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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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am Ende so läuft, wie er es gewollt hätte. Und das wäre auch möglich«, fügt er energisch hinzu. »Ben ist kreativ. Er ist klug. Er kann Menschen sehr gut anleiten, aber er muss endlich aufhören, rumzukaspern und Leute vor den Kopf zu stoßen.«
    Ich fühle mich versucht nachzufragen, inwiefern Ben Leute vor den Kopf gestoßen hat, will jedoch nicht so neugierig sein.
    »Du warst Anwalt in London, stimmt’s?« Meine Gedanken gehen in eine andere Richtung.
    »Die bei Freshfields fragen sich immer noch, wo ich bleibe.« Lorcan scheint sich zu amüsieren. »Ich war freigestellt zwischen zwei Jobs, als ich rauf zu Bens Dad gefahren bin, um ihn zu besuchen. Das war vor vier Jahren. Ich kriege immer noch Anrufe von Headhuntern, aber ich bin da oben ganz zufrieden.«
    »Machst du auch Annullierungen?« Die Worte kommen aus meinem Mund, bevor ich es verhindern kann.
    »Annullierungen?« Lorcan zieht seine Augenbrauen so hoch, wie es geht. »Verstehe.« Als sich unsere Blicke treffen, wirkt er so verwundert, dass ich fast lachen muss. »Miss Graveney, Sie denken machiavellistisch.«
    »Ich denke pragmatisch«, korrigiere ich ihn.
    »Dann haben die beiden also tatsächlich noch gar nicht …« Lorcan stutzt. »Hey, was ist denn da los?«
    Ich folge seinem Blick und sehe, dass die alte Dame, die neben mir saß, sich die Brust hält und um Atem ringt. Ein Jugendlicher sieht hilfesuchend in die Runde und ruft: »Ist hier ein Arzt? Ist hier irgendjemand Arzt?«
    »Ich bin Allgemeinarzt.« Ein grauhaariger Mann im Leinensakko kommt eilig angelaufen. »Ist das deine Großmutter?«
    »Nein! Ich habe sie noch nie gesehen!« Der Junge klingt panisch, und ich kann es ihm nicht verdenken. Die alte Dame sieht nicht besonders gut aus. Alle beobachten, wie der Arzt leise mit der alten Dame spricht und ihr den Puls fühlt, als plötzlich die Stewardess mit dem französischen Zopf auftaucht.
    »Sir«, sagt sie atemlos zu uns. »Dürften wir Sie um Ihre Hilfe bitten?«
    Hilfe? Was meint sie denn?
    Es wird mir im selben Moment bewusst wie Richard. Man hält ihn für einen Arzt. Ach, du Schande. Mit wildem Blick sieht er mich an, und ich verziehe gequält das Gesicht.
    »Wir haben hier einen Experten!«, sagt die Stewardess mit großen Augen zu dem Mann im Leinensakko. »Keine Sorge, Leute! Wir haben hier einen der führenden Pioniere unter den Herzchirurgen der Great Ormond Street an Bord! Er wird sich darum kümmern!«
    Richards Augen weiten sich vor Panik. »Nein!«, bringt er hervor. »Nein. Wirklich. Ich bin kein …«
    »Mach schon, Onkel Richard!«, sagt Noah strahlend. »Mach die Tante gesund!« Der echte Arzt wirkt gekränkt.
    »Es ist eindeutig ein Fall von Angina Pectoris«, sagt er gereizt und steht auf. »Ich habe meine Arzttasche dabei, falls ich Ihnen assistieren soll. Wenn Sie allerdings noch eine zweite Meinung äußern möchten …«
    »Nein.« Richard sieht verzweifelt aus. »Nein, will ich nicht!«
    »Ich habe ihr sublingual Nitroglycerin verabreicht. Ist das in Ihrem Sinne?«
    Oh Gott. Das ist schlimm. Richard sieht völlig verzweifelt aus.
    »Ich … ich …« Er schluckt. »Ich …«
    »Er praktiziert nie an Bord von Flugzeugen!«, springe ich ihm bei. »Er hat eine Phobie!«
    »Ja«, schluckt Richard und wirft mir einen dankbaren Blick zu. »Genau! Eine Phobie.«
    »Seit damals diese schreckliche Sache mit dem Flugzeug passiert ist.« Ich schüttle mich theatralisch, wie von schmerzlicher Erinnerung gebeutelt. »Flug 406 nach Bangladesch.«
    »Bitte zwing mich nicht, darüber zu sprechen!« Richard spielt mit.
    »Er ist immer noch in Therapie.« Ich nicke ernst.
    Der Arzt starrt uns beide an, als wären wir verrückt geworden.
    »Nur gut, dass ich hier war«, sagt er nur. Er wendet sich der alten Dame zu, und Richard und ich sinken in uns zusammen. Ich fühle mich schwach. Enttäuscht schüttelt die Stewardess den Kopf und geht ans andere Ende der Maschine.
    »Fliss, du musst Noah irgendwie bändigen«, sagt Richard leise und eindringlich. »Er kann nicht einfach herumlaufen und sich irgendwelche Geschichten ausdenken. Er wird noch jemanden in echte Schwierigkeiten bringen.«
    »Ich weiß.« Ich verziehe das Gesicht. »Tut mir leid.«
    Die alte Dame wird in den hinteren Teil der Maschine gebracht. Der Arzt und die Flugbegleiter scheinen eine erhitzte Diskussion zu führen. Alle verschwinden hinter einem Vorhang, und eine Weile scheint sich nichts zu tun. Richard starrt vor sich hin, die Stirn gerunzelt. Er

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