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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Strahlung freigesetzt werden.«
    »Wäre das nötig?«, fragte Novak.
    »Dazu sage ich nichts. Wir betreiben bei DARPA die reine Wissenschaft. Für Anwendungsweisen ist die Politik zuständig. Ich
     bin exakt derselben Meinung wie Edward Teller, der Erfinder der Wasserstoffbombe. Er hat gesagt, Wissenschaft und Politik
     haben nichts miteinander zu tun.«
    An dieser Stelle mischte sich Baumgarten in das Gespräch ein. »So ein Schwachsinn. Jede Wissenschaft ist auch an gesellschaftliche
     Werte gebunden. Jeder Forscher muss schon bei der Wahl seines Forschungsgebiets Werteentscheidungen treffen. Auch du, Dave.
     Auch wenn dir das nicht gefällt.«
    |408| »Ich bin kein Philosoph, sondern Naturwissenschaftler.«
    »Ich kenne das menschliche Innenleben ein bisschen. Leider«, sagte Baumgarten trocken. »Der Mensch der Gegenwart hat angefangen,
     die Welt als verstehbares System zu begreifen, das von einer begrenzten Anzahl universaler Gesetze geregelt wird. Die kann
     er steuern, um sie in den Dienst seiner eigenen Bedürfnisse zu stellen.«
    »Genau so ist es doch«, sagte Perry. »Mit Hilfe der Wissenschaft haben wir eine globale technische Zivilisation geschaffen.
     Warum sollten wir auf bescheiden machen? Warum sollten wir uns für die technische Kultur schämen?«
    Novak hatte keine Lust mehr, die Diskussion zu vertiefen. Er breitete vor sich eine Karte von Volterra und Umgebung aus und
     begann sie zu studieren.
     
    Timo fuhr den gemieteten Fiat
Ulysse
mit stark überhöhter Geschwindigkeit. Die Taschen mit der Ausrüstung von Kariluoto und Mattila hatten beim Einladen am Flughafen
     Florenz gerade so in den hinteren Teil des Vans gepasst. Mittlerweile waren sie von der Straße Florenz   – Siena nach Westen abgebogen und hatten die von Zypressen gesäumten Touristenrouten und die Villen auf den sanften Hügeln
     hinter sich gelassen.
    Timos Hände am Lenkrad schwitzten. Jeder Kilometer brachte ihn näher ans Ziel. Die Landschaftsformationen wurden immer wilder.
     Gelbgraue vulkanische Erde hatte sich zu spitzen Hügeln aufgetürmt, dann wieder war das Gestein aufgerissen und bildete Schluchten
     und Abhänge. Schon vor Beginn der Zeitrechnung war hier nach Mineralien gegraben worden, vor allem nach weißem Kalkstein:
     Alabaster. Im fahlen Licht des Mondes, der ab und zu hinter den Wolken aufschien, wirkte die Landschaft noch bizarrer.
    »Wir müssen weiter nach Süden kommen«, sagte Kariluoto mit dem GP S-Navigator in der Hand. »Direkt bei Volterra zweigt laut Karte eine Straße nach Pomarance ab. Die können wir nehmen.«
    |409| Der Verkehr nahm zusehends ab. Mattila und Heli saßen schweigend auf dem Rücksitz. Timo hatte versucht, Heli weitere Informationen
     zu entlocken, aber vergebens. Sie schien mindestens ebenso nervös zu sein wie er, und das gefiel ihm nicht. Er hatte das Gefühl,
     dass sie deutlich mehr wusste, als sie zu sagen bereit war.
    Rechter Hand lag auf einem Berg mit steilen Hängen die Stadt Volterra, in der schon die Etrusker gelebt hatten. Dank der isolierten
     Lage auf der Hochfläche war sie leicht zu verteidigen gewesen. Am Straßenrand wies ein Schild den Weg zum Alabastersteinbruch.
    »Da ist die Kreuzung. Wir biegen links ab«, sagte Kariluoto.
    Nach der Kreuzung wurde die Straße schmaler und zwischen Pinien und Zypressen immer kurvenreicher. Hier standen keine Häuser
     mehr, aber hin und wieder gab es Wegweiser zu Steinbrüchen und antiken Stätten. Timo musste an die Schriften von Vaucher-Langston
     denken. Die Gegend hatte in voller Blüte gestanden, als vierzig Kilometer von hier an der Küste die Portolani von Piri Reis
     und Kompagnons erforscht worden war.
    »Wie weit noch?«, fragte Timo.
    »Luftlinie fünf Kilometer.«
    Die Straße führte zwischen steilen Hängen in ein Tal hinab, wo sie in einen dichten Steineichenwald eintauchte. An einer Ausweichstelle
     hielt Timo an. Es schien absurd, die kugelsicheren Westen und die übrige Ausrüstung, die sie hinten im Wagen hatten, anzulegen.
     Aber es war auch unwahrscheinlich gewesen, in Krakau beschossen zu werden.
    Er hatte gedacht, die beiden anderen würden die Gefahr möglichst herunterspielen, stellte aber nun fest, dass er sich getäuscht
     hatte. Mattila und Kariluoto waren Profis, für sie war die Benutzung von Schutzausrüstung eine Selbstverständlichkeit. Timo
     öffnete die Heckklappe und nahm die Taschen der beiden aus dem Kofferraum. Der Wind hatte zugenommen, und es war kühler geworden.
    Timo reichte

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