Das Hiroshima-Tor
langsamen und vorsichtigen Schritten bewegte er sich darum in die Richtung, aus der er gekommen war.
Das war ein Fehler.
Hinter einer Säule trat eine männliche Gestalt hervor und richtete die Waffe auf Timo. Eher aus einem Reflex heraus, denn
als Resultat eines vernünftigen Gedankens, schleuderte Timo dem Mann den Stein entgegen und warf sich zur Seite. Im Schutz
der dadurch gewonnenen Sekunde stürzte er in die Einfahrt, die auf die Straße führte. Er befürchtete dort schon den zweiten
Mann, aber der war nicht zu sehen.
Ohne sich umzublicken, rannte er auf der Straße bis zur nächsten Kreuzung. Er ging nach links, an einem Tabakladen vorbei,
und zwang sich, den Schritt zu verlangsamen.
Die Stille wurde vom Heulen eines näher kommenden Martinshorns zerrissen.
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Mit der Hand drückte Novak auf die blutende Schusswunde an Zeromskis Seite. Der Pole atmete nur noch mühsam. Baumgarten war
inzwischen alarmiert und wühlte in seinem Koffer. Da die Lampe kaputt war, leuchtete Scott mit einer Taschenlampe. Nach der
Schießerei herrschte Chaos in der Diele.
Novak hatte einen Krankenwagen gerufen, denn Zeromski musste am Leben bleiben. Darum hatte er auch darauf verzichtet, die
Chinesen zu verfolgen. Aber das bedeutete, dass jeden Moment mit einem neuen Angriff zu rechnen war
»Die Polizei kommt«, sprach Perry von unten über Funk in Novaks Kopfhörer. Er klang ziemlich nervös.
Jørgensen saß völlig außer Atem in dem Auto, das über die Weichselbrücke fuhr. Heinz saß am Steuer. Es war ihm nicht gelungen,
den fliehenden Mann zu erwischen. Carla drückte sich ein Papiertaschentuch auf die Nase. Es färbte sich sofort blutrot.
»Ist sie gebrochen?«, fragte Jørgensen.
»Das wohl nicht.«
Auf seinem Palmbook schrieb Jørgensen eine Nachricht, die er schleunigst und auf höchstem Verschlüsselungsniveau nach Peking
schicken musste. Dabei hörte er noch einmal über Kopfhörer die rauschende Aufnahme ab. Neben dem Klappern eines Wasserkessels
war äußerst schwach eine Stimme zu hören.
»Sie fragten nach einem Teilnehmer des Seminars, einem Wissenschaftler namens Isama Nishikawa. Ein Meeresbiologe, der auf
Latimeria spezialisiert war. Ebenso nach seiner südafrikanischen Frau
...
Nishikawa verließ den Kongress vorzeitig
. .
.«
|255| Ein Teil der Worte ging in den Küchengeräuschen unter.
»Sie wollten wissen, wann, wohin und mit wem Nishikawa weggefahren war
. .
.«
Wer waren »sie«? Wer hatte Zeromski damals Fragen gestellt? Die Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern und unmöglich zu verstehen.
Aber immerhin waren einige hörbare Sätze auf dem Band. Das war mehr, als die Amerikaner in nächster Zeit aus Zeromski herausbekommen
würden. Eines wurmte Jørgensen trotzdem: Es war den Amerikanern gelungen, ihn zu überraschen. Das durfte sich nicht wiederholen!
Er hatte die Nachricht an Peking fertig geschrieben. Dort konnte nun mit den Nachforschungen über Isama Nishikawa begonnen
werden.
Müde, unschlüssig und voller Angst stand Timo an der Kreuzung von Slawkowska und Tomasza. Er hätte gern die Polizei verständigt,
aber das hätte nichts genützt.
Isama Nishikawa
, hämmerte es in seinem Kopf. Wer immer dieser Isama Nishikawa war, er befand sich in der gleichen Lage wie Vaucher-Langston
und Zeromski vor ihm. Der Japaner hatte somit allen Grund, um sein Leben zu fürchten. Bald würden auch vor seiner Tür ungebetene
Gäste stehen.
Was mochte der Meeresbiologe mit all dem zu tun haben? Zeromski hatte von der Erforschung von Gebieten gesprochen, die längst
unter dem Meeresspiegel lagen – konnte da eine Verbindung bestehen?
Timo nahm einen Bleistiftstummel und einen Zettel aus der Tasche und schrieb den Namen auf. Dahinter notierte er das Wort
»MARBURG«.
Mit zitternden Fingern wählte er Wilsons Telefonnummer, brach den Vorgang aber abrupt ab. Wenn zwei Gruppen von Profis hinter
Zeromski her waren, verfügten sie auch über die Mittel, den Mobiltelefonverkehr in der Umgebung abzuhören.
Außerdem: Würde es überhaupt etwas nützen, Wilson anzurufen |256| ? Timo vertraute ihm immer noch, konnte aber nicht wissen, unter welchem Druck der Schotte in diesem Fall stand.
Stur und trotzig, aber äußerst vorsichtig ging Timo zur Sienkiewicza, wo sich Zeromskis Wohnung befand. Er hielt sich im Schatten
der Häuser und blieb immer wieder stehen, um sich nach allen Seiten umzublicken. Es war nicht schwer, im Dunkeln zu bleiben,
denn
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