Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
glauben beides zu besitzen, wenn sie Angst anstelle von Überzeugungen verbreiten.
Gewiss, es gibt auch Sensibelchen, die auf Kritik an der Sache allzu schnell verletzt reagieren. Wenn ich bemerke, dass sich jemand durch meine Worte oder Taten getroffen fühlt, versuche ich daher möglichst ehrlich zu prüfen, ob ich denn wirklich recht habe – oder ob ich meine Worte vielleicht zu unbedacht gewählt habe. Man kann dasselbe immer auch anders sagen. Weiß ich von einem Menschen, dass er sehr empfindlich ist, sollte ich Kritik ebenso wie Wünsche oder geschäftliche Weisungen eben entsprechend zurückhaltender formulieren als bei jemandem, der die Worte nicht auf die Goldwaage legt – oder der gar selbst bei Gelegenheit ganz gerne mal austeilt. In keinem Fall fällt mir ein Zacken aus der Krone, wenn ich meinem Bedauern Ausdruck verleihe, dass da eventuell etwas falsch angekommen ist. Im Gegenteil: In der Sache kann ich umso eher bei einer Meinung bleiben, je eher ich bereit bin sie so zu formulieren, dass sie beim Gegenüber nicht schon allein aufgrund meiner Wortwahl oder meines Tonfalls auf taube Ohren stößt. Rücksichtnahme ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche. Aus dem Lateinischen kennen wir den Satz: „Fortiter in re, suaviter in modo“. Übersetzt bedeutet das: „Stark in der Sache, mild in der Methode“. Mein Vater gab mir den Rat, im Betrieb müsse man zwar alles sehen, aber nicht immer über alles gleich reden. Oft ist es gut, erst einmal eine Nacht lang über eine Sache oder ein Ereignis zu schlafen und erst am nächsten Tag zu handeln.
Ebenso mache ich meine Ideen, Initiativen oder Produkte nicht einen Deut besser, indem ich diejenigen anderer Leute öffentlich herabsetze. Viele glauben ja, dass ihr eigenes Lichtlein heller leuchte, wen sie behaupten die Sonne scheine doch gar nicht. Ehrlich gesagt ist das einer der Hauptgründe, warum ich – als durchaus politischer Mensch – überhaupt nicht zum aktiven Politiker tauge: Da wäre ich quasi verpflichtet, jeden eigenen Vorschlag mit einer möglichst ätzenden Pauschalkritik konkurrierender Vorschläge einzuleiten; so mein Tagesgeschäft nicht ohnehin darin bestünde, Rivalen öffentlich oder hinter verschlossenen Türen niederzumachen.
Noch einmal: Es geht nicht darum, Ecken und Kanten um ihrer selbst willen zu pflegen. Sie kommen sinnvoll nur dann zum Vorschein, wenn die Sache es mit sich bringt. Ich selbst muss mich mit einer Idee, einer Sache, einem Produkt identifizieren können. Ich muss guten Gewissens öffentlich dazu stehen können. Jeder sollte den Eindruck gewinnen: Das entspricht der Denkweise dieses Menschen, dieses Unternehmers, dieses Herstellers. Und schließlich sollten die Leute einigermaßen sicher sein, dass ich das, was ich mache, gerne, gut und so gewissenhaft wie möglich tue.
Ein überzeugendes Profil hat nicht allein etwas mit Authentizität zu tun. Es hat für ein Unternehmen wie für einen Unternehmer auch einen sehr praktischen, marketingtechnischen Sinn: Erkennbarkeit. Häufig klagen Verbraucher über die nahezu unüberschaubare Menge austauschbarer Produkte. Überfluss, gar Überdruss sind quasi die Schatten unseres Wohlstands. Wer da nur möglichst laut „Kauf mich!“ ruft, hat selten die beste Chance Gehör zu finden. Ideen wie Produkte sind umso besser erkennbar, als sie ein klares Profil haben. Nur dann sind sie im umfassenden Sinne des Wortes eine Marke . Und dauerhaft erfolgreiche Marken sind, auch wenn manche Werber das gerne glauben, kein Bündel möglichst origineller oder schriller „Botschaften“. Sie sind im Kern ein Leistungsversprechen – und zwar ein real gedecktes. Es steckt eine klar erkennbare Qualität in meinem Produkt. Für dieses Qualitätsversprechen steht dasUnternehmen, steht am besten auch ein identifizierbarer Unternehmer ein.
Wir leben in einer Zeit, in der ein Großteil der Angebote auf dem Markt heute auftaucht und morgen schon wieder verschwunden ist. In der sogar milliardenschwere Traditionsunternehmen über Nacht unter schnittigen Kunstnamen wiederauferstehen – Namen die nicht selten ähnlich wie „Voodoo“ klingen. Da ist es ein umso klarerer Vorteil, wenn ein Markenname zugleich ein Familienname ist. In unserem Fall ist das sogar die zentrale Marketingaussage geworden: „Dafür stehe ich mit meinem Namen“.
Als unsere Werbeagentur mit diesem Slogan ankam, war ich zunächst nicht sonderlich begeistert. Ich fand das ein wenig eitel. Schließlich stehen hinter
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