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Das Höllenbild

Das Höllenbild

Titel: Das Höllenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Mann am Tisch vorbei auf den Erker zubewegte. Die Wohnung war ziemlich konservativ eingerichtet. Und zwar mit dunklen Möbeln, die er bestimmt von seinen Eltern geerbt hatte. So richtete man sich heute nicht mehr ein, das war selbst der Terroristin klar.
    Die Sitzgruppe aus Cord. Der hohe Eßtisch in der anderen Ecke, die vier Stühle darum, der leere Raum zwischen Eß- und Sitzbereich, wo noch zwei Sessel standen.
    Einen Fernseher sah sie auch. Das Modell kannte sie nicht. Es schien neu zu sein, ebenso wie die kleine und kompakte Musikanlage.
    Die Jalousien ratschten nach unten. Es wurde nicht ganz finster im Zimmer, denn die Frau dirigierte Curly so, daß zwischen den Lamellen noch etwas Licht eindringen konnte.
    »Ist doch so gemütlicher, nicht wahr?« sagte sie, als sich Curly Sheppard wieder gedreht hatte und nun in die Waffenmündung starrte.
    »Wenn du das sagst.«
    »Klar, Commander, denn diesmal habe ich das Sagen. Es gibt Menschen, die sterben auf der Straße. Andere lassen auf dem Schlachtfeld ihr Leben, du wirst es gut haben, Curly, denn für dich habe ich mir einen weicheren Platz ausgesucht.«
    »Bitte?«
    »Setz dich in den Sessel!«
    Er zögerte noch, weil er ahnte, daß dieser Ort so etwas wie ein Richtplatz war, aber die Terroristin verstand keinen Spaß, und sie bewies auch, wie ernst es ihr mit der Drohung war, denn plötzlich drückte sie ab. Haarscharf pfiff die Kugel über den Scheitel des Mannes hinweg. Der Abschußknall war nicht so laut wie sonst, denn die dicken Polster der Sitzmöbel dämpften den Schall.
    Arlene Shannon mußte einfach lachen. »Meine Güte, Commander, was ist nur aus dir geworden? Du bist ja zusammengezuckt, als ich geschossen habe. Das darf doch nicht wahr sein. Früher ist das nicht der Fall gewesen. Da hast du zu den härtesten Hunden gehört.«
    »Ich bin eben nicht mehr im Training.«
    »Das habe ich gesehen. Nimm Platz, alter Mann!«
    Er ging auf den Sessel zu. Ein kaltes Gefühl im Nacken, Schweiß auf der Stirn. Dieser Schuß hatte ihn tatsächlich erschreckt, und die Kugel war dabei so nah an seinem Kopf entlang gewischt, daß er sogar den Luftzug gespürt hatte.
    Er setzte sich, und Arlene hatte auch nichts dagegen, daß er die Beine ausstreckte. Sie hatte ihren Standort ebenfalls gewechselt und saß ihm jetzt gegenüber, nur getrennt durch den dunklen Wohnzimmertisch, dessen Platte in Höhe der Knie endete. Die Mündung der Waffe zeigte auf Curlys Brust.
    »So sieht also das Ende einer Ratte aus!« erklärte Arlene mit kalter Stimme. »Wie oft habe ich mir diese Szene gewünscht, aber das liegt jetzt zehn Jahre zurück. Geändert hat sich nichts.«
    »Doch«, sagte Curly.
    »Was denn?«
    »Die zehn Jahre!«
    »Stimmt!«
    Die Hände des Commander lagen unbeweglich auf den Sessellehnen.
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    Sie überlegte. »Du willst Zeit gewinnen«, sagte sie schließlich.
    »Jeder zum Tode Verurteilte hat einen letzten Wunsch, der ihm zumeist auch erfüllt wird.«
    »Willst du eine Zigarette rauchen, Commander?«
    »Nein, nur die Frage möchte ich stellen.«
    »Okay – genehmigt.«
    Sheppard hatte seine Worte schon vorher gewählt, er sprach sie jetzt aus. »Mich würde wirklich interessieren, Arlene, wie eine Frau wie du in dieses Bild gekommen ist.«
    Sie schwieg. Aber sie lächelte. Danach fing sie an zu kichern.
    »Das kann ich mir vorstellen, ja, das kann ich mir vorstellen, daß du damit Probleme gehabt hast.«
    »Es war auf der Insel.«
    »Klar.«
    »Wir waren auch dort.«
    »Aber nicht in der Unterwelt.«
    »Stimmt.«
    Sie behielt ihr Lächeln bei. Nur die Augen blieben kalt. »Es geschah, als ich bei den Steinen stand. Plötzlich gab der Boden unter mir nach, wobei ich schon zuvor gespürt hatte, daß sich in dieser Umgebung die Atmosphäre verändert hatte. Dann ging alles blitzschnell. Ich verschwand vom Erdboden, fand mich in einer Höhle wieder und entdeckte schließlich das Bild.«
    »Weiter?«
    »Es war nur eine Frage genehmigt, Curly.«
    »Willst du mich dumm sterben lassen?«
    »Ich kann dir wirklich nicht viel sagen. Ich sah das Bild, das Bild sah mich, und plötzlich holte es mich zu sich. Ich wurde ein Teil von ihm, und das über zehn Jahre hinweg.«
    »Aber jetzt bist du hier.«
    »Wie du wirklich nicht übersehen kannst, Curly.«
    »Warum bist du hier? Warum hat dich das Bild entlassen? Es muß einen Grund dafür gegeben haben.«
    Ihre Antwort bestand aus einer Frage. »Hast du mich denn gesehen, Commander?«
    »Ja.

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