Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
zwei Wochen.«
»Vor zwei Wochen«, wiederhole ich gefasst, obwohl ich in hysterisches Gelächter ausbrechen möchte. »Nach wie langer Zeit?«
»Fünfzehn Jahren.« Sie klingt, als müsste sie sich rechtfertigen. »Und bevor du mich danach fragst – ja, ich habe es mir gut überlegt.«
»Okay! Na dann, herzlichen Glückwunsch. Bestimmt ist Ben ein wahrer Schatz.«
»Er ist wunderbar. Du wirst ihn mögen. Er sieht gut aus, er ist lustig, und wir sind total auf einer Wellenlänge …«
»Schön! Hör mal, treffen wir uns doch zum Lunch, okay? Dann können wir weiterreden.«
Ich sage mir, dass ich nur überreagiere. Ich muss mich einfach an die neue Situation gewöhnen. Vielleicht ist dieser Ben genau der Richtige für Lottie, und alles wird gut. Solange sie schön lange verlobt bleiben und nichts übers Knie brechen.
»Wollen wir uns bei Selfridges treffen?«, sagt Lottie. »Da bin ich nämlich gerade. Ich kaufe mir Reizwäsche für die Flitterwochen!«
»Ja, das habe ich schon gehört. Wann wollt ihr denn heiraten?«
»Morgen«, sagt sie selig. »Ich wollte es so schnell wie möglich. Kannst du dir den Tag freinehmen?«
Morgen?
Jetzt ist sie völlig durchgedreht.
»Lotts, rühr dich nicht von der Stelle.« Ich kriege die Worte kaum heraus. »Ich komme zu dir. Ich glaube, wir sollten uns mal unterhalten.«
Ich hätte mich nie entspannen dürfen. Ich hätte nie in Urlaub fahren dürfen. Ich hätte wissen müssen, dass Lottie nicht ruhen würde, bis sie irgendwas gefunden hätte, mit dem sie sich von ihrem Schmerz ablenken konnte. Und diesmal ist es das: eine Hochzeit.
Als ich bei Selfridges ankomme, rast mein Herz, und mein Kopf ist voller Fragen. Lottie dagegen hat einen ganzen Korb voller Dessous. Nein, nicht Dessous – eine Sexmontur . Sie steht da und betrachtet ein durchsichtiges Mieder, als ich auf sie zustürze und dabei fast einen Ständer mit Princesse-Tam-Tam-Bodys umkippe. Als sie mich sieht, hält sie das Mieder hoch.
»Was meinst du?«
Ich mustere das Zeug in ihrem Korb. Offensichtlich war sie am Agent-Provocateur-Ständer. Ich sehe reichlich hauchdünne Spitze. Und ist das da eine Maske?
»Was meinst du?«, wiederholt sie ungeduldig und schwenkt das Mieder vor meiner Nase. »Es ist ziemlich teuer. Soll ich es anprobieren?«
Gibt es da kein größeres Problem, das wir besprechen sollten? , möchte ich schreien. Zum Beispiel: Wer ist dieser Ben, und wieso willst du ihn heiraten? Aber ich weiß, dass ich bei Lottie behutsam vorgehen muss. Ich muss sie irgendwie dahin bringen.
»Okay!«, sage ich so heiter wie möglich. »Du willst also heiraten. Jemanden, den ich nicht kenne.«
»Du wirst ihn bei der Hochzeit kennenlernen. Du wirst ihn mögen, Fliss.« Ihre Augen leuchten, als sie das durchsichtige Mieder in ihren Korb legt und einen klitzekleinen Stringtanga hinzufügt. »Ich kann immer noch nicht glauben, wie sich das alles so ergeben hat. Ich bin so glücklich.«
»Schön. Wunderbar! Ich auch!« Ich mache eine kleine Pause, bevor ich hinzufüge: »Obwohl – nur so ein Gedanke, aber: Müsst ihr denn so schnell heiraten? Könntet ihr nicht eine Weile verlobt sein und alles ordentlich planen?«
»Da gibt es nichts zu planen! Es ist alles ganz einfach. Standesamt Chelsea. Zum Essen in irgendein hübsches Restaurant. Schlicht und romantisch. Und ich hoffe, du wirst meine Brautjungfer.« Sie drückt meinen Arm, dann nimmt sie das nächste Mieder in Augenschein.
Irgendwas ist merkwürdig an ihr. Ich sehe sie mir an, versuche herauszufinden, was anders ist. Sie hat diese manische Ausstrahlung, wie nach einer Trennung üblich – aber sogar noch mehr als sonst. Ihre Augen strahlen förmlich. Irgendwie ist sie drüber. Ist Ben etwa ein Dealer? Hat sie irgendwas genommen ?
»Und Ben hat also aus heiterem Himmel den Kontakt zu dir gesucht?«
»Er hat sich gemeldet, und wir sind essen gegangen. Und es war, als hätten wir uns nie getrennt. Wir sind so harmonisch miteinander.« Sie seufzt selig. »Er war fünfzehn Jahre in mich verliebt. Fünfzehn Jahre. Und ich auch in ihn. Deshalb wollen wir so schnell wie möglich heiraten. Wir haben schon genug Zeit vergeudet, Fliss.« Ihre Stimme bebt dramatisch, als wäre sie in einer Dokusoap im Fernsehen. »Wir wollen unser Leben endlich gemeinsam leben.«
Wie bitte?
Okay, das ist Quatsch. In den letzten fünfzehn Jahren war Lottie nicht in irgendeinen Ben verliebt. Ich glaube, das hätte ich mitbekommen.
»Seit fünfzehn Jahren liebst du
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