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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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rettende Vorschlag war binnen Stunden umgesetzt: Im Baumarkt wurden zwei Heißluftpistolen besorgt, dazu ein kleiner Tunnel für die Verpackungsstraße gebaut. So konnten wir das Problem für 200 Euro lösen. Zwar nicht voll automatisiert, aber mit vertretbarem händischem Aufwand.
    Ob die Mitarbeiter wohl auch ohne die Sicherheit, dass sie gehört und ernst genommen werden, die Initiative ergriffen hätten? Ich bezweifle das. Vorgesetzte, die niemandem außer sich selbst den wahren Durchblick bescheinigen, ersparen sich sicher den einen oder anderen unsinnigen Einwand oder Vorschlag. Aber vor allem ersticken sie jedes Engagement.
    Meine Überzeugung ist: Je mehr Freiheit ich allen Mitarbeitern – wenn auch in einem gewissen Rahmen – gebe, umso unternehmerischer wird der Einzelne denken, umso motivierter wird er sich bemühen, etwas für die Firma beizutragen, und umso besser wird es für das Gesamtergebnis sein. Jedes Unternehmensollte daher eine wohl verstandene Freiheitskultur pflegen. Genau das ist nämlich auch mit der oben beschriebenen Subsidiarität gemeint: Freiheit zu geben in einem Rahmen, den der Einzelne beherrschen kann. Nur wenn die Wahlmöglichkeiten zu groß werden, läuft das Geschehen irgendwann auseinander und wird unüberschaubar.
    Bei uns im Unternehmen gibt es zum Beispiel in Hinblick auf das äußere Erscheinungsbild und die Farbgestaltung unserer Räumlichkeiten gewisse Dinge, die zu beachten sind. Doch innerhalb dieses Rahmens hat jeder Mitarbeiter die Freiheit, seine Arbeitsumgebung so zu gestalten, wie er will. Er muss es – und das sage ich mit einem Augenzwinkern – allerdings auch nicht übertreiben. Würde jeder die Fenster in seinem Büro anders anstreichen, könnte der Gesamteindruck des Unternehmens Schaden nehmen. Wem die große Linie nicht gefällt, der hat die Freiheit zu gehen.
    Im Produktionsprozess ist der Rahmen ebenfalls klar gesteckt. An erster Stelle steht die Marke mit ihrem uneingeschränkten Qualitätsversprechen. Sie ist die Basis für das Vertrauen unserer Kunden. Und das erstreckt sich eben nicht nur auf die Ware an sich, sondern auch auf die Prozesskette, in der sie hergestellt wird. Deshalb sind wir zum Beispiel bei der Abfalltrennung, bei der Wasseraufbereitung und in Fragen des Energieverbrauchs ziemlich streng. Unser Markenversprechen und gewisse Regeln für den Umgang miteinander werden in unserem Firmenleitbild und in unserer Ethikcharta konkretisiert. Beide sind keine heiligen Schriften. Sollten sich die Umstände ändern oder sich etwas als mangelhaft begründet erweisen, kann man diese Papiere auch ändern. Aber solange niemand derartige Bedenken vorträgt, gelten diese Rahmenrichtlinien ebenfalls für alle Mitarbeiter. Schließlich gibt es dann noch gewisse Selbstverständlichkeiten, wie sie in jeder Firma gelten, etwa Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Und solche, ohne die gerade ein Lebensmittel verarbeitender Betrieb unmöglich funktionieren kann, vor allem: penible Hygiene.
    Doch innerhalb dieses Rahmens ermutigen wir unsere Mitarbeiter, Ideen für Innovationen und Weiterentwicklungen jederzeit einzubringen. Wollen wir wachsen, dann sind wir auf die Kreativität unserer Leute angewiesen. Übertragen auf das gesamte Wirtschaftsgefüge ist das ein starkes Plädoyer dafür, so viel unternehmerische Freiheit wie möglich zuzulassen. So können die einzelnen Marktteilnehmer die Angebotslücken dort suchen, wo sie auch zu finden sind. Das Gegenteil wäre ein System der Planwirtschaft, in dem alles aus der Zentrale heraus geregelt wird. In einem solchen System fehlt jedes Korrektiv. Die sozialistische Planwirtschaft ignorierte sowohl die legitimen wirtschaftlichen Interessen als auch die persönliche Freiheit des Einzelnen. Und der Mangel an individueller Freiheit kam nicht einmal der Gesellschaft als Ganzes zugute. Weder gab es mehr oder bessere Waren und Dienstleistungen, noch gab es bessere Straßen, Schulen, Krankenhäuser oder Theater. Die Planungsbürokratie war schwerfällig, ineffizient, unfähig zur Innovation, weitgehend taub für die Bedürfnisse der Menschen, außerdem permanent anfällig für Korruption und Vetternwirtschaft. Im Ergebnis war diese Wirtschaftsordnung – entgegen ihrem eigenen Anspruch – sozial viel ungerechter als eine freie und soziale Marktwirtschaft. Diese beschränkt sich auf die Regelung allgemeiner Rahmenbedingungen, die als Spielregeln für alle gelten. Die konkreten Spielzüge überlässt sie dagegen den

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