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Das Hohelied des Todes

Das Hohelied des Todes

Titel: Das Hohelied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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noch einer von euch Kontakt mit Chris gehabt?«
    »Ein bißchen. In der ersten Woche, nachdem sie weg war«, sagte Brian. »Er kam immer wieder an und hat versucht, sie zu finden. Danach nicht mehr.«
    »Chris und ich waren zusammen im Motorradclub«, sagte ein Junge mit strähnigen, dunklen Haaren und dickem Adamsapfel. Er hatte eine voll tönende Baritonstimme und hieß Marc. »Ich habe ihn vor ein paar Wochen zum ersten Mal seit damals wieder getroffen. Er hatte seine Maschine an jemanden aus dem Club verkauft, weil er angeblich pleite war. Das habe ich ihm auch abgenommen. Er sah fürchterlich aus, total fix und fertig. Wollte wissen, ob ich was von Lindsey gehört hätte. Hatte ich natürlich nicht.« Die schwarzen Augen des Jungen blickten wach und lebendig. »Er kann sie nicht umgebracht haben, Officer. Das soll nicht heißen, daß sie nicht vielleicht doch erst zusammen abgehauen sind, aber getötet haben kann er sie einfach nicht. Er war wirklich verrückt nach ihr.«
    »Weiß einer von euch seine Telefonnummer?«
    »Er steht im Telefonbuch«, sagte Lisa.
    »Sind Chris und Lindsey mit euch rumgezogen, oder hatten sie ihre eigene Clique?«
    »Manchmal waren sie mit uns zusammen«, sagte Heather. »Manchmal haben mein Freund und ich mit den beiden etwas unternommen. Aber meistens waren sie allein. Über seine Freunde weiß ich nicht viel.«
    »Hat Lindsey vielleicht irgendwann einmal erwähnt, daß sie ein Mädchen kannte, das schwerhörig war? Oder eine Taube?«
    »So was wie eine Taube auf dem Dach?« witzelte Brian.
    »Eine Gehörlose«, fauchte Lisa.
    »Häh?« machte Brian.
    »Kannst du denn nie ernst sein, Armor? Das ist jetzt nicht die Zeit für blöde Witze«, fuhr Marc ihn an. Er drehte sich zu Decker um. »Mir hat sie nie etwas von einer Tauben erzählt.«
    »Mir auch nicht«, sagte Heather.
    »Hatte Chris gehörlose Bekannte?«
    Leere Blicke.
    »Von euch hat also keiner mehr etwas von Lindsey gehört, seit sie verschwunden ist?«
    Alle schüttelten den Kopf.
    »Hat Lindsey je eine Anspielung gemacht, und sei es auch nur im Scherz, daß sie mit Chris durchbrennen wollte?«
    »Lindsey war bestimmt verknallt in den Typ«, sagte Marc. »Aber es wäre nicht ihre Art gewesen, einfach abzuhauen. Sie hatte jede Menge Pläne für ihr Senior Year in der Schule.«
    »Zum Beispiel?« fragte Decker.
    »Zum Abschlußball gehen. Cheerleader sein«, sagte Heather.
    »Sie war für ihr Leben gern Cheerleader«, fügte Lisa hinzu. »Und sie wollte Model werden. Die Figur dafür hatte sie.«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Brian lüstern. Die anderen Jugendlichen sahen ihn vorwurfsvoll an. Er wurde rot. »Lindsey scheint ein nettes Mädchen gewesen zu sein«, sagte Decker. »Aus Rücksicht auf ihre Eltern hat sie so getan, als träfe sie sich nicht mehr mit Chris, und sie war ein begeisterter Cheerleader. Fällt sonst noch jemandem etwas ein?«
    »Sie war ein Püppchen«, sagte Lisa. »Nicht besonders helle.«
    »Im Gegensatz zu dir vielleicht?« sagte Brian.
    »Halt die Klappe, Armor.«
    Brian wurde wütend. »Hackt doch nicht dauernd auf mir rum!« schrie er und lief knallrot an.
    Alles wurde still. Eine Minute verstrich, dann lachte Brian hohl auf.
    »Sie war spitze«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Sie war zu jedem nett … sogar zu mir.«
    »Sie war wirklich ein lieber Mensch«, sagte Marc leise. »Die Welt könnte mehr Leute wie sie gebrauchen.«
    Decker mußte zugeben, daß Lindsey sich nicht nach einer typischen Ausreißerin anhörte. Nichts deutete auf schweren Drogenmißbrauch hin, sie schien keinen Haß auf ihre Eltern gehabt zu haben, sie hatte Freunde, auf die sie sich verlassen konnte, und war an schulischen Aktivitäten beteiligt gewesen. Es roch immer mehr nach einer Entführung. Entweder steckte ihr Freund dahinter, dann hatte Decker einen Anhaltspunkt, oder aber Chris Truscott hatte nichts damit zu tun, und Decker konnte wieder ganz von vorn anfangen.
    Er klappte das Notizbuch zu und gab den Jugendlichen seine Karte. »Wenn einem von euch noch etwas Nützliches einfällt, ruft mich an.«
    Lisa blinzelte und formte mit den Lippen das Wort »Decker«.
    »Haben Sie vielleicht eine Tochter, die im Leichtathletikteam ist?« fragte sie.
    Decker nickte. »Kennen Sie Cindy?«
    »Nicht persönlich. Ich erinnere mich nur an eine Rothaarige mit langen Beinen, die Decker hieß und letztes Jahr an den Wettkämpfen teilgenommen hat. Die war vielleicht schnell. Sie könnte direkt zur Olympiade.«
    In Decker

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