwietracht säen. Auch das müssen wir aushalten können.
    Ich spreche nicht davon, dass manche Menschen etwas hartnäckiger auf ihrem Standpunkt bestehen als andere, dass sie sich nicht gleich vom erstbesten Gegenargument den Wind aus den Segeln nehmen lassen. Das ist nicht nur völlig normal, es ist einer lebendigen Diskussion sogar förderlich. Denn andernfalls hätten wir es ja bloß mit dem Unterschied von mehr oder weniger zögerlichen Jasagern zu tun. Ich spreche auch nicht davon, dass Menschen von bestimmten Grundüberzeugungen oft nur schwer abzubringen sind, ganz gleich ob mir diese nun gefallen oder nicht. Zwar heißt es, dass eine Sache entschieden sei, wenn Rom gesprochen habe. Aber ich kann ja schlecht die Augen davor verschließen, dass Rom längst nicht für alle Menschen die maßgebliche Autorität ist.
    Was ich meine

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