Das höllische Ich
– und von der Hölle grausam enttäuscht worden waren...
So einfach machten der Teufel und seine Vasallen es den Gegnern nicht. Davon konnten gerade Suko und ich ein Lied singen. Wir hatten oft genug direkt und indirekt gegen ihn gekämpft.
Suko stieß mich an.
Dieser kleine Schubs riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute ihn kurz an und sah seinen Finger, der zum Ende des Weges hindeutete. Durch die Art und Weise, wie er das tat, stand für mich fest, dass er etwas gehört hatte.
Ich musste ihn nur fragend anschauen, um eine Antwort zu bekommen.
»Sie kommen«, teilte er mir mit.
Es dauerte nur Sekunden, bis ich sah, was er bereits erlauscht hatte. Sie bewegten sich auf leisen Sohlen und streiften nur hin und wieder mit ihren Körpern die Zweige der Büsche. Im nächsten Augenblick tauchten sie aus dem Dämmer auf wie Pilger, die eine lange Reise hinter sich hatten. Sie mussten sich am Ende des Weges getroffen haben und gingen nun hintereinander und schauten weder nach links noch nach rechts, sodass wir uns nicht tiefer zurückziehen mussten.
Es waren nur Männer und genau zehn an der Zahl. Uns gelang es, Blicke in ihre Gesichter zu werfen. Es gab keine unterschiedlichen Gesichtsausdrücke. Die Männer zeigte sich hochkonzentriert und auf das kommende Geschehen vorbereitet. Manche zählten rund 30 Jahre, andere waren sicherlich doppelt so alt.
Trotz ihrer Unterschiede gab es für sie nur ein Ziel, auf das sie sich konzentrierten.
Sie entzogen sich unseren Blicken. Kaum war das geschehen, hörten wir sie sprechen. Sie flüsterten miteinander, aber es war nicht zu verstehen, was sie sagten. Manche sprachen halblaut.
Ich ging davon aus, dass Rüben ihnen einiges erklären musste. Sie würden ihn nach den verbrannten Bildern fragen, und es stellte sich die Frage, ob sie dann die Versammlung fortsetzen wollten oder ihre Furcht nicht zu groß wurde.
Ich hätte mich auch mit einer Flucht von ihrer Seite aus anfreunden können, aber das traf nicht ein. Sie blieben im Tempel, und wir schauten fast gleichzeitig auf unsere Uhren.
»Wie lange bleiben wir noch hier in Deckung?«, fragte ich.
Suko hob die Schultern. »Geben wir ihnen einige Minuten.«
»Okay.«
Es war auch damit zu rechnen, dass noch Nachzügler kamen. Das traf nicht zu. Sie alle hatten sich vorne an der Straße getroffen und waren auch gemeinsam losgegangen. Die andere Seite konnte sich freuen. Sie hatte alle zusammen. Sie brauchte nur zuzuschlagen und ihre Boten zu schicken.
Als ich daran dachte, schaute ich unwillkürlich in die Höhe. Es war nichts Unnormales zu sehen. Es gab keine Schatten, die über die Baumwipfel huschten oder zwischen ihnen hindurch. Die Umgebung blieb einfach nur friedlich, was uns natürlich entgegenkam.
»Ich denke, wir sollten jetzt gehen«, sagte Suko.
»Okay, dann los.«
Mit den Armen schabten wir noch an der Rinde des Baumstamms vorbei, danach hatten wir freie Bahn und bewegten uns vorsichtig auf das Ziel zu. Wir waren gewissermaßen kampfbereit. Das galt besonders für Suko. Er hatte die Riemen seiner Dämonenpeitsche ausgefahren und die Waffe anschließend wieder zurück in seinen Gürtel gesteckt. Ob sie allerdings gegen die schattenhaften Wesen etwas brachte, bezweifelte ich.
Man ließ uns in Ruhe. Fast wie zwei normale Waldspaziergänger kamen wir voran. Das Haus tauchte wieder vor uns auf. Mittlerweile war es noch dunkler geworden.
Ich war vorgegangen und sah die offen stehende Tür. Wir konnten eintreten, ohne sie erneut aufbrechen zu müssen.
»Rein, John?«
Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
»Das Fenster?«
»Genau.«
Obwohl die Tür nicht geschlossen war, hörten wir aus dem Haus nichts. Kein Stimmengemurmel, das auf ein Gebet hingedeutet hätte. Auch hatte sich Rüben nicht zu einer Ansprache entschlossen.
Aber Stille kann auch tödlich sein. Daran musste ich denken und huschte auf das erste der beiden Fenster zu, die so weit voneinander entfernt lagen.
Der Begriff Fenster traf in diesem Sinne nicht zu. Man konnte mehr von einer Luke sprechen, die jemand in der Hauswand eingelassen hatte. Aber sie gewährte mir einen Blick in den Innenraum, den wir ebenfalls so gut kannten.
Alles lief bei ihnen nach Plan. Auch jetzt verhielten sie sich ruhig. Jeder hatte seinen Platz auf einem der Stühle gefunden und blieb dort sitzen, ohne sich zu bewegen.
Worauf warteten die Männer? Von Ruben Crane sah ich nichts. Er ließ die Männer noch allein, die sich allesamt umgezogen hatten. Durch
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