Das Hiroshima-Tor
beschleunigte seine Schritte.
Hinter den Stämmen von Schwarzkiefern schimmerte etwas. Timo blieb neben Kariluoto stehen. Eine uralte Ruine, ein Steinzaun,
der Rest einer Hauswand. Irgendwo rauschte Wasser.
Timo kletterte über die aus Natursteinen gemauerte Einfassung und ging weiter. Seine Füße versanken in einem weichen Teppich
aus langen Schwarzkiefernnadeln.
Plötzlich blieb er stehen. Im Mondschein zeichnete sich eine Kluft ab, eine Narbe, die vom urzeitlichen Steinabbau in der
Landschaft zurückgeblieben war. Die Vegetation hatte den alten Steinbruch nicht vollkommen erobert, stellenweise leuchtete
weißer Kalkstein an der Oberfläche. Die Erde war nicht weiträumig aufgegraben worden, aber die Kluft vor ihnen war mindestens
dreißig Meter tief.
Timo ging am Rand des Abbruchs entlang weiter und wäre fast über ein schmales, verrostetes Schienenpaar gestolpert, das |413| unter der Bodenvegetation verborgen lag. Das Rauschen des Wassers wurde lauter.
Wenige hundert Meter entfernt war ein großes Gebäude zu erkennen. Timo informierte Mattila und Larva und ging darauf zu.
Zuerst schien es, als ragte dort im Mondschein eine unversehrte alte Burg oder eine Festung auf, aber je näher Timo kam, umso
verfallener sah es aus. Auf der linken Seite befand sich der höhere Teil, eine Art Turm, der oben eingebrochen war.
Auf einmal hielt Timo inne und starrte auf die Silhouette des Gebäudes, die sich im Mondschein abzeichnete. Die vom Turm auf
der linken Seite nach rechts abfallende Form kam ihm bekannt vor.
Es war exakt die Form von Isama Nishikawas Gedenktafel.
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Das Donnern der Turbinen auf dem Flughafen Firenze Perètola übertönte die Motorengeräusche der beiden identischen
Cherokee-
Geländewagen, die von der
Gulfstream
, die neben dem Terminal geparkt war, zum Tor fuhren.
Novak saß neben Perry im vorderen Wagen. Der Rest der Truppe befand sich im zweiten Auto.
Perry hielt einen GP S-Navigator in der Hand. »Es sind etwas über 74,6 Kilometer.«
»Wie viel drüber?«, fragte Novak mit ernster Miene.
Perry blickte auf das Gerät. »74,618.« Erst da begriff er den Ton, in dem Novak die Frage gestellt hatte. »Mach dich nur lustig
über mich. Du wirst meine Hilfe schon noch brauchen. Ihr haltet mich vielleicht für langweilig, aber ihr hättet Paul Dirac
kennen müssen, den Briten, der schon 1928 theoretisch die Existenz von Antiteilchen ankündigte. Der Mann war einer der größten
theoretischen Physiker, aber ein ziemlich fantasieloser Mensch. Einmal war er bei einem Dinner, und sein Nebenmann versuchte
ein Gespräch anzufangen, indem er sagte, ›ziemlich windig heute‹. Da stand Dirac auf, ging zur Tür, guckte nach draußen und
kehrte zum Tisch zurück. ›Stimmt‹, antwortete er seinem Tischnachbarn. Das nenne ich ein wissenschaftliches Weltbild.«
Novak hatte einen Laptop auf dem Schoß. Er sah nach, ob während des Flugs Neuigkeiten aus dem Hauptquartier gekommen waren.
Dort hatte man registriert, dass der Autounfall des Teilchenphysikers Yoshima Nishikawa und der anderen Japaner erst jetzt
bei den Organen des wissenschaftlichen Geheimdienstes der USA Interesse geweckt hatte.
|415| Anlass hierfür war, dass einer der vier ums Leben gekommenen Japaner, Doktor Toshiko Ito, bereits in den Dateien der Amerikaner
vorhanden gewesen war. Einige Wochen zuvor hatte man festgestellt, dass Ito mit dem fest beim CERN angestellten Forscher Lucas
Cahill Kontakt aufgenommen hatte. Und der war verdächtigt worden, Verbindungen zur Sowjetunion zu unterhalten.
Cahill war in Genf neben dem Russen Stepan Voronin fotografiert worden. Diesen hatte die CIA im Zusammenhang mit einem Spionagestreit,
der die Abrüstungsabteilung der UNO betraf, beschattet. Die Verdachtsmomente gegen Cahill waren der CER N-Führung auf inoffiziellen Kanälen mitgeteilt worden. Weil aber kein Nachweis erbracht wurde, versickerte das Ganze, so wie damals
die meisten Fälle von Spionageverdacht. Offensichtlich hatte Lucas Cahill Wind von dem Verdacht gegen ihn bekommen, denn er
hatte beim CERN gekündigt und war ans Institut für Physik der Universität Birmingham zurückgekehrt.
Novak las das Dossier mit Interesse. Am Tag zuvor waren von London aus zwei CI A-Leute nach Birmingham geschickt worden, die einen nervösen und ausweichend antwortenden Cahill vernommen und anschließend heimlich
die Festplatte seines Computers kopiert hatten. Unter den eingegangenen E-Mails hatte sich
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