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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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müssen erkennbar bleiben. Keineswegs, um die Welt mit einem starken Ego zu beeindrucken. Sondern weil die Leute meist sehr schnell merken, ob einer „echt“ ist, ob er wirklich hinter dem steht, was er sagt und tut. In der Sache gibt es ja für fast alle Belange unseres täglichen Lebens vergleichbare Alternativen. Ob Sie sich für ein Produkt, für einen Pianoabend oder für einen Politiker entscheiden – sie bekommen im Grundsatz ähnliche Angebote von verschiedenen Anbietern. Daher ist es ein durchaus gewichtiges Kriterium für die Entscheidungen von Menschen, wem an der betreffenden Sache wirklich etwas liegt, wer sie engagiert und ehrlich vertritt. Kurz: wessen „Nutzenversprechen“ glaubwürdig erscheint.
    Zugleich neigt der Mensch dazu, seine eigene Integrität milder zu beurteilen als die seiner Mitmenschen. Folglich wird gerade derjenige besonders kritisch beäugt, der behauptet das Richtige, gar etwas Gutes zu tun. Ein positives Image ist zwar nie ein Selbstläufer, aber es gibt Bereiche, in denen Vertrauen schneller verspielt werden kann als in anderen. Wer für sich in Anspruch nimmt, gesunde und saubere Lebensmittel für Babys und Kleinkinder aus biologisch erzeugten Rohstoffen und in nachhaltigen, umweltschonenden Verfahren herzustellen, der wird nun mal schärfer beobachtet als ein Zigarettenfabrikant. Glaubwürdigkeit und Glätte, Vertrauen und unverbindlicher Verlautbarungsjargon schließen sich für mich daher gegenseitig aus.
    Ich betrachte es zudem als Vorteil, wenn ein mittelständischer Familienbetrieb nicht zuletzt durch eine wahrnehmbare Unternehmerpersönlichkeit geprägt wird. Anders als bei anonymen Kapitalgesellschaften wissen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden hier, woran sie sind. Und wenn es zu Problemen kommt, wissen sie ebenfalls, an wensie sich halten können. Die Möglichkeiten, anderen den Schwarzen Peter zuzuschieben, sind begrenzt.
    Nun sind Familienunternehmen auch in einem weiteren Sinne so etwas wie Familien: Die Beziehungen zwischen Inhabern und Mitarbeitern sowie der Beschäftigten untereinander sind meist über längere Zeit gewachsen, daher auch enger und vertrauensvoller als in Konzernen. Aber jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass es selbst in den besten Familien nicht immer nur harmonisch zugeht, dass nicht alles eitel Sonnenschein ist. Je mehr Menschen an einer Idee oder einem Projekt arbeiten, umso breiter ist das Spektrum der Meinungen, umso vielfältiger sind die persönlichen Eigenheiten. Und das gilt im guten, manchmal aber eben auch im weniger guten Sinne. Konflikte sind folglich etwas völlig Normales. Die Frage kann allein sein, wie damit umgegangen wird.
    Damit sind wir wieder bei den „Ecken und Kanten“. Wer klare Positionen verficht und ein unverwechselbares Profil zeigt, der kann nicht erwarten, dass er dafür ständig und von allen uneingeschränkte Zustimmung bekommt. Aber es ist eben nicht das gleiche, ob jemand diese Ecken und Kanten zeigt, um in seiner Eigenart und mit seinen Überzeugungen erkennbar zu bleiben. Oder ob er sie hauptsächlich deshalb pflegt, damit andere sich schmerzhaft an ihnen stoßen. Es gibt Menschen, die klar und deutlich sagen, was sie meinen. Und es gibt Menschen, die hauptsächlich einen rauen Umgangston pflegen. Selbst harte Kontroversen in der Sache dürfen nicht umgangen werden. Aber persönliche Polemik und ein allzu harscher Tonfall sind überflüssig wie ein Kropf.
    Es ist möglich, seinen eigenen Weg zu gehen und gleichzeitig auf die Gefühle seiner Mitmenschen zu achten. Mir tut es immer leid, wenn sich ein Mensch durch etwas, was ich gesagt oder getan habe, verletzt fühlt. Hat zum Beispiel ein Mitarbeiter in meinen Augen einen Fehler gemacht, dann ist es absolut notwendig, ihm das auch klar zu sagen. Denn erstens muss der Fehler abgestellt bzw. behoben werden. Und zweitens sollte der Betreffende aus seinem Fehler lernen können. Beides erreicheich aber mitnichten dadurch, dass ich diesen Menschen kleinmache. Kritik und verletzende Angriffe sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Doch viele Vorgesetzte finden Sprüche aus der Preisklasse „So wie Sie arbeiten, möchte ich mal Urlaub machen“ oder „Wo Sie momentan sitzen, kann ich mir auch gut eine Zimmerpflanze vorstellen“ leider nicht nur lustig. Sie halten so etwas tatsächlich für wirksame Kritik – wo es sich doch bloß um haltlose Herabsetzungen handelt. Solchen Leuten geht es vornehmlich um Macht und Geltung. Sie

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