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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ungefähr gleich viel Geld verdient. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß er gelegentlich in den Genuß eines warmen Regens gekommen wäre. In den letzten beiden Jahren waren die Einnahmen aus dem Fotogeschäft leicht zurückgegangen. Wenn Pode sich mit Pornos einen kleinen Nebenverdienst verschafft hatte, mußte das Geld entweder auf einem Nummernkonto liegen oder er hatte es verbraten. Einen Hang zum Glücksspiel hatte er selbst zugegeben. Womöglich war er überhaupt nur deshalb auf die schiefe Bahn geraten. Aber eines stand auf jeden Fall fest: Die schmutzigen Dollars hatte er nirgendwo angegeben.
    Podes Armeeakte förderte ebenfalls keine neuen Erkenntnisse über seinen Charakter zutage. Er hatte in Korea gedient und war ehrenhaft entlassen worden.
    Decker schob die Papiere beiseite, als Marge hereinkam.
    »Du hast einen Volltreffer gelandet!« verkündete sie und nahm sich einen Stuhl. »Ida Podes sterbliche Überreste wurden nicht im Bett gefunden. Die Tote lag zwar im Schlafzimmer, aber direkt hinter der Tür.«
    »Und es wurde nicht wegen Brandstiftung ermittelt?« fragte Decker.
    »Genau. Die Feuerwehr ist davon ausgegangen, daß sie mit einer Zigarette im Bett eingeschlafen ist.«
    »Aber warum ist sie dann nicht im Bett gestorben?« überlegte Decker laut.
    »Vielleicht ist sie durch den Rauch aufgewacht, hat versucht zu fliehen und dann das Bewußtsein verloren«, sagte Marge.
    »Oder?« sagte Decker.
    »Oder es hat jemand ihr Bett angezündet und sie an der Flucht gehindert«, antwortete sie. »Was könnte das Motiv für Mord gewesen sein?«
    »Ich würde auf die Versicherung tippen«, meinte er. »Aber hier ging es ja bloß um mickrige zehn Riesen.«
    »Damals waren zehntausend Dollar noch wesentlich mehr wert«, sagte sie. »Und verzweifelte Glücksspieler haben schon für sehr viel weniger getötet.«
    »Ich wüßte noch ein anderes Motiv, Marge«, sagte Decker. »Haß.«
    Das Telefon klingelte.
    »Decker.«
    »Detective? Hier spricht Dr. Bachman, der Zahnarzt der Familie Pode.«
    »Wie geht es Ihnen, Doktor?«
    »Danke der Nachfrage. Es hat leider ein bißchen gedauert, bis ich die Röntgenbilder gefunden hatte. Earl ist schon ewig nicht mehr bei mir gewesen. Den letzten Termin hatte er vor gut zehn Jahren. Dustin habe ich vor drei Jahren das letzte Mal behandelt. Wenn Sie möchten, schicke ich Dr. Hennon die Kopien, aber vielleicht bringen Sie ihr die Originale auch selber schnell vorbei und geben sie dann wieder bei mir ab. So sparen wir uns Zeit und unnötige Laufereien.«
    »Ich bin sofort bei Ihnen.« Er legte auf.
    Mike Hollander kam zum Schreibtisch herüber und reichte Decker ein braunes Kuvert mit der Aufschrift Dr. Meisner – Vertrauliche Unterlagen.
    »Earls Krankengeschichte«, sagte er. »Hat sich aber mächtig rangehalten, sein Kinderarzt.«
    »Man muß nur wollen, Mike«, sagte Marge.
    »Danke«, sagte Decker, der den Umschlag schon aufgerissen hatte. Er klappte die Akte auf und fing an zu lesen.
    »Was Neues?« fragte Marge.
    Decker antwortete nicht.
    »Pete?« sagte Marge.
    »Hmm?«
    »Gibt’s was Neues?«
    »Decker, die Frau redet mit dir«, sagte Mike und klopfte ihm auf den Rücken.
    »Äh … entschuldige. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, wieso bei der Meldestelle von L. A. Country keine Unterlagen über Earls Geburt zu finden sind. Er ist in Fresno geboren.«
    »Reizendes Fleckchen Erde, um Junge zu werfen«, sagte Hollander.
    »Wenn man eine Vorliebe für Drecksnester hat«, sagte Marge. »Haben die Podes in Fresno nicht auch geheiratet?«
    »Genau«, sagte Decker. »Ich wette zehn zu eins, daß die gute Ida das Baby bei ihrer Mama kriegen wollte.«
    Er las weiter, dann sagte er: »Earl hatte mit achtzehn Monaten einen Armbruch, mit zwei und drei Jahren wurde er wegen Verbrennungen behandelt. Kieferbruch mit drei. Prellungen und Kopfverletzungen nach einem angeblichen Sturz mit vier, Rippenbruch mit viereinhalb …«
    »Es ist zum Kotzen!« rief Hollander. »Ich habe so etwas schon tausendmal gesehen, aber ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen.«
    Marge legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du bist zwar ein alter Bock, Mike, aber ein gutes Herz hast du trotzdem.«
    Hollander warf ihr einen bösen Blick zu.
    »Verbrennungen an der Hand mit sieben«, fuhr Decker fort. »Aha! Enuresis mit neun. Das heißt, er war Bettnässer. Der Arzt hat ihm To … Tofin … Ich kann das nicht entziffern.«
    »Tofranil«, sagte Marge.
    »Ja, das ist es. Er hat ihm Tofranil

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