Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
mit dem Wasserfall. Hast du nicht sogar die Kritik darüber geschrieben?«
Verdammt. Das Amba ist schwer zu toppen. Es wurde vor drei Jahren eröffnet, und seitdem haben wir es zweimal bewertet – jedes Mal fünf Sterne. Es ist die spektakulärste Anlage auf den ganzen Kykladen und wurde zwei Jahre nacheinander zur »Top Honeymoon Destination« gewählt.
Seitdem ist es – ehrlich gesagt – schon einen Tick zu schick geworden. Es kann sich kaum retten vor Prominentenpärchen und Fotoshootings für die Boulevardpresse, und wenn man mich fragt, schlachtet es den Flitterwochenmarkt zu sehr aus. Dennoch bleibt es ein absolutes Weltklasse-Hotel. Es wird nicht leicht werden, ihr das auszureden.
»Beim Amba muss man allerdings auf der guten Seite sein.« Traurig schüttle ich den Kopf. »So kurzfristig haben sie euch bestimmt in diesen schrecklichen Seitenflügel gesteckt. Da ist keine Sonne, und es riecht. Das wird euch nicht gefallen.« Plötzlich hellt sich meine Miene auf. »Ich weiß! Wartet ein paar Wochen. Jemand schuldet mir noch einen Gefallen. Ich kann euch bestimmt die Oyster Suite besorgen. Ehrlich, Lotts, das Bett allein ist das Warten wert. Es ist riesig, mit einer Glaskuppel darüber, durch die man die Sterne sehen kann.« Ich halte ihr mein Handy hin. »Wieso rufst du Ben nicht an und sagst ihm, dass du das Ganze verschieben möchtest, nur für ein paar Wochen …«
»Aber wir haben die Oyster Suite!«, unterbricht mich Lottie strahlend. »Es ist alles schon gebucht! Wir haben superbesondere Flitterwochen mit eigenem Butler und täglichen Anwendungen und einem Tag auf der Hoteljacht!«
»Was?« Ich starre sie an, lasse die Hand mit dem Handy sinken. »Wie?«
»Da hat jemand abgesagt!« Sie strahlt. »Ben arbeitet mit so einem speziellen Hotelservice zusammen, und die haben sich darum gekümmert. Ist das nicht toll?«
»Toll«, sage ich nach einer Weile. »Super.«
»Ikonos ist für uns was ganz Besonderes.« Sie sprudelt förmlich über. »Ich meine, es ist bestimmt nicht mehr so schön wie früher. Als wir da waren, gab es nicht mal einen Flughafen , ganz zu schweigen von irgendwelchen großen Hotels. Wir mussten mit dem Boot übersetzen. Aber trotzdem wird es wie eine Zeitreise. Ich kann es kaum erwarten.«
Es hat keinen Sinn, in diese Richtung weiterzubohren. Ich nippe an meinem Champagner und denke scharf nach.
»Habt ihr heute eigentlich einen alten Rolls-Royce?« Ich versuche eine andere Taktik. »Du wolltest doch immer einen alten Rolls-Royce zu deiner Hochzeit.«
»Nein.« Sie zuckt mit den Schultern. »Ich kann laufen.«
»Ach, wie schade!« Ich setze eine schmerzerfüllte Miene auf. »Wenn du nur ein bisschen warten würdest, könntest du einen haben.«
»Fliss.« Lottie schenkt mir einen leicht tadelnden Blick. »Ist das nicht etwas oberflächlich? Entscheidend ist doch die Liebe. Den Partner fürs Leben zu finden. Nicht irgendein Auto. Meinst du nicht?«
»Natürlich.« Angespannt lächle ich zurück. Okay, lassen wir das mit dem Auto. Versuchen wir was anderes.
Kleid? Nein. Sie trägt ein hübsches Kleid.
Hochzeitsliste? Nein. So materialistisch ist sie nicht.
»Und … wird denn bei der Hochzeit auch gesungen?«, frage ich schließlich.
Sie schweigt. Ziemlich lange. Hoffnungsvoll starre ich Lottie an. Ihre Miene wirkt verkrampft.
»Wir dürfen nicht singen«, sagt sie schließlich und starrt in ihr Champagnerglas. »Das ist im Standesamt nicht erlaubt.«
Bingo!
»Keine Musik?« Entsetzt halte ich mir die Hand vor den Mund, als wüsste ich es nicht längst. »Aber wie kann man ohne Musik heiraten? Was ist mit › I Vow to Thee, My Country‹? Du wolltest doch immer, dass das mal bei deiner Hochzeit gesungen wird.«
Lottie war auf unserem Internat im Chor. Früher hat sie sogar solo gesungen. Musik war ihr immer sehr wichtig. Damit hätte ich gleich anfangen sollen.
»Na ja. Halb so wild.« Sie lächelt kurz, doch ihre ganze Haltung hat sich verändert.
»Was meint Ben dazu?«
»Ben steht nicht so auf alte Musik«, sagt sie nach einer Weile.
Ben steht nicht so auf alte Musik.
Ich könnte quieken. Das ist es! Ihre Achillesferse. Jetzt kann ich sie nach Belieben bearbeiten.
» I vow to thee, my country« , fange ich ganz leise an zu singen, »all earthly things above.«
»Hör auf damit«, schnauzt sie mich an.
»Entschuldige.« Abwehrend hebe ich eine Hand. »Hab nur … laut gedacht. Für mich geht es bei einer Hochzeit vor allem um die Musik. Diese wunder-,
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