Das Hiroshima-Tor
auf die genetische Kartierung von
coelacanth
spezialisiert. Ich weiß nicht, was das auf finnisch ...«
»Steht da ihre Telefonnummer?« Timo drückte den Zettel, den er aus der Tasche gezogen hatte, gegen die Scheibe und hielt den
Stift bereit. Aaro diktierte ihm zwei Nummern und eine Adresse.
»Das reicht. Schlaf jetzt weiter, ich ruf morgen wieder an.«
Timo wollte schon einhängen, dann sagte er mit belegter Stimme. »Warte ... eins noch. Ich bin stolz auf dich, Aaro.«
Dann legte er auf und blickte auf die Telefonnummern der Meeresbiologin Sally Nishikawa. Ohne zu zögern, wählte er die Handynummer
und überlegte sich, was er sagen sollte, falls sie sich meldete.
Das Telefon läutete hartnäckig, dann knackte es in der Leitung, und eine weibliche Stimme sagte: »Hallo?«
|259| »Entschuldigen Sie, dass ich so spät störe. Ist unter dieser Nummer auch Isama Nishikawa zu erreichen?«
»Worum geht es?«, fragte die Frau müde.
»Ich muss ihn warnen. Seien Sie so gut und geben Sie ihm ...«
»Warnen wovor?«, unterbrach die Frau energisch.
»Ich kann darüber nur mit ihm selbst sprechen.«
»Isama ist seit Jahren tot. Wer sind Sie?«
Timo überlegte eine Sekunde. »Ist er 1989 gestorben? Plötzlich und unerwartet?«
»Was wollen Sie ...«
»Wissen Sie, dass Ihr Mann ermordet wurde?«, fragte Timo. Er wusste selbst nicht, ob Isama Nishikawa tatsächlich umgebracht
wurde, aber er betete innerlich, seine Behauptung würde die Frau bewegen, das Gespräch fortzusetzen.
Sie schwieg.
»Sind Sie noch da?«, versicherte sich Timo.
»Ich habe es gewusst«, sagte Sally Nishikawa leise. »Ich habe gewusst, dass sie ihn umgebracht haben. Es war kein Unfall.
Ich habe es gewusst ... aber niemand glaubt mir ...«
»Ich bin Beamter der Sicherheitspolizei. Ich muss Sie warnen. Es besteht der starke Grund zur Annahme, dass auch Sie in Gefahr
sind.«
Stille.
»Hören Sie?« Timo steckte eine weitere Münze in den Apparat.
»Ich höre.« Die Stimme der Frau klang ernst. »Was meinen Sie damit?«
»Ich komme morgen zu Ihnen und erkläre es Ihnen. Das hört sich jetzt komisch an, aber ich empfehle Ihnen, sicherheitshalber
in ein Hotel zu gehen. Jetzt sofort. Die Sache ist ernst. Haben Sie verstanden?«
»Ich habe verstanden.«
Die Frau hatte tatsächlich verstanden, da gab es keinen Zweifel. Timo lief ein Schauer über den Rücken: Sally Nishikawa wusste,
wovon er sprach.
»Aber ich möchte hören ...«
|260| »Ich werde es Ihnen morgen genau erzählen«, unterbrach Timo. »Ich rufe Sie morgen früh an, dann vereinbaren wir einen Treffpunkt.
Wo sind Sie morgen?«
»An meinem Arbeitsplatz«, antwortete die Frau aufgebracht.
»Gehen Sie dort nicht weg. Und fahren Sie jetzt zu einem Hotel. Ich rufe Sie morgen früh wieder an.«
Mechanisch ging Timo von der Telefonzelle ins Stadtzentrum, von wo er am schnellsten zum Flughafen gelangen würde.
|261| 35
In Zeromskis Wohnung hatte Dick Novak die Sicherheitsvorkehrungen auf das Äußerste intensiviert. Unten auf der Straße hielten
zwei Mann Wache, auf dem Dach stand ein dritter. Vom CI A-Stützpunkt in Warschau war Verstärkung unterwegs.
Novak hatte das Amulett, das genauso aussah wie das in Vaucher-Langstons Faust, in einen Beutel fallen lassen. Jetzt ging
er mit seinen Kollegen systematisch Zeromskis Unterlagen durch. Es gab endlos viel Material, und nur einer von ihnen konnte
Polnisch. Die Aufgabe war also praktisch hoffnungslos, aber es wurde gemacht, weil die Chinesen nach dem Zwischenfall nicht
in der Wohnung gewesen sein konnten. Falls etwas Interessantes da war, würden sie es diesmal vor Peking in die Finger bekommen.
Die polnische Polizei war ihnen nach wie vor gewogen. Es freute Novak, dass es auf der Welt noch Orte gab, wo Amerika kein
Schimpfwort war.
Viele englischsprachige Briefe fanden sich bei Zeromski. Besonders ein Brief aus dem Jahr 1991 steigerte Novaks Zuversicht.
Darin bedankte sich Professor Vaucher-Langston in vertraulichem Ton bei Zeromski für die Zusendung seines jüngsten Buches.
Die Männer kannten sich also.
Unverzüglich veranlasste Novak, dass eine Digitalaufnahme des Briefes an das Analyseteam in Washington weitergeleitet wurde.
Endlich hatten sie etwas, das die Chinesen nicht hatten.
Die Leute, die Peking geschickt hatte, waren ziemlich professionell vorgegangen. Das bewies auch der kleine Mikrofonsender
in der Deckenlampe. Aber was konnte man von einem Land, |262| das
Weitere Kostenlose Bücher