Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
super. Ein gescheiterter Komiker. Von so einem Schwager habe ich immer geträumt.
Endlich finde ich einen Eintrag, in dem ein gewisser Ben Parr vorkommt, in einer Nachricht über eine Papierfirma namens Dupree Sanders. Er hat irgend so einen Fantasietitel wie »Strategic Overview Consultant«. Ich gebe Ben Parr Dupree Sanders ein und kriege eine Million Treffer. Offenbar ist Dupree Sanders eine große Nummer. Ein Riesenunternehmen. Da ist die Homepage … und tatsächlich öffnet sich eine Seite mit seinem Foto und einer kurzen Bio, die ich überfliege. Nachdem er bereits als junger Mann für seinen Vater gearbeitet hatte, nahm Ben Parr 2011 die Gelegenheit wahr, zu Dupree Sanders zurückzukehren, in strategischer Funktion … ehrliche Leidenschaft für das Geschäft … seit dem Tod seines Vaters widmet er sich der Zukunft der Firma mit vollem Einsatz.
Ich beuge mich zum Bildschirm vor und sehe mir das Foto ganz genau an, versuche, ein Gefühl für diesen Mann zu bekommen, der mit torpedoartiger Geschwindigkeit darauf aus ist, mit mir verwandt zu sein. Er sieht gut aus, das muss ich sagen. Jungenhaft. Schlank. Freundlich. Bei seinem Mund bin ich mir nicht sicher. Wirkt irgendwie weichlich.
Nach einer Weile fangen die Pixel vor meinen Augen an zu tanzen, also lehne ich mich zurück und gebe Lorcan Dupree Sanders ein.
Sofort geht eine neue Seite mit dem Foto eines gänzlich anders aussehenden Mannes auf. Dunkle, kräftige Haare, schwarze Augenbrauen und strenger Blick. Leichter Hang zur Hakennase. Er sieht ziemlich Furcht einflößend aus. Unter dem Bild steht: Lorcan Adamson. Durchwahl 310. Lorcan Adamson war Jurist in London, bis er 2008 zu Dupree Sanders kam … verantwortlich für zahlreiche Initiativen … entwickelte die Luxus-Schreibwaren-Marke Papermaker … arbeitete mit dem National Trust an der Erweiterung des Besucherzentrums … hat sich der Nachhaltigkeit und ökologischen Verantwortung in der Herstellung verschrieben.
Ein Anwalt. Hoffen wir, dass er einer von der vernünftigen Sorte ist, nicht so ein arrogantes Arschloch. Ich wähle die Nummer und klicke gleichzeitig meine E -Mails an.
»Lorcan Adamson.« Die Stimme, die sich meldet, ist so tief und rau, dass ich vor Schreck die Maus loslasse. Das kann doch keine richtige Stimme sein. Sie klingt unecht.
»Hallo?«, sagt er, und ich muss mir direkt das Lachen verkneifen. Dieser Typ hat eine Stimme wie aus einem Kinotrailer. So eine ultratiefe, grollende Subwoofer-Stimme, wie man sie hört, während man Popcorn futternd darauf wartet, dass der Film losgeht.
Wir glaubten, die Welt sei sicher. Wir glaubten, das Weltall gehörte uns. Bis SIE kamen.
»Hallo?«, höre ich die raue Stimme sagen.
Eine junge Wissenschaftlerin im Wettlauf mit der Zeit. Sie muss den Code entziffern …
»Hi. Äh … hi.« Ich versuche, meine Gedanken zu sortieren. »Ist da Lorcan Adamson?«
»Am Apparat.«
Ein Film von Oscar-Preisträger …
Nein. Hör auf, Fliss. Konzentrier dich.
»Okay. Okay. Ja.« Hastig reiße ich mich zusammen. »Ich glaube, wir sollten uns mal unterhalten. Mein Name ist Felicity Graveney. Meine Schwester heißt Lottie.«
»Ah.« Plötzlich wird seine Stimme lebhafter. »Verzeihen Sie mir die rüde Ausdrucksweise, aber was zum Teufel soll das hier eigentlich werden? Ben hat mich gerade angerufen. Er will Ihre Schwester heiraten ?«
Zweierlei fällt mir gleich auf. Erstens: Er hat einen leicht schottischen Akzent. Zweitens: Er ist auch nicht gerade begeistert von der Idee mit der Hochzeit. Gott sei Dank. Eine weitere Stimme der Vernunft.
»Genau!«, sage ich. »Und Sie sind Trauzeuge? Ich habe keine Ahnung, wie es so weit kommen konnte, aber ich dachte, wir könnten uns vielleicht treffen und …«
»Und was? Die Tischdeko planen?« Er redet einfach über mich hinweg. »Ich weiß nicht, wie Ihre Schwester Ben zu diesem lächerlichen Vorhaben überredet hat, doch ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um diese Hochzeit zu verhindern, ob es Ihnen und Ihrer Schwester nun gefällt oder nicht.«
Ich starre mein Telefon an. Was hat er gerade gesagt?
»Ich arbeite mit Ben zusammen, und er hat im Moment ganz andere Sorgen«, fährt Lorcan fort. »Er kann nicht mal eben spontan in irgendwelche Flitterwochen fahren. Er trägt Verantwortung. Er hat Verpflichtungen. Ich weiß zwar nichts von den Motiven Ihrer Schwester …«
»Wie bitte?« Ich bin so empört, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
»Verzeihung?« Er
Weitere Kostenlose Bücher