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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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wenig wie um die Liebe der Stuttgarter zum Bau der Architekten Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer, der seit 1987 als Kulturdenkmal eingetragen ist, oder um 170 gefällte bzw. versetzte Bäume im Schlossgarten. All das spielt sicher eine Rolle. Aber im Kern fühlten sich viele Bürger der Stadt durch ein ebenso undurchsichtiges wie langwieriges Planungsverfahren in den Hinterzimmern von Bund, Land, Kommune und Deutscher Bahn überfahren. Mehrfach schien das Projekt aus finanziellen Gründen auf der Kippe zu stehen – um dann wenig später von jeweils verschiedenen Seiten wieder forciert zu werden. Im Zuge eines furchtbar komplizierten siebenstufigen „Planfeststellungsverfahrens“ – allein das Wort lässt einen gruseln – wurden zwar einzelne Projektabschnitte nach Recht und Gesetz in irgendwelchen Amtsstuben zwecks möglichen Widerspruchs ausgelegt. Aber das Bahnhofsprojekt als Ganzes wurde nie zum Gegenstand einer breiten öffentlichen Diskussion gemacht.
    Haben die Menschen dann ohnehin das Gefühl, von kaum kontrollierbaren wirtschaftlichen oder politischen Entwicklungen überrollt zu werden, macht sich der Wille zur Teilhabe an politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen verständlicherweise als erstes im Nahbereich bemerkbar. Und wenn die Verantwortlichen zu wenig darüber informieren, warum ein Projekt wie „Stuttgart 21“ ihrer Meinung nach im Interesse der Allgemeinheit liegt, dann dürfen sie sich nicht darüber wundern, wenn die Menschen auf den Gedanken kommen, dass „die da oben“ einfach über sie hinweg Geschäfte machen wollen.
    Mündige Bürger nehmen sich nicht allein die Freiheit, ihre Meinung kundzutun. Sie verlangen überdies zu Recht, dass diese Meinungen von den jeweiligen Entscheidungsträgern auch gehört werden. Das macht große öffentliche Bauprojekte wie „Stuttgart 21“ sicher nicht leichter. Zumal die Volksabstimmung Ende 2011 gezeigt hat, dass die Mehrheit der Bürger Baden-Württembergs und der Stadt Stuttgart tatsächlich gar nicht gegen den neuen Bahnhof eingestellt war. Das Projekt ist also weniger zwischen Bevölkerung und Regierung bzw. Bahn, sondern vor allem innerhalb der Bevölkerung umstritten. Was nur ein Grund mehr ist, den ungezwungenen Meinungsaustausch zu pflegen – und niemanden per se wegen seiner Ansichten niederzumachen. Die zahllosen komplizierten Detailfragen, die naturgemäß mit so einem Großprojekt verbunden sind, müssen nun mal entsprechend gründlich diskutiert werden. Sicher schadet es in solchen Fällen auch nichts, sich des Rats verschiedener Experten zu versichern. Aber bei Fragen von öffentlichem Interesse hat niemand die Weisheit mit Löffeln gefressen.
    Mit dem Verweis auf „Sachzwänge“, das ist sicher eine ganz wichtige Lehre aus Konflikten wie den um „Stuttgart 21“, ist in einer offenen Gesellschaft heutzutage nichts mehr durchzusetzen. Und das ist richtig so. Denn eine Entscheidung, die nach Abschluss einer öffentlichen, meist auch kontroversen Diskussion gefällt wurde, hat schlicht größere Chancen allgemein akzeptiert zu werden als eine, die von wenigen im stillen Kämmerlein gefällt wurde. Auch das ist Subsidiarität: vor allem diejenigen zu fragen, die es betrifft. Und nicht die, die meinen zu wissen, was den Betroffenen gut tut.
Das geordnete Chaos
    Sollen neue Ideen entstehen, dann muss es auch in einem gut funktionierenden Unternehmen ausreichend große Freiheitsspielräume für jeden einzelnen Mitarbeiter geben. Und zwar nicht nur für Führungskräfte, Kreative oder Ingenieure. Auchein einfacher Arbeiter in der Produktion oder eine Reinigungskraft haben oft erstaunliche Ideen, dank derer sich ihre Arbeit effizienter, produktiver oder schlicht angenehmer gestalten lässt. Und warum sollte eine Telefonistin mit kleinen Kindern keine sinnvolle Produktidee für unser Sortiment haben können?
    Freilich spielen in einem Unternehmen zugleich Grenzen und Regeln eine große Rolle. Vermutlich sogar eine größere als in Staat und Gesellschaft insgesamt. Ein Unternehmen, ein mittelständisches Familienunternehmen zumal, unterscheidet sich nämlich in einem sehr wesentlichen Punkt vom Staat und seinen Gliederungen: Versiegt bei uns der Geldfluss, ist der Spielraum für überbrückende Kredite weit schneller erschöpft. Wir könnten auch nicht einfach die Preise für unsere Leistungen erhöhen, so wie es ein Staat in der Klemme gerne mit den Steuern tut. Daher können wir Entscheidungen meist nicht so lange

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