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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Heli eine von den kugelsicheren Westen aus |410| Kevlar-Faser, aber sie lehnte ab. »Bei diesem Macho-Getue mach ich nicht mit.«
    »Red keinen Blödsinn und zieh das an!«, knurrte Timo.
    Sie tat so, als hörte sie ihn nicht.
    »Wenn du sie nicht anziehst, bleibst du hier und kannst per Anhalter fahren, wohin du willst.«
    »Ich entscheide über meine Angelegenheiten und du über deine.«
    Timo seufzte kraftlos und zog sich mit unwirschen Bewegungen die Weste an und die Jacke darüber. Kariluoto verteilte kleine
     Funkgeräte, mit deren Hilfe sie in Verbindung bleiben konnten. Der Wind schob eine tief hängende Wolkenmasse vor sich her,
     hinter der ab und zu kurz der Mond zu sehen war.
    Als sie wieder losfuhren, war die Stimmung noch gedrückter als zuvor. Die Landschaft bestand aus einer seltsamen Mischung
     von kleinen, niedrigen Laubwäldern und hoch aufragenden, kargen Hügeln, auf denen vereinzelt Pinien und Sträucher wuchsen.
     Überall schienen rechts oder links senkrechte Steilhänge abzufallen.
    »Noch 1,9   Kilometer bis zum Zielpunkt«, las Kariluoto von seinem GP S-Gerät ab. »Versuch dich rechts zu halten, sobald es das Gelände erlaubt.«
    Timo fuhr zusammen, als ihnen die Scheinwerfer eines Autos entgegenkamen – allerdings würden sich die Amerikaner wohl kaum
     mit einem verrosteten Fiat-Pick-up auf den Weg gemacht haben.
    »Soll ich hier abbiegen?«, fragte Timo an einer Kreuzung, wo rechts ein bescheidener Feldweg abzweigte.
    »Ja«, antwortete Kariluoto. »Wir kommen ein bisschen zu weit nach Osten, aber sobald es möglich ist, versuchen wir es in Richtung
     Nordosten.«
    Der Feldweg war in noch schlechterem Zustand, als es anfangs ausgesehen hatte. Er führte durch einen natürlichen Magerrasen,
     auf dem vereinzelt Zypressen wuchsen. Im Mondlicht warfen sie lange Schatten. Timo sah sich um. Nichts deutete darauf |411| hin, dass sie sich dem Ort näherten, den Nishikawa gemeint hatte.
    »Wir müssten nach rechts, aber der Weg führt immer weiter nach links«, sagte Kariluoto.
    »Wie weit noch?«
    »Ungefähr ein Kilometer.«
    »Lass uns zu Fuß weitergehen«, sagte Timo und lenkte den Wagen unter eine Ulme mit großen herabhängenden Ästen. Schweigend
     stiegen sie aus. Der Mond gab jetzt genug Licht, so dass sie beim Gehen keine Lampen benötigten.
    »Wir gehen sicherheitshalber in zwei Gruppen«, sagte Timo leise. Mattila stellte seinen GP S-Navigator auf denselben Punkt wie Kariluoto ein.
    »Du bleibst im Auto«, sagte Timo zu Heli.
    Sie stieg aus.
    »Ich habe gesagt, du bleibst im Auto.«
    Sie folgte den Männern in den Wald, und Timo hatte nicht die Energie, sie daran zu hindern.
    Er ging mit Kariluoto weiter. Mattila und Heli folgten in zweihundert Meter Abstand. Sie hielten Funkkontakt.
    Plötzlich blieb Timo stehen und horchte. Er glaubte, das Geräusch eines Helikopters gehört zu haben. Aber jetzt war es wieder
     still. Es musste Einbildung gewesen sein.
    Mit noch energischeren Schritten setzten sie ihren Weg fort. Das Gelände wurde immer unwegsamer. Sie mussten über große Steine
     und umgefallene Bäume klettern. Nicht weit von ihnen plätscherte Wasser in einem mäandernden Flussbett.
    Das GP S-Gerät piepste. Sie blieben stehen.
    »Wir sind da«, sagte Kariluoto.
    Obwohl er wusste, dass sich die von den Koordinaten angegebene Stelle in einem Umkreis von einem Kilometer befinden konnte,
     überwältigte Timo die Enttäuschung.
    Er blickte sich um. Nichts Auffälliges war zu sehen.
    »Schau du in östlicher Richtung, ich gehe nach Westen«, sagte er zu Kariluoto.
    |412| »Sollten wir nicht besser zusammenbleiben?« Auf Kariluotos Gesicht war jetzt ein Hauch von Anspannung zu erkennen.
    »Wir haben den Funk und entfernen uns nicht mehr als fünfhundert Meter voneinander.«
    Timo ging los. Er wich, so gut es ging, den Disteln aus, an denen man mit den Kleidern hängen blieb und sich die Haut aufriss.
     Ab und zu schaltete er die Lampe an, um den Boden besser zu sehen.
    Über Funk erkundigte sich Mattila nach der Lage, und Timo gab ihm und Larva die Anweisung, noch ein Stück weiter nach Norden
     zu gehen.
    In einem Bogen kehrte Timo allmählich zum Ausgangspunkt zurück. Er war frustriert und enttäuscht. Die Dunkelheit machte es
     schwer, irgendetwas Genaueres zu erkennen. Sie hätten doch bis zum Morgen warten sollen.
    »Hier ist eine Art Ruine«
, hörte er Kariluotos Stimme plötzlich.
    »Gib mir ein Lichtzeichen, ich komme hin.«
    Timo sah den Lichtpunkt einer Lampe und

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