Das Höllenbild
Augenhöhe ein Guckloch im Holz. Er konnte sich vorstellen, daß der Commander ihn beobachtete.
Sheppard zog die Tür auf. In seinem Gesicht regte sich nichts, als er Suko zunickte. »Kommen Sie«, sagte er und trat zur Seite. Er hatte kein Licht eingeschaltet. Der Flur schwamm in einem Halbdunkel, was Suko sehr wohl registrierte, worüber er aber nicht nachdachte. Er trat über die Schwelle, ging den nächsten Schritt und ahnte die Bewegung an seiner linken Seite nur.
Der Commander wollte ihn noch warnen. Er schaffte es nicht mehr. Von dem Wort Vorsicht konnte er nur die erste Silbe aussprechen, da erwischte ihn der Hammer.
Sein Kopf schien zu explodieren. Die Dunkelheit kam blitzschnell und hüllte ihn ein. Daß er auf dem Boden aufschlug, merkte Suko nicht mehr, und er hörte auch nicht das leise und triumphierende Lachen der Terroristin…
***
Blaue Augen!
Der Götterbote hatte tatsächlich blaue Augen. Sie waren so herrlich und so hell wie ein wunderbarer Himmel, der sich völlig wolkenlos über einer Landschaft spannte.
Mich zogen die Augen in ihren Bann. Ich konnte sie immer nur anschauen, und mich durchfloß dabei ein besonderer Strom der Wärme, den man auch als gutes Gefühl bezeichnen konnte. In diesem Moment war mir endgültig klar, daß der Kontakt zwischen mir und dem Gemälde zustande gekommen war, und daß er auch so leicht nicht abreißen würde.
Meine trüben Gedanken oder Sorgen waren vergessen. Die neue Entwicklung hielt mich voll und ganz unter Kontrolle. Dies war die erste Stufe, andere würden folgen, davon war ich überzeugt.
Ich schaute noch immer in die Augen und lächelte dabei, um diesem namenlosen Götterboten eine Botschaft zu schicken, aber er lächelte nicht zurück. Der kleine Mund mit den farblos erscheinenden Lippen blieb starr.
Was sollte ich tun?
Mir schössen natürlich mehrere Möglichkeiten durch den Kopf. Ich dachte auch daran, den Weg in das Bild zu finden, denn erst dann würde ich die Lösung finden können.
Würde es sich sperren oder mich annehmen? Bisher hatte es mir durch das Öffnen der Augen nur eine kurze Botschaft gesandt, aber ich nahm sie als einen positiven Anfang hin. Mich interessierte im Moment nur der namenlose Götterbote, der auf mich herabschaute wie jemand, der einen anderen genau kontrolliert. Er durchforschte mein Gesicht, ließ seinen Blick auch über meine Gestalt streifen, aber er nahm dabei auf keine andere Art und Weise Kontakt mit mir auf. Es blieb einzig und allein bei seinem Blick.
Die Terroristin war verschwunden. Der Götterbote war geblieben, aber es gab noch eine Person auf dem Bild, und zwar die ältere Frau mit dem glatten Heiligengesicht.
War sie auch erwacht?
Nein, ihre Augen waren nach wie vor geschlossen und blieben es auch.
Nur der große Knabe oder junge Mann beherrschte und veränderte mit seinem Blick das Gemälde.
Für mich war die Umgebung zwar dieselbe geblieben, aber trotzdem war sie anders geworden. Es gab eigentlich nur das Bild. Alles andere vergaß ich. Die hohen Fenster ebenso wie die beiden Strahler. Auch die Wände sah ich nicht mehr. Dieses Motiv war einfach zu stark in den Vordergrund gerückt worden.
Noch blieb das Gesicht glatt, als hätte jemand die Haut gebügelt. Aber dies änderte sich ebenfalls, und es begann mit einem leichten Zucken an den Kopfseiten. Dort bewegte sich die Haut, und sie führte diese Bewegungen fort, denn plötzlich legte die Person ihre Stirn in Falten, wie ein Mensch, der über etwas nachdenkt, was plötzlich in sein Gesichtsfeld getreten war.
Er hatte mich nicht nur wahrgenommen, er versuchte jetzt auch, mich zu registrieren und richtig einzuschätzen. Aus seiner fernen Welt hervor schaute er in die andere Zeit, überlegte, sah einen Mann, der ihn anlächelte und darüber nachdachte, ob zwischen mir und dem Jungen noch ein anderer Kontakt möglich war.
Einer über die Sprache, aber auch über die geistigen Kräfte, auf dem Weg der Telepathie.
Das konnte durchaus gelingen. Und der Götterbote schien mir auch nicht feindlich gegenüberzustehen. Und so versuchte ich es mit einem sprachlichen Kontakt.
»Wer bist du?«
Er blieb leider stumm.
Ich ließ mich nicht ablenken und stellte die nächste Frage. »Wenn du einen Namen hast, dann sag ihn mir!« Nichts.
»Warum willst du es nicht tun? Kannst du mich viel leicht nicht hören? Ist dem so? Wenn ja, dann schließe die Augen, gib mir so ein Zeichen, und ich weiß Bescheid.«
Es passierte nichts. Nach wie vor erlebte ich
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