Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
wird.
»Okay«, sagt Lorcan schließlich. »Na dann, auf Wiederhören.«
»Auf Wiederhören.«
Ich lege den Hörer auf, dann nehme ich mein Handy und rufe Lottie an. Ich war die längste Zeit die nette, große Schwester. Ich werde diese Hochzeit verhindern. Hier und jetzt.
6
Fliss
Ich kann es einfach nicht fassen , dass sie mich volle vierundzwanzig Stunden ignoriert. Die hat vielleicht Nerven.
Es ist der nächste Nachmittag, die Hochzeit findet in einer Stunde statt, und ich habe immer noch nicht mit Lottie gesprochen. Auf keinen meiner Anrufe hat sie reagiert (es waren mindestens hundert). Aber gleichzeitig hat sie es geschafft, eine ganze Reihe von Nachrichten auf meinem Handy zu hinterlassen, über das Standesamt und das Restaurant und dass wir uns vorher auf einen Drink im Bluebird treffen. Ein lila Brautjungfernkleid wurde mir in der Mittagspause von einem Fahrradkurier ins Büro geliefert. Ein Gedicht kam per E -Mail, mitsamt der Bitte, es während der Zeremonie laut vorzutragen: »Es würde unseren Tag zu etwas ganz Besonderem machen!«
Mir kann sie nichts vormachen. Es hat seinen Grund, wieso sie meine Anrufe nicht entgegennimmt: Sie ist in der Defensive. Was bedeutet, dass ich eine Chance habe. Ich weiß, dass ich ihr diesen Unsinn ausreden kann. Ich muss nur herausfinden, wo ihr wunder Punkt ist.
Als ich im Bluebird ankomme, sehe ich sie schon an der Bar sitzen, in einem cremefarbenen, spitzenbesetzten Mini, mit Rosen in den Haaren und hübsch altmodischen Schuhen mit Knopfriemchen. Sie sieht wunderschön aus, und einen Moment lang schäme ich mich, weil ich gekommen bin, um sie davon abzubringen.
Aber irgendjemand muss hier bei Verstand bleiben. Sie wird bestimmt nicht mehr so wunderschön aussehen, wenn erst die Rechnung für ihr vorläufiges Scheidungsurteil kommt.
Noah ist nicht bei mir. Er darf heute bei seinem Freund Sebastian übernachten. Lottie habe ich vorgeflunkert, dass es für ihn was ganz Besonderes ist und es ihm »echt leidtut, dass er die Hochzeit verpasst«. In Wahrheit liegt es daran, dass ich vorhabe, diese Hochzeit zu verhindern.
Lottie hat mich entdeckt und winkt, um mich auf sich aufmerksam zu machen. Ich winke zurück und gehe mit unschuldigem Lächeln auf sie zu. Ganz leise betrete ich die Koppel, als könnte ich kein Wässerchen trüben, das Halfter hinter dem Rücken versteckt. Ich bin die Brautflüsterin.
»Du siehst umwerfend aus!« Als ich bei Lottie ankomme, schließe ich sie fest in meine Arme. »Wie aufregend! Was für ein schöner Tag!«
Lottie mustert mich, ohne ein Wort zu sagen, was beweist, dass ich recht habe: Sie ist in der Defensive. Ich lächle jedoch brav weiter, als hätte ich nichts gemerkt.
»Ich dachte, du fandest die Idee gar nicht so toll«, sagt sie schließlich.
»Was?« Ich gebe mich schockiert. » Natürlich finde ich die Idee toll! Ich war nur überrascht. Aber bestimmt ist Ben ganz wunderbar, und ihr werdet viele, viele glückliche Jahre miteinander verbringen.«
Ich halte die Luft an. Sie entspannt sich sichtlich. Sie kommt aus ihrer Deckung.
»Ja«, sagt sie. »Das werden wir. Komm, setz dich. Trink einen Schluck Champagner! Hier ist dein Strauß.« Sie reicht mir einen kleinen Rosenbund.
»Wow. Wie hübsch!«
Sie schenkt mir ein, und ich erhebe mein Glas. Dann werfe ich einen Blick auf meine Uhr. Noch fünfundvierzig Minuten. Langsam muss ich mal mit meiner Verhinderungsstrategie loslegen.
»Und schon irgendwelche Pläne für die Flitterwochen?«, frage ich beiläufig. »Vermutlich war so kurzfristig nichts mehr frei. Wirklich schade. Die Flitterwochen sind so eine besondere Zeit. Die sollte eigentlich perfekt sein. Hättet ihr ein paar Wochen gewartet, hätte ich bestimmt was Traumhaftes für euch arrangieren können. Apropos … wollen wir das nicht machen?« Ich stelle mein Glas ab, als wäre ich ganz fasziniert von meiner genialen Idee. »Lottie, verschieben wir doch die Hochzeit nur ein klitzekleines bisschen, und dann planen wir für euch ganz in Ruhe die perfekte Hochzeitsreise!«
»Keine Sorge«, sagt Lottie selig. »Wir haben schon die perfekten Flitterwochen arrangiert! Eine Nacht im Savoy und dann morgen auf die Reise!«
»Wirklich?« Ich mache mich bereit, meinen Trumpf auszuspielen. »Wo wollt ihr denn hin?«
»Wir wollen nach Ikonos. Dahin, wo wir uns kennengelernt haben. Ist das nicht perfekt?«
»In eine Backpacker-Herberge?« Ich starre sie an.
»Nein, Dummchen! In dieses unfassbare Hotel! Das Amba. Das
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