Das Hiroshima-Tor
jede zweite auf der Welt verkaufte Digitalkamera und jeden dritten Privat-PC herstellte, anderes als Effektivität erwarten?
Von einem Land, das ein Viertel von jeder Tonne Eisen, die weltweit produziert wurde, schluckte und ein Viertel von allem
Platin dazu.
Novak kannte die Macht und die strategische Bedeutung des Konkurrenten. China wollte zur führenden Supermacht werden, und
es war keineswegs ausgeschlossen, dass dieser Traum Wirklichkeit wurde. Der explosionsartig ausgebrochene, wenn auch nicht
gleichmäßig verteilte Wohlstand bildete ein Gegengewicht zu Chinas nationalistischen Interessen, aber das hieß nicht, dass
China keine Bedrohung mehr für den Weltfrieden darstellte. Im Gegenteil.
Er ging das riesige Regal mit Zeromskis Ordnern durch. Polnische Texte nahm er gar nicht erst in die Hand, er suchte nach
englischen Briefen, Quittungen, Aufzeichnungen. Die Luft in der Wohnung war stickig, und er war müde. Hin und wieder reichte
er dem Kollegen, der Polnisch konnte, ein Blatt Papier und ließ sich den Text darauf übersetzen. Meistens genügten wenige
Worte. Zeromskis Computer war von allen Kabeln befreit worden und stand zur Mitnahme bereit.
Sie warteten noch auf eine Mitteilung aus den Staaten. NSA durchforstete den Nachrichtenverkehr von Krakau und ganz Südpolen,
der in den Speichern gigantischer Computer aufgezeichnet war. Niemand ging davon aus, die Gruppe aus Peking würde per Bleistift
und Postkarte kommunizieren.
Perry, der Mann von DARPA, betrachtete nachdenklich den Maya-Kalender an der Wand und rückte sich die Brille auf der Nase
zurecht. Novak ging zum Tisch und sah sich die Notizen an, die der ehemalige TER A-Mitarbeiter dort hatte liegen lassen. Der Finne hatte zielstrebig und ohne Zögern gehandelt. Er musste gestoppt oder wenigstens unter
Kontrolle gebracht werden. Sie hatten versucht, den Aufenthaltsort seiner Frau ausfindig zu machen und waren überrascht gewesen:
Soile Nortamo war Physikerin beim CERN. Das gab der Geschichte eine neue, |263| bemerkenswerte Dimension, auch wenn das alles bloß Zufall sein konnte.
Dennoch hatte Novak beschlossen, auch im Hinblick auf die Frau aktiv zu werden. Nortamo war gewarnt worden, aber es gab keinen
Hinweis darauf, dass der Mann die Warnung auch ernst nahm.
Die finnischen Notizen waren undeutlich. Und eine undeutliche Handschrift war unmöglich zu entziffern, wenn man die Sprache
nicht konnte. Also musste das Gekritzel übersetzt werden. Aber dieser Prozess war umständlich und würde unweigerlich Zeit
kosten, denn der Text musste in Bildform nach Langley zum Übersetzungsdienst der CIA geschickt werden.
Novak fuhr sich durchs Haar und sah sich die mit Spiegelstrichen versehenen, untereinander geschriebenen Wörter an. Das unterste
Wort wirkte nicht finnisch.
Isa
...
ma
.
Isama Nishi
... dann kam ein Buchstabe, der nicht zu deuten war. Schließlich folgte ziemlich klar ...
awa
.
»Wie sieht das in deinen Augen aus?«, wandte sich Novak an Perry und deutete auf die letzte Zeile des Notizzettels. »Ein japanischer
Name?«
Perry warf einen Blick auf den Zettel. »Isama Nishikawa. Scheiße, Mann.«
»Was ist denn jetzt los?«
Perry marschierte zu seinem Laptop.
»Kennst du den Namen?«, fragte Novak. »Wer ist das?«
Perry antwortete nicht, sondern nahm Kontakt zu DARPA in Washington auf.
Doktor Brian Gilbert sah auf den Monitor, auf dem fortlaufende Zahlen mitteilten, dass die Elektronen 4700 0-mal pro Sekunde durch den sieben Kilometer langen Tunnel unter ihm rasten. Das war nahe an der Lichtgeschwindigkeit.
Die Teilchen wurden von Magneten beschleunigt, die zusammen mehr wogen als der Eiffelturm. Für den Prozess waren in manchen
Momenten neun Trillionen Volt Strom nötig. Die Experimente |264| , die am meisten Energie verbrauchten, wurden nachts durchgeführt, damit nicht kurz vor dem Mittagessen die Leistung der Elektroherde
in den Privathaushalten der Stadt beeinträchtigt wurde. Als Resultat der Beschleunigung erhielt man Antiprotonen, deren Anzahl
in großen Ziffern auf dem Monitor erschien.
Doktor Gilberts Arbeitsplatz, das
Fermi-
Laboratorium in Batavia, Illinois, gehörte zu den führenden Teilchenforschungsinstituten der Welt, und Gilbert war einer der
erfahrendsten und geschätztesten Wissenschaftler dort. In Anbetracht seiner langen und weitläufigen Karriere hatte er allerdings
außergewöhnlich wenige Veröffentlichungen nachzuweisen. Der größte Teil der
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