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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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dem Schreibtisch liegen. Dreimal dürfen Sie raten, für wen.«
    »Ach, Scheiße!«
    »Irgendwo ist jemand der Meinung, Sie wären zu weit gegangen. Man will Ihnen den Fall entziehen«, sagte Morrison.
    »Ich habe dieses Arschloch doch bloß ein bißchen angepikst«, sagte Decker.
    »Tja, und jetzt hat dieses Arschloch Sie erledigt.«
    »Wer hat es denn auf mich abgesehen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Arlington muß einen Mann bei der Polizei haben.«
    »Wahrscheinlich sogar mehr als einen«, sagte der Captain. »Das Versetzungsgesuch kam von der Hollenbeck Division. Angeblich brauchen sie einen Officer Ihres Dienstgrades mit Spanischkenntnissen.«
    Decker fluchte.
    »Ich lasse mich nicht versetzen.«
    »Sie werden wohl in den sauren Apfel beißen müssen.«
    »Das wollen wir doch mal sehen.« Decker knallte Morrison seine Marke und die Dienstwaffe auf den Tisch.
    »Nun werden Sie bloß nicht dramatisch, Pete. Sie wissen, daß Ihnen gar nichts anderes übrig bleibt. Seien Sie lieber froh, daß Ihnen noch keiner den Kopf abgerissen hat.« Morrison spulte das Band zurück. »Sicher hat Arlington uns nicht alles gesagt, aber deshalb dürfen Sie ihm nicht drohen. Verflucht, Pete, Sie wissen das doch!«
    »Manchmal muß man die Vorschriften einfach ein bißchen freier auslegen. Herrgott, ich habe gesehen … Sie haben doch auch gesehen, was mit der Kleinen passiert ist, und ich will nicht, daß sich so etwas noch einmal wiederholt. Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
    »Ich will Sie etwas fragen, Sergeant. Was hätten Sie gemacht, wenn er den Schwanz nicht eingezogen hätte? Wenn er Ihnen und der Polizei eine Multimillionendollarklage wegen Behördenwillkür oder Verleumdung auf den Tisch geknallt hätte? Als Polizist hätten Sie kein Bein mehr auf die Erde gekriegt, und die Zulassung zum Anwalt wäre Ihnen vermutlich auch entzogen worden. Was hätten Sie dann gemacht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Finden Sie nicht, das hätten Sie sich früher überlegen sollen?«
    »Ab und zu muß man seinen Prinzipien treu bleiben.«
    »Was hätten Sie also gemacht?« Morrison ließ nicht locker.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung! Aber eines weiß ich genau, Captain. Wenn ich untätig geblieben wäre, hätte ich mich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen können. Das ist kein Job der Welt wert.«
    »In meiner Abteilung ist kein Platz für aufgeblasene Kreuzritter, Decker.«
    Du bist am Zug, dachte Decker. Nun setz mich schon endlich schachmatt. Er schwieg.
    »Warum haben Sie mir nicht gesagt, was Sie vorhatten?« fragte Morrison.
    »Ich wußte doch, daß Arlington für Sie tabu war. Es reichte schon, daß ich Kopf und Kragen riskiere. Warum sollte ich Sie da auch noch mit reinziehen?«
    »Mir kommen gleich die Tränen«, meinte Morrison ironisch. »Wieso haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie nach einer Verbindung zwischen Arlington und den Geilen Großvätern suchen?«
    »Hätte ich machen sollen.«
    »Ganz meine Meinung.«
    Decker hob die Hände. »Ich hatte unrecht. Und viel gebracht hat es auch nicht.«
    Eine Zeitlang sagte keiner von beiden ein Wort.
    »Ich lasse mich nicht wieder nach East L. A. versetzen«, sagte Decker schließlich. »Und schon gar nicht unter diesen Umständen.«
    »Sie hängen also Ihren Job an den Nagel. Und was dann? Fangen Sie wieder als Anwalt an? Ich dachte, Sie können die Rechtsverdreherei nicht ausstehen. Was wollen Sie machen?«
    »Behalten Sie mich hier«, sagte Decker. »Meine Spanischkenntnisse werden hier genauso benötigt wie drüben.«
    »Warum sollte ich? In letzter Zeit haben Sie nicht gerade sehr mannschaftsdienlich gespielt.«
    »Hören Sie, Captain. Sie haben mich schließlich selbst in die Mordkommission geholt.«
    Morrison ließ sich das durch den Kopf gehen.
    »Nehmen Sie Ihre Marke und Ihr Eisen und gehen Sie wieder an die Arbeit«, sagte er. »Mal sehen, ob wir die Versetzung nicht doch noch rückgängig machen können. Vielleicht hören Sie auf damit, sich wie ein Vollidiot zu benehmen, wenn Sie wieder mit unseren jugendlichen Straftätern zu tun haben.«
    »Bei Kindern zeige ich mich immer von meiner Schokoladenseite.«
    »So eine flapsige Antwort hätte ich von einem altgedienten Veteranen wie Ihnen nicht erwartet, Pete.«
    Decker kam sich plötzlich uralt vor. Er dachte an Rinas glatten, nackten, jungen Körper. Hoffentlich sah er nicht so aus, wie er sich fühlte.
     
    Er blätterte in den Stapeln von 1040ern und 540ern auf seinem Schreibtisch. Cecil Pode hatte sein Leben lang

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