Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
begeistert hat …
HÖR ZU , BLÖDES GEHIRN . Richard spielt in meinem Leben KEINE Rolle mehr. Wahrscheinlich schläft er in diesem Moment tief und fest am anderen Ende der Welt in irgendeinem noblen Apartment in San Francisco und hat mich längst vergessen. Und ich bin hier bei meinem Ehemann, ich wiederhole: Ehemann …
»Der Juwelenpfad? Ist das dein Ernst?«
Ich bin so in Gedanken, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wann Ben die von mir vorbereitete Liste zur Hand genommen hat. Jetzt starrt er sie skeptisch an.
» Der Juwelenpfad kann doch nicht dein Lieblingsbuch sein.« Er blickt von dem Zettel auf. »Bitte sag, dass das ein Scherz ist.«
»Das ist kein Scherz«, sage ich gereizt. »Hast du es gelesen? Es ist genial.«
»Ich habe dreißig kostbare Sekunden meines Lebens damit verbracht, es runterzuladen und das erste Kapitel zu überfliegen.« Er zieht eine Grimasse. »Diese dreißig Sekunden möchte ich wiederhaben.«
»Offensichtlich hast du den Kern nicht erfasst«, sage ich gekränkt. »Wenn man es aufmerksam liest, ist es wirklich anregend.«
»Das ist doch nur New-Age-Scheiße.«
»Nicht, wenn man die achtzig Millionen Leser fragt.« Ich durchbohre ihn mit meinem Blick.
»Achtzig Millionen Schwachköpfe.«
»Was ist denn dein Lieblingsbuch?« Ich schnappe mir den Zettel, um nachzusehen, aber ich bleibe an etwas anderem hängen. Erschrocken schlage ich die Hand vor den Mund und starre ihn an. »Sag nicht, die hast du wirklich gewählt …«
»Du etwa nicht?«
»Nein!«
Wir beäugen uns, als hätten wir gerade gemerkt, dass wir uns fremd sind. Ich schlucke zweimal, dann werfe ich noch einen Blick auf den Zettel.
»Okay! Gut.« Ich versuche, nicht preiszugeben, wie irritiert ich bin. »Also … offenbar müssen wir ein paar Basics rekapitulieren. Politische Einstellung hätten wir geklärt … Lieblingsnudeln?«
»Hängt von der Soße ab«, sagt er prompt. »Blöde Frage.«
»Also, ich mag Tagliatelle. Du hast auch Tagliatelle gesagt. Lieblingsfernsehserie?«
»Dirk and Sally«
»Dirk and Sally , definitiv.« Er grinst, und die Stimmung hebt sich ein wenig.
»Lieblingsepisode?«, kann ich mir nicht verkneifen.
»Lass mich nachdenken.« Seine Miene hellt sich auf. »Die mit den Hummern. Ein Klassiker.«
»Nein, die Hochzeit«, halte ich dagegen. »Es muss die Hochzeit sein. ›Mit dieser 59er Smith & Wesson erkläre ich euch zu …‹«
Diese Folge habe ich mindestens fünfundneunzigmal gesehen. Es war Dirk und Sallys zweite Hochzeit (nachdem sie geschieden waren und die Polizei verlassen hatten und man sie für die vierte Staffel wieder rekrutiert hatte), und es war die beste Fernseh-Hochzeit aller Zeiten .
»Nein, die Doppelfolge mit der Entführung.« Ben hat sich in seiner Hängematte aufgesetzt und schlingt die Arme um die Knie. »Das war cool. Hey, warte mal. Hör zu .« Er lächelt mich an. »Wir machen es als Dirk und Sally.«
»Bitte?« Ich starre ihn an. »Was machen wir?«
»Das Quiz! Ich kann mir den ganzen Quatsch sowieso nicht merken.« Er wedelt mit meinem Zettel herum. »Aber ich weiß, was Sally mag, und du weißt, was Dirk mag. Wir spielen die beiden, nicht uns.«
Das kann doch nicht sein Ernst sein. Oder? Unwillkürlich entfährt mir ein Kichern.
»Ich meine, schlechter können wir dadurch nicht werden, oder?«, fügt Ben hinzu. »Ich weiß alles über Sally. Teste mich.«
»Okay, welches Shampoo benutzt sie?«, fordere ich ihn heraus. Ben verzieht das Gesicht, überlegt.
»Ich hab’s gleich … Silvikrin. Es taucht im Vorspann auf. Was ist Dirks Lieblingsgetränk?«
»Bourbon ohne alles«, schießt es aus mir heraus. »Kinderspiel. Wann hat Sally Geburtstag?«
»Am zwölften Juni, und Dirk schenkt ihr immer weiße Rosen. Wann hast du?«, fragt er plötzlich beunruhigt. »Noch nicht so bald, oder?«
Er hat recht. Wir kennen uns mit der Ehe dieses fiktiven Fernsehpärchens besser aus als mit unserer eigenen. Es ist so lachhaft, dass ich ihn unwillkürlich angrinse.
»Okay, Dirk, abgemacht.« Ich blicke auf und sehe Nico näher kommen, flankiert von Georgios und Hermes. Die Drei Fragezeichen, wie Ben sie seit einer Weile nennt. Wir befinden uns im abgelegensten Teil des Gartens, aber trotzdem haben sie es geschafft, uns aufzuspüren. Den ganzen Nachmittag treiben sie sich schon in unserer Nähe herum, bieten uns Drinks und Snacks an und drängen uns sogar die denkbar unvorteilhaftesten »Ikonos«-Strohhüte auf, damit wir keinen Sonnenstich
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