Das Hiroshima-Tor
auch eine von der Finnin Heli Larva gefunden. Darin wurde eine »Operation Phönix« erwähnt.
Novak klappte den Laptop zu und nahm nervös die Karte zur Hand.
Timo ließ den Lichtkegel der Handlampe systematisch über die Umgebung um sich herum streichen. Er war auf die andere Seite
der Ruine gegangen, wo das Gebäude besser erhalten war. Der untere Teil aus grauem Naturstein wirkte unversehrt, nur das Dach
war vor Zeiten eingestürzt, und aus den Fensteröffnungen ragten Balken heraus. Ein Faulbaum war bis auf die Höhe des Gebälks
gewachsen. Dröhnend rauschte das Wasser in einem |416| künstlichen Bett unter dem östlichen Flügel des Gebäudes. Früher hatte die Wasserkraft einen Mühlstein angetrieben.
Von verschiedenen Seiten leuchteten die Lampen von Kariluoto, Mattila und Heli auf. Timo versuchte so logisch und vernünftig
wie möglich zu denken.
Er ging zu Heli. »Wenn du hier etwas verstecken müsstest, welche Stelle würdest du wählen?«
»Die Frage ist unwesentlich. Wir wollen wissen, was eine andere Person als Versteck benutzt hat.« Sie war bis zum Äußersten
angespannt. »Welche konkreten Hinweise haben wir? Der einzige Wink ist der auf das Gebäude: Die Form der Gedenktafel entspricht
der Form des Gebäudes. Aber was ist das Entscheidende daran? Was macht den Wiedererkennungseffekt aus?«
»Der Turm.«
Timo machte auf dem Absatz kehrt und ging auf das Gebäude zu. Er spürte, dass Heli mehr wusste, als sie zu sagen bereit war.
Über die Balken, die quer in der Türöffnung lagen, stieg er hinein. Aus der Ferne gesehen schien der Bau kurz vor dem Einsturz
zu stehen, aber bei näherer Betrachtung erwiesen sich die Balken, die alles zusammenhielten, noch als stabil.
Heli machte Anstalten, Timo zu folgen.
»Bleib draußen«, rief Timo über das Rauschen des Wassers hinweg. Mit der Lampe in der Hand ging er die Steintreppe hinauf.
Sie war an den Rand eines hallenartigen Raums gebaut, in dessen Mitte das zwei Meter breite Bett verlief, in dem das Wasser
schäumte.
Timo blickte sich oben im Turm um und begriff, dass dort nichts sein konnte – es sei denn, eingemauert in die Wand oder den
Fußboden.
Er ging wieder hinunter und leuchtete über den Boden des Turmbereichs. Eine brunnenartige Öffnung war zu erkennen, in die
Steine hineingelegt worden waren. Die Öffnung hatte einen Durchmesser von etwa einem halben Meter. Timo sah sie sich im Licht
der Lampe genau an. Die Steine lagen in zwei Meter Tiefe. Sollte man sie vielleicht herausnehmen?
|417| Im selben Moment machte er eine interessante Entdeckung im Fußboden: Einige der Steine bewegten sich leicht unter seinen Schritten.
»Komm hierher«, sagte Mattila außer Atem durch eine Fensteröffnung. »Hinter dem Gebäude ist eine Art Brunnen.«
»Warte. Ich sehe mir erst noch den Fußboden genauer an. Ein Teil der Steine bewegt sich.«
Der Lichtkegel hinter ihm schwenkte zur Seite, als Mattila hereinkletterte.
Timo versuchte einen Finger unter den Rand einer Steinplatte zu schieben, aber die Lücke war zu eng und der Stein zu schwer.
Zwei Kilometer von dem Gebäude entfernt blieb Kim Jørgensen mit einem GP S-Gerät in der einen und der Waffe in der anderen Hand stehen. Vom Rand des Steineichenwaldes aus konnte er die Umrisse zweier Geländewagen
erkennen, die am Straßenrand geparkt waren. Konzentriert traktierte er seinen Kaugummi.
Er war mit Carla und Heinz per Linienflug von Barcelona nach Florenz gekommen. Anschließend waren sie vom Flughafen Florenz
hierher gefahren.
Jørgensen hob die rechte Hand und zeigte damit zwischen die Bäume. Das war das Zeichen für Carla und Heinz, die ihm folgten.
Jørgensen ging in den Wald hinein, in die Richtung, die ihm das Navigationsgerät angab.
Der dicke Schraubenzieher des
Leatherman-
Universalwerkzeugs schob sich im Lichte der Taschenlampe in die Ritze zwischen zwei Steinen. Der Fußboden war mit glatt abgetretenen
Natursteinen ausgelegt.
Vorsichtig drehte Mattila den Schraubenzieher, und Timo schob seinen Finger in den Spalt, der langsam größer wurde. Heli half,
indem sie den Rand der Steinplatte ergriff.
Unter dem Stein kam eine zweite Lage Steine zum Vorschein. Genauso war es ihnen schon nach der ersten losen Bodenplatte ergangen.
Wieder überkam Timo die Enttäuschung.
|418| »Wir machen draußen weiter«, sagte Mattila. Sie mussten fast schreien, um sich im Lärm des rauschenden Wassers verständigen
zu können.
»Einer noch.«
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