Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
scheint sich ehrlich Sorgen um die alte Dame zu machen. Er hat ein gutes Herz, der Richard.
»Okay, sei ehrlich!« Schließlich wendet er sich mir zu, die Stirn noch immer gerunzelt. »Die beiden haben es wirklich noch nicht getan?«
Na klar! Ich Dummchen. Er ist ein Mann. Selbstverständlich denkt er nur an das eine.
»Soweit ich weiß, nicht.« Ich zucke mit den Schultern.
»Hey, vielleicht kriegt dieser Ben ja keinen hoch.« Plötzlich hellt sich Richards Miene auf.
»Ich glaube kaum, dass es daran liegt.« Ich schüttle den Kopf.
»Wieso nicht? Es ist die einzige Erklärung! Er kriegt keinen hoch!«
»Wen kriegt wer nicht hoch?«, fragt Noah interessiert.
Toll. Wütend sehe ich Richard an, aber der ist derart mit seinem Triumph beschäftigt, dass er nichts mitbekommt. Bestimmt gibt es in irgendeiner fremden Sprache ein langes Wort, das »Freude über die sexuelle Impotenz des Rivalen« bedeutet, und genau diese Freude empfindet Richard gerade – mit Pauken und Trompeten.
»Armer Kerl«, fügt er hinzu, als er meinen missbilligenden Blick sieht. »Ich meine, er tut mir richtig leid. Hässliches Gebrechen.«
»Du hast keinen Beweis dafür«, erkläre ich.
»Er ist in den Flitterwochen«, erwidert Richard. »Wer treibt es denn nicht in den Flitterwochen, vorausgesetzt, er kriegt ihn hoch?«
»Kriegt wen hoch?«, quäkt Noah noch lauter.
»Nichts, Schätzchen«, sage ich eilig zu Noah. »Nur etwas Erwachsenes und sehr Langweiliges.«
»Ist das was Erwachsenes, was da hochgeht?«, fragt Noah mit bohrender Neugier. »Kommt es auch wieder runter?«
»Er kriegt keinen hoch!« Richard ist bester Laune. »Jetzt wird mir alles klar. Arme Lottie.«
»Wer kriegt keinen hoch?«, fragt Lorcan
»Ben«, sagt Richard.
»Ernstlich?« Lorcan wirkt perplex. »Verdammt.« Er überlegt kurz. »Na, das erklärt so einiges.«
Oh Gott. So setzt man Gerüchte in die Welt. So entstehen Missverständnisse, und Erzherzöge werden erschossen, und Weltkriege beginnen.
»Hört zu, alle beide!«, sage ich wütend. »Lottie hat mir nichts dergleichen davon erzählt, dass irgendwer oder -was hoch ist … oder tief.«
»Meiner ist hoch«, erklärt Noah sachlich, und bevor ich es verhindern kann, stöhne ich entsetzt auf.
Okay, Fliss. Nicht überreagieren. Bleib cool. Sei eine aufgeklärte Mutter.
»Ach wirklich, Schätzchen? Na, das ist ja was!« Meine Wangen sind krebsrot. Beide Männer betrachten mich mit erwartungsvollem Lächeln. »Das ist … das ist interessant, mein Kleiner. Vielleicht unterhalten wir uns später darüber. Unsere Körper tun wunderbare, geheimnisvolle Dinge, aber wir sprechen nicht immer in der Öffentlichkeit darüber.« Ich werfe Richard einen vielsagenden Blick zu.
Noah ist baff. »Aber die Frau hat es doch gesagt. Sie meinte, ich soll ihn hochmachen.«
»Bitte?« Ich starre ihn an, gleichermaßen verwirrt.
»Für den Start. ›Klapp deinen Tisch hoch‹, hat sie gesagt.«
»Oh.« Ich schlucke. »Verstehe. Dein Tisch .« Ich spüre, wie eine gewisse Heiterkeit von mir Besitz ergreift.
»Der arme Onkel Ben kriegt seinen Tisch nicht hoch«, sagt Richard mit unbewegter Miene.
»Schluss damit!« Ich versuche, ermahnend zu klingen, kämpfe aber mit einem Lachkrampf. »Bestimmt kriegt er ihn …« Weiter komme ich nicht, weil die Stimme der Stewardess aus dem Lautsprecher schnarrt.
» Ladies and Gentlemen , darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Ich habe eine sehr wichtige Durchsage zu machen.«
Oh-oh. Hoffentlich geht es der alten Dame gut. Plötzlich schäme ich mich, dass wir gelacht haben, während sich hinter uns ein Drama abspielte.
»Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass unsere Maschine aufgrund eines medizinischen Notfalls an Bord nicht wie ursprünglich geplant nach Ikonos weiterfliegen kann, sondern auf dem nächsten größeren Flughafen landen wird. Das ist Sofia.«
Wie erstarrt sitze ich auf meinem Platz. Meine übermütige Ausgelassenheit schmilzt dahin. Wir werden umgeleitet ?
»Ich entschuldige mich für etwaige Unannehmlichkeiten, die sich für Sie dadurch ergeben, und werde Sie selbstverständlich weiter informieren, sobald ich Näheres weiß.«
Überall um mich herum werden Proteste laut, aber ich nehme sie kaum wahr. Das kann doch nicht sein. Fassungslos wendet Lorcan sich mir zu.
»Sofia in Bulgarien ? Wie viel Verspätung haben wir dann?«
»Ich weiß nicht.«
»Was ist denn?« Noah blickt von einem zum anderen. »Mami, was ist? Wer ist Sofia?«
»Das ist
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